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Was vor 100 Jahren in der Zeitung stand

1. September Während des Unterrichts ereignete sich in der niederen Schule von Oberoderwitz ein „Unglücksfall“. Während der Vorführung eines Experimentes „Herstellung von Glas) zersprang eine Glasflasche derart, dass die Splitter derselben im Zimmer nach allen Richtungen flogen.

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1. September

Während des Unterrichts ereignete sich in der niederen Schule von Oberoderwitz ein „Unglücksfall“. Während der Vorführung eines Experimentes „Herstellung von Glas) zersprang eine Glasflasche derart, dass die Splitter derselben im Zimmer nach allen Richtungen flogen. Unglücklicherweise traf ein Splitter das linke Auge des Sohnes des Schuhmachers August Richter. „Der sofort hinzu gezogene Arzt fuhr den verletzten Knaben in seinem eigenen Automobil nach Zittau zum Augenarzt.“ Vermisst wird hier auch der 15-jährige, bei Tischlermeister Fritsche beschäftigte Lehrling Menschel. „Fritsche befand sich mit seinem Lehrling auf dem Bahnhof, von wo sich der dreiste Bursche heimlich entfernte.“

2. September

Auch in Reichenau kam es zu einem schweren Unfall, als der Sohn des Gärtnermeisters Queißer, mit dem Fahrrad vom Oberdorfe kommend, die Brücke am Gasthof „Zum Phönix“ passieren wollte. Infolge zu schnellen Fahrens kam er aus der Kurve nicht heraus, fuhr mit dem Rade gegen das eiserne Geländer und stürzte nun die einige Meter hohe steinerne Bachmauer hinab. „Schwerverletzt wurde er aufgehoben und nach Anlegung eines Nothverbandes mittels Geschirr der Klinik des Herrn Dr. Dreyzehner in Zittau zugeführt.“ In Kratzau wurde der Landwirt Schwerdtner durch „Hufschlag“ lebensgefährlich verletzt. „Der Verunglückte wurde in hoffnungslosem Zustand in das Krankenhaus Reichenberg gebracht.“

3. September

Zwei „Manöverunfälle“ ereigneten sich in der Nähe von Strahwalde. Dort erlitt ein Kanonier des Pirnaer Artillerie-Regimentes Nr. 28 einen Knöchelbruch; er wurde mit der Bahn nach Zittau gebracht und fand Aufnahme im hiesigen Garnisonslazarett. Der zweite Unfall soll erheblich schlimmer verlaufen sein. „Einem Kanonier des genannten Regimentes ging das Rad eines Geschützes über die Brust. Der sehr schwer Verletzte war bis Zittau nicht mehr zu transportieren. Er soll zunächst in einem Quartier in der Nähe des Manövergeländes untergebracht worden sein.“ Es wurde auch bekannt, dass infolge der großen Hitze bei dem Manöver der 10. Division bei Lauban vier Soldaten an Hitzschlag gestorben sind und etwa 300 Mann „schlapp wurden“.

4. September

Der diesjährige Herbstmarkt in Zittau war vom „herrlichsten Wetter“ begünstigt, so dass auch die Geschäftsleute mit dessen Verlauf durchaus zufrieden sein können. Besonders am Sonntag herrschte in den Straßen ein sehr reges Leben, das seinen Höhepunkt am späten Nachmittag erreichte. „Zu dieser Zeit war es auf dem Markte manchmal kaum zum Durchkommen. Sehr lebhaft ging es auch im Vergnügungseck auf dem Königsplatz zu. Riesige Mengen Würst’l wurden dort verzehrt, die Karussells drehten sich fast unaufhörlich, der Zirkus sah wiederholt eine Korona Schaulustiger in seinem Zelte vereinigt und nicht zuguterletzt machten auch die Bierzelt-Inhaber gute Geschäfte. Dafür sorgte schon die Sonne, die mit hundstagsmäßiger Gluth auf die Erde niederstrahlte!“

5. September

Gewarnt wird vor dem reisenden Vertreter Hermann Sachse aus Seifhennersdorf, der mit „Holzrouleaux-Mustern“ der Fa. Gerischer & Schotte ausgerüstet, Bestellungen für diese Firma aufnimmt, aber nicht liefert. „Er verkauft nämlich zu jedem Preise, da es ihm lediglich um die Erlangung einer Anzahlung zu thun ist. Um den überaus billigen Preis den Bestellern glaubhaft zu machen, schwindelt er ihnen vor, seine Firma habe die Warenlager der abgebrannten Zittauer Jalousinenfabrik erworben und verkaufe nun weit unter dem regulären Preis. Daran ist aber nichts Wahres; Die Staatsanwaltschaft sucht S.!“

6. September

In Zittau ist die von der Israelischen Religionsgemeinde im Laufe des Sommers auf dem Grundstück Lessingstraße 12 errichtete neue Synagoge nunmehr so weit fertiggestellt, „daß die Einweihung am Sonntag, den 16. September stattfinden kann“. In Löbau ist der „hier im Quartier liegende Leutnant Höfer vom Feld-Artillerie-Regiment Nr. 28 mit dem Pferde gestürzt und hat sich dabei den Fuß gebrochen“.

7.September

Auch in Obercunewalde ist ein Soldat des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 28 aus Pirna verunglückt. „Er stürzte mit dem Rade auf der steilabfallenden Fahrstraße. Im besinnungslosem Zustande wurde er aufgehoben und vorläufig in einem Hause von Neuendorf abgelegt.“ „Tödtlich verunglückt“ durch Kohlensäure-Vergiftung ist in Wilthen in der Hünlich’chen Fabrik der Arbeiter Kuhne, der trotz dringender Warnung seitens zweier Mitarbeiter zur Reinigung eines entleerten Gärbottichs in diesen zweimal eingestiegen war. „Nach dem zweiten Einstieg hat er, sich plötzlich krampfhaft an dem einen ihm von oben beistehenden Mitarbeiter angehalten. Obwohl zu dessen Hilfe ein weiterer Arbeiter geeilt war, ist es nicht gelungen, K. , lebend aus dem Bottich zu ziehen.“ (mo)

Quelle: Christian-Weise-Bibliothek Zittau Wissenschaftlicher Altbestand