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Was Fahrlehrer zur Punkte-Reform sagen

Die Punktesystem für Verkehrssünder in Flensburg soll vereinfacht werden.Doch reicht das, um Raser langsamer zu machen?

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Von Peggy Zill

Jede Minute werden in Flensburg 20 Punkte für Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung vergeben. Über die Jahre haben sich so über 47 Millionen Punkte angesammelt. Das System will Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nun reformieren. Ein Verkehrsverstoß soll künftig mit maximal zwei Punkten bestraft und der Führerschein bei acht Punkten entzogen werden. Bisher war der Führerschein erst bei 18 Punkten weg. Auf schwere Verstöße standen aber bis zu sieben Punkte in Flensburg.

Fahrlehrer Ralph Hoffmann aus Döbeln sagt, dass eine Reform schon lange überfällig ist. „Für den, der die Punkte bekommt, muss das System transparenter werden.“ Oft werde er von Fahrern angesprochen, die unsicher sind, wie viele Punkte sie für ein Vergehen zu erwarten haben. Wer zum Beispiel innerhalb kurzer Zeit zwei Mal geblitzt wird, muss mit der doppelten Punktzahl rechnen. Und dann gibt es noch die Überliegefrist, die beachtet werden muss. Das bedeutet, dass ein Jahr nach Ablauf der Tilgungsfrist Punkte aufbewahrt werden. Diese können wieder reaktiviert werden, wenn bekannt wird, dass vor dem Ablauf der Tilgungsfrist wieder gegen Verkehrsregeln verstoßen wurde. „Wichtig wäre auch, dass die Bestrafung schneller durchgeführt wird“, meint Hoffmann. Mitunter würden Monate vergehen.

Die Fahrschule Hoffmann bietet auch Seminare zum Punkteabbau an. „Die meisten kommen auf Anordnung, nur wenige schon vorher“, sagt Hoffmann.

Ab acht Punkten in Flensburg wird den Fahrern nahegelegt, ein solches Seminar zu besuchen. Auch bei der Fahrschule von Falk Behrenz in Waldheim kann man ein solches belegen. „Manche sagen, dass es etwas gebracht hat, manche kommen nur zum Abbau“, sagt der Fahrlehrer. Nicht nur das Punktesystem, auch die erzieherischen Maßnahmen müssten laut Behrenz reformiert werden. „Da müsste viel früher angesetzt werden.“

Vor allem Männer scheinen sich bisher eher wenig für Verkehrsregeln zu interessieren. 78 Prozent der Kunden im Verkehrszentralregister sind Männer. Das starke Geschlecht fällt überdurchschnittlich oft wegen Alkoholfahrten auf. Frauen haben eher Probleme mit Vorfahrtsregeln. Über die Hälfte ihrer Eintragungen bekommen sie wegen Geschwindigkeitsübertretungen.

Wie viele Mittelsachsen in der Verkehrssünderkartei vertreten sind, konnte das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg nicht sagen. Die Statistik erfasst nur nach Bundesländern. Im Landkreis Mittelsachsen ordneten die Mitarbeiter der Fahrerlaubnisbehörde im vergangenen Jahr 331 Nachschulungen für auffällige Fahranfänger und Kraftfahrer mit mehr als 14 Punkten an. Verwarnungen wegen Verstößen in der Probezeit oder mehr als acht Punkten in Flensburg gab es 2010 insgesamt 756. 384 Führerscheine wurden entzogen.