Von Stefan Schwarzenberg
Was ist, wenn mein Vater stirbt? – Wie kann man eine solche Frage stellen … Wir wissen natürlich, dass wir alle eines Tages uns mit den Fragen nach dem Tod unserer Angehörigen und irgendwann auch mit den Fragen nach unserem eigenen Sterben auseinandersetzen müssen. Doch wie gern verdrängen wir diese unangenehmen und ernsten Fragen und schieben sie weg, weil wir denken, es wäre noch viel Zeit! Doch wenn wir ein gewisses Alter erreicht haben oder wenn unsere Angehörigen schon lange Rentner sind, dann müssten wir eigentlich langsam daran denken, dass ein Abschied unausweichlich immer näher kommt. Welchen Sinn hat es aber, sich mit dem eigenen Sterben oder mit dem bevorstehenden Tod eines Angehörigen zu beschäftigen? In einem alten Gebet heißt es: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden!“ Dass heißt: Ich begreife schweren Herzens, dass dem Leben meiner Lieben eine Grenze vorgegeben ist und dass auch mein eigenes Leben begrenzt ist. Nutzen wir also die Zeit, die uns auf Erden noch gegeben ist. – Was ist, wenn mein Vater stirbt? Kann ich mich auf seinen Tod und auf den Abschied von ihm vorbereiten? – Mein eigener Vater hat es mir zu Lebzeiten in dieser Frage leicht gemacht. Er hat mir gesagt, wie er sich seine Beerdigung wünscht. Er wählte für die Traueransprache einen Bibelvers aus und legte Texte für Lesungen und Lieder für die Trauergemeinde fest. Er erinnerte mich daran, wem wir nach seinem Tod in seinem Namen danken sollten. – Jetzt ist mein Vater im Alter von 87 Jahren gestorben. Wir, seine Frau, meine Geschwister und ich, die ganze Familie sind natürlich traurig, aber nicht verzweifelt. Wir mussten uns innerlich darauf vorbereiten, dass er eines Tages gehen würde. Und nun, wo das traurige Ereignis eingetreten ist, halten wir uns fest an dem Trost des christlichen Glaubens: Wir Christen glauben daran, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Wir sprechen von den Verstorbenen als den Menschen, die heimgegangen sind.
Im Johannesevangelium heißt es: Jesus Christus spricht: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.“
Das ist eine der starken Seiten des christlichen Glaubens, dass wir eine Hoffnung haben, die über den Tod hinaus reicht. Keiner kann das beweisen. Keiner muss das glauben. Aber wir dürfen uns angesichts von Tod und Sterben festhalten an dem, was schon Millionen Menschen vor uns geholfen hat. Wenn wir in unserer Familie nun Abschied nehmen von unserem Vater, dann tröstet uns die Gewissheit, dass er längst in eine schönere Wohnung umgezogen ist. Und wenn Sie selber zu diesen Fragen mit Ihren Zweifeln, Sorgen oder Ängsten einen Gesprächspartner suchen, dann gehen Sie doch auf uns Christen zu. Vielleicht finden auch Sie einen Halt, bevor es ans Abschiednehmen geht? Das wünsche ich Ihnen!