26. März
Die „Jubiläumsmünzen“, die anlässlich des 100-jährigen Gedenktages des Aufrufs des Königs Friedrich Wilhelm III. „An mein Volk“ zu je drei Millionen Zwei- und Dreimarkstücken geprägt wurden, sind vom Finanzministerium auch der Finanzhauptkasse in Dresden,
27. März
Ein „türkisches Begräbnis“ fand in Reichenberg statt, wo der Infanterist Mehmed Ali vom 60. türkischen Inf.-Regiment nach zweimonatiger Krankheit gestorben war. An diesem Begräbnis nahmen eine Abordnung des hiesigen Offizierskorps sowie sämtliche türkischen Offiziere und Mannschaften teil. „Die Leiche wurde gewaschen und in weiße Leinen eingenäht. Ein türkischer Hodscha (Priester), der sich unter den türkischen Truppen befand, nahm die Einsegnung vor. Die Beisetzung des Toten erfolgte mit dem Gesicht nach Osten. Eine große Volksmenge wohnte der interessanten Bestattung bei.“
In „roher Weise von seinem Schwiegersohn mißhandelt“ wurde in Rumburg der 66-jährige frühere Ökonom Johann Eichler. „Herr Eichler hatte sich nur die Zinsen von einem seinem Schwiegersohn geborgten Kapital geholt und gleichzeitig das Kapital gekündigt. Darüber geriet der Schwiegersohn derartig in Zorn, daß er sich zu argen Mißhandlungen hinreißen ließ.“
28. März
Die Schließung der „Uhlig’schen Naturheilanstalt“ in Oybin, die von der Amtshauptmannschaft Zittau beschlossen worden ist, hat zu einer Protestversammlung geführt, die von „Freunden der naturgemäßen Lebens- und Heilweise“ im „Hotel zur Sonne“ einberufen worden war … Die Versammlung, die von etwa 150 Personen besucht war, gestaltete sich zu einer entschiedenen Protestkundgebung gegen das Vorgehen gegenüber der Uhlig’schen Anstalt; der Betrieb ist ab 1. April untersagt worden, „weil angeblich einige Patienten falsch behandelt worden seien“.
Auf der Bahnstrecke von Weimar nach Gera ließ sich eine unbekannte Frau mit ihrem sechsjährigen Töchterchen vom Zug überfahren. Während die Frau sofort getötet wurde, sind dem Kind, das überlebte, beide Beine abgefahren … In einem zurückgelassenen Brief bittet die Frau um ein „anständiges Begräbnis“.
29. März
Die Polen dringen im Königreich Sachsen seit einiger Zeit „mit steigender Energie und wachsenden Erfolgen“ vor. Das polnische Organ, die „Gazeta Lipska“, fordert alle Polen in Sachsen auf, polnische Wahlvereine zu gründen. „Wenn auch ein Wahlerfolg ausgeschlossen sei, so müsse doch das Polentum organisiert werden, und das könne man ganz besonders gut in Wahlzeiten, da dann keine behördlichen Beschränkungen zulässig seien!“ Mit der „Ablieferung von Leichen an die Anatomie“ befasste sich in Löbau der evangelisch-lutherische Kirchenvorstand. Der Vorsitzende, Herr Pastor prim. Wallenstein, erklärte, „daß vor der Fortschaffung von Leichen eine kirchliche Feier geboten sei … In Fällen der Not solle man sogar finanziell eingreifen, damit nicht lediglich Armut der Anlaß wird, daß verstorbene Gemeindeglieder gegen den Willen der Angehörigen an die Anatomie abgeliefert werden“.
In Löbau ist die „Bischofswerdaer Genossenschafts-Brauerei“ bis zu ihrem öffentlichen Verkauf pachtweise von der hiesigen „Union-Brauerei G.m.b.H.“ übernommen worden.
30. März
In Zittau haben die „städtischen Sprengwagen“ endlich ihre Tätigkeit wieder aufgenommen. „Namentlich von den Bewohnern der Vorstadt, die unter gräßlichem Straßenstaub in den letzten Wochen nicht wenig zu leiden hatten, wird die Straßensprengung mit großer Freude begrüßt.“ (mo)
Quelle: Christian-Weise-Bibliothek Zittau, Wissenschaftlicher und heimatgeschichtlicher Altbestand