Was sich in seiner Hausarztpraxis ändert

Helles Grün und die Frühlingssonne färben das künftige Sprechzimmer freundlich. Bislang haben hier noch keine Patienten Platz genommen. Kay Herbrig, der die Hausarztpraxis der Hutbergregion führt, fühlt sich allerdings schon wie zu Hause.
Kein Wunder, denn die neuen Zimmer liegen auf derselben Etage wie die bisherigen Räume. Um rund 100 Quadratmeter erweitert er seine bestehende Praxis am alten Standort in der August-Bebel-Straße in Herrnhut aktuell - und um einige neue Gesichter.
Dabei geht es nicht nur um Allgemeinmedizin: "Ab 1. Juli wird Babette Hanspach hier für den Bereich Psychiatrie zuständig sein", erklärt Herbrig. Seit Januar ergänzt zudem der tschechische Assistenzarzt Petr Linka für ein Jahr das Team um Herbrig und den seit zwei Jahren bei ihm arbeitenden Kollegen Thomas Pfefferkorn. Gemeinsam mit dann sieben Schwestern - zwei zusätzliche Kolleginnen werden dazu stoßen - betreuen die vier Ärzte dann die Patienten in der Hutbergregion bis nach Bernstadt und Obercunnersdorf.
Dass Kay Herbrig mit der Neurologin Hanspach eine neue Fachrichtung in der Praxis etablieren kann, ist eine Besonderheit: "Rein formal und statistisch ist die Region mit Nervenärzten überbelegt", erklärt Herbrig den Ausgangspunkt. Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsens (KVS) hat allerdings einen Sonderbedarf für Herrnhut festgestellt und deshalb einen halben Sitz für Herrnhut zugelassen. Mit Babette Hanspach kommt eine Medizinerin nach Herrnhut, die bereits auf der Gerontopsychiatrischen Station des Fachkrankenhauses Großschweidnitz Erfahrungen gesammelt hat.
Wo genau liegt aber der Sonderbedarf für Herrnhut und die Umgebung? "Wir haben zum einen durch die diakonischen Einrichtungen und Seniorenheime, aber auch generell durch das Alter der Bevölkerung häufiger mit psychosomatischen und depressiven Erkrankungen oder auch Schlafstörungen zu tun", erklärt Herbrig. In der normalen Hausarztpraxis ist für eine optimale Behandlung dieser Probleme allerdings kaum genügend Zeit. Deshalb setzt der Herrnhuter Arzt darauf, die Lage in und um Herrnhut nun verbessern zu können und auftauchende Probleme zeitnah zu lösen.
Allerdings, schränkt er ein, sei es eben nur ein halber Sitz, der im Quartal 750 Patienten betreuen kann und auch beim Leistungsspektrum einige Einschränkungen zu beachten hat. Das war die Bedingung der KVS für die Zusage. Zum Vergleich: Pro Quartal werden in Herbrigs Praxis 2.200 bis 2.400 Patienten hausärztlich versorgt. Pro Jahr summiert sich das auf insgesamt 8.600 verschiedene Kassenpatienten, die behandelt werden.
Glücklich ist Kay Herbrig nicht nur, dass er mit der Neurologin eine Verstärkung gefunden hat, sondern auch die Zusage von Petr Linka ist eine sehr gute Nachricht. Über den Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin Oberlausitzer Bergland, mit dem Herbrig erfolgreich zusammenarbeitet, ist der Kontakt zustande gekommen. "Und auch nach dem Jahr, das Petr Linka bei uns ist, wird es wieder einen neuen Kollegen geben", gibt sich Herbrig überzeugt. Nicht nur Ärzte zu finden, ist mittlerweile eine Herausforderung - auch Verstärkung fürs Schwestern-Team war mit Suche verbunden, erklärt der Arzt.
Ohne Komplikationen - so hofft der Mediziner - wird hoffentlich der Aus- und Umbau des künftigen Ärztehauses vorangehen: Für rund zwei Millionen Euro wird die Stadt in diesem Jahr das frühere Predigerseminar der Evangelischen Brüder-Unität im Civitatenweg 1 in Herrnhut sanieren und als eine Art medizinisches Versorgungszentrum umbauen. Herbrig wird mit seinen Kollegen dann im Erdgeschoss und im Dachgeschoss einziehen, das ist vertraglich vereinbart.
Um den Bau zu finanzieren, wird die Stadt Herrnhut einen Kredit in Höhe von 500.000 Euro aufnehmen, Herbrig verpflichtet sich im Gegenzug darauf, 20 Jahre lang die Räume zu mieten. Mitte Mai sollen die Aufträge für die Baufirmen vergeben werden, 2021 könnte die Praxis umziehen. Bis dahin bleibt sie an angestammter Stelle - mit mehr Platz.
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