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Was der VVO von Riesa lernen kann

ÖDP-Listenkandidat Steffen Förster macht sich im Wahlkampf für die Regionalbahn von Meißen nach Nossen stark.

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Steffen Förster aus Meißen (hier im Museum Meißen) kandidiert zur Landtagswahl für die Landesliste der Ökologisch-Demokratischen Partei.
Steffen Förster aus Meißen (hier im Museum Meißen) kandidiert zur Landtagswahl für die Landesliste der Ökologisch-Demokratischen Partei. © Claudia Hübschmann

Herr Förster, Meißens CDU-Landrat Arndt Steinbach und der Riesaer CDU-Landtagsabgeordnete Geert Mackenroth setzen sich für einen S-Bahn-Takt von Riesa nach Dresden ein. Ist die Idee, die RB 110 aufleben zu lassen, damit endgültig vom Tisch?

Jetzt, fünf Jahre nach dem Abbestellungsbeschluss zur RB 110 zwischen Meißen und Döbeln, wird es immer offensichtlicher, dass es sich um eine Fehlentscheidung handelte. Um diesen Fehler zu beheben, wurden im Dezember 2018 in den Doppelhaushalt des Freistaates für 2019/20 14 Millionen Euro eingestellt. 

Aus diesem Budget dürfen sich der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) und der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) bedienen, um die Eisenbahnverbindung zwischen Döbeln und Dresden schnell und modern wiederherzustellen. Der Ministerpräsident hat die Sache auf seiner Agenda und im Nachbarkreis setzen sich Kommunalpolitiker quer durch die gesamte Parteienlandschaft für den Lückenschluss über Roßwein-Nossen-Meißen ein.

Weshalb ist in dieser Sache noch nichts passiert?

Während der MDV signalisiert, den Schienen-Personen-Nahverkehr (SPNV) auf seinem Gebiet – also bis kurz vor Nossen – wieder einzurichten, sträubt sich der VVO mit allerlei Ausflüchten gegen die Befahrung der Strecke über Roßwein-Nossen-Meißen-Triebischtal. 

Zuletzt wurde der Staatsminister der Justiz a. D. Geert Mackenroth als Verkehrsexperte präsentiert. Hätte sich Geert Mackenroth einmal von seinem Wohnort Radebeul nach Riesa, wo sein Wahlkreisbüro ist, zum Bahnhof begeben, hätte er feststellen können, dass diese Mittelstadt mit RB-, RE- und sogar IC und ICE-Halten eisenbahnmäßig besser angebunden ist als vergleichsweise größere sächsische Mittelstädte, ja besser als die Großstadt Chemnitz.

Wie beurteilen Sie die Auslastung des RE Saxonia? Sollte er künftig im S-Bahn-Takt, also halbstündlich, fahren?

Wer jemals zwischen Coswig und Riesa auf einem der Bahnsteige in ländlichem Gebiet auf den RE 50 Saxonia wartete, konnte erleben, dass die Zahl der Ein- und Ausstiege überschaubar ist. Dabei verkehrt der RE 50 stündlich – ein Takt, den wir uns auf der RB 110 bis Döbeln immer gewünscht haben. Zwischen Leipzig und Döbeln gibt es den einstündigen Takt seit mehr als 25 Jahren. Woher soll das Fahrgastpotenzial zwischen Coswig und Riesa kommen? Was das Entwicklungspotenzial beider Strecken anbelangt, wurde und wird hier mit zweierlei Maß gemessen.

Woher sollen die elf Millionen Euro kommen, um die Gleise für die RB 110 zu sanieren?

Diese Zahl stammt noch von der DB, bei der vieles teurer ist als bei kleinen Eisenbahngesellschaften. Außerdem diente sie dazu, 2014 die Verbindung als unwirtschaftlich zu denunzieren. Wenn dem so wäre, hätte die Eisenbahnaufsicht weder den vier Sonderfahrten mit dem Triebfahrzeug Pesa-Link am 18. Mai, noch die sonstigen täglichen Güterzugfahrten zwischen Döbeln und Meißen, von denen die meisten der regelmäßigen Versorgung des Tanklagers Rhäsa dienen, zugestimmt. 

Es geht weniger um Sanierung als vor allem um Nachrüstung bei der Signal- und Stellwerkstechnik. Die Kosten dafür sind mit circa vier Millionen Euro veranschlagt und können aus dem oben genannten Budget des Landeshaushaltes genommen werden.

Wird der urbane Raum gegenüber ländlichen Gebieten bevorzugt?

So kann man das sagen. Im Westen des Kreises Meißen klafft ein riesiges Loch in der Versorgung der Bevölkerung mit SPNV: Es reicht von Riesa bis Freiberg – circa 45 Kilometer – und von Meißen bis Döbeln – circa 25 Kilometer. Von einer sinnvollen Daseinsvorsorge kann hier keine Rede sein, der angebotene Omnibusverkehr ist keine Alternative, sondern eine billige Notlösung. 

Was ist von einem Nahverkehrs-Zweckverband, wie dem VVO, eigentlich zu halten, der solche Zustände billigt, sie sogar erst herbeigeführt hat, und seinen Versorgungsauftrag am liebsten auf Ballungsgebiete wie Dresden und Umgebung erstreckt, statt seinen Zweck auch darüber hinaus zu erfüllen, und die Bevölkerung angemessen mit zweckmäßigem Nahverkehr zu versorgen?

Die Fragen stellte Peter Anderson.