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Warum lila Licht bei der Schlössernacht verpönt ist

Am Samstag geht es in Dresden auch um seltene Tierchen, die ein Zuhause am Schloß Albrechtsberg gefunden haben.

Von Nadja Laske
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Schlossgeschichten im Römischen Bad: Katharina Salomo als Rosalie von Rauch und Thomas Zahn als Earl of Findlater plaudern aus dem Nähkästchen.
Schlossgeschichten im Römischen Bad: Katharina Salomo als Rosalie von Rauch und Thomas Zahn als Earl of Findlater plaudern aus dem Nähkästchen. © Sven Ellger

Lila Licht geht gar nicht. Das ist der pure Horror. Wer kleine Tiere ärgern will, startet diesen letzten Versuch. Einen weiteren wird es nicht geben, denn auf das Umweltamt ist Verlass. Es würde einschreiten und den nächtlichen Seglern zu Hilfe kommen. Mirco Meinel weiß das. Am Sonnabend startet seine Schlössernacht mit rund 6.000 Besuchern auf den Arealen der drei Elbschlösser. Dazu gehört auch das Römische Bad unterhalb Schloss Albrechtsbergs. Es bietet zwar einen jämmerlichen Anblick zwischen Verfall und stagnierender Sanierung. Doch es hat seinen Reiz – besonders für Fledermäuse. Sie haben dort ein herrliches Domizil gefunden und sicher nicht vor, für eine Partynacht auszuziehen, um einen ruhigeren Ort zu suchen.

Anders herum: Der Veranstalter muss dafür sorgen, dass die Tierchen nichts übermäßig stört. Auch kein lila Licht. „Aus Studien und Untersuchungen des Auges der Fledermaus weiß man, dass sie bestimmte Strahlungen nicht gut vertragen“, sagt der Dresdner Fledermaus-Experte Wolfgang Hahn. Auch Grün hat eine solch negative Wirkung. Rot- und Orangetöne indes lassen die Nachtschwärmer unbeeindruckt. Mit diesem Wissen gehen die Lichttechniker ans Werk, die dieser Tage das Festgelände auf die perfekte Strahlkraft vorbereiten. Zuständig dafür ist die Firma SAM Production aus Kesselsdorf, beauftragt von Mirco Meinels Veranstaltungsagentur First Class Concept. Als Berater hat der Technische Leiter, Peter Acs, den Fachmann für Artenschutz und Biotopentwicklung, Wolfgang Hahn, herangezogen. Gemeinsam haben sie ein Lichtkonzept entwickelt, das allen Anforderung genügen soll: Das Römische Bad wird soweit beleuchtet, dass die dort geplante Lesung nicht in Finsternis versinkt, die Schlössernachtgäste finden sich zurecht, der markante Bau von 1850 wird eindrucksvoll in Szene gesetzt und den Fledermäusen entsteht kein Stress.

„Wir müssen darauf achten, dass die Brutstellen und Verstecke der Tiere im oberen Teil des Halbrunds nicht angeleuchtet werden“, erklärt Peter Acs von SAM Production. Lediglich die 16 Säulen davor dürfen beleuchtet sein, und zwar mit einem so schmalen Lichtkegel, der die Umgebung nicht mit trifft. Insgesamt 24 Schweinwerfer installiert Acs Team direkt am Römischen Badgebäude, dazu zehn indirekte Wegebeleuchtungen und Lichterketten, die den Besuchern beim Wandeln Orientierung geben.

Im Juli 1980 wurde im Römischen Bad noch gebadet. Seit Jahren können es die Dresdner nicht einmal mehr betreten. Für die Sanierung sind nun möglichst viele Unterschriften gefragt. 
Im Juli 1980 wurde im Römischen Bad noch gebadet. Seit Jahren können es die Dresdner nicht einmal mehr betreten. Für die Sanierung sind nun möglichst viele Unterschriften gefragt.  © Waltraut Kossack

„Wir haben Ultraschalldetektoren angebracht, die an den ruhigen Tagen vor der Veranstaltung und während der Schlössernacht die Aktivität der Fledermäuse messen“, erklärt Experte Wolfgang Hahn. So könne man hinterher auswerten. Von den insgesamt 20 verschiedenen Fledermausarten, die im Elbthal beheimatet sind, wurden 14 im Römischen Bad gesichtet. Anders als die Waldschlößchen-Hufeisennase, deren Existenz oft angezweifelt wurde, und die des Wachtelkönigs, der 2012 zum Verbot des Feuerwerks zur Schlössernacht führte, ist das eine überzeugende Größe. Allerdings keine Überraschung. „Vermutlich waren im Römischen Bad schon von Anfang an Fledermäuse zuhause“, vermutet Wolfgang Hahn. Das Klima dort sei ideal: Es gibt viele Hohlräume, in die sich die Tiere verkriechen können, der Bau ist im Winter besonnt und hält entsprechend warm. Im Sommer bleibt er schön kühl und die Elbe mit ausreichend Insekten in der Luft ist nicht weit.

Schon im Jahr 2013 sollte das Römische Bad saniert werden. Doch der Plan scheiterte wegen anderer städtischer Ausgaben. Dass sich viele Dresdner wünschen, den markanten Ort bald wieder nutzen zu können, weiß auch Mirco Meinel. Deshalb sammelt er am Sonnabend Unterschriften für die baldige Restaurierung. Auf Postkarten, die vor Ort ausgegeben werden, können die Gäste ihren Namen vermerken und in einen Postmodern-Kasten werfen. Sie gehen dann gebündelt als Bitte der Dresdner an die Stadtverwaltung.

11. Dresdner Schlössernacht
13. Juli, 18 Uhr, der Vorverkauf endet am 12. Juli
300 Restkarten an der Abendkasse zu 45 Euro
www.dresdner-schloessernacht.de