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Wasserrohre frieren ein

In den letzten Tagen hat die Wasserversorgung Riesa-Großenhain 41 zerfrorene Wasserzähler wechseln müssen. Die Hauseigentümer werden auf den Kosten von etwa 68Euro sitzen bleiben. Denn sie hätten dafür...

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Von Birgit Ulbricht

In den letzten Tagen hat die Wasserversorgung Riesa-Großenhain 41 zerfrorene Wasserzähler wechseln müssen. Die Hauseigentümer werden auf den Kosten von etwa 68Euro sitzen bleiben. Denn sie hätten dafür sorgen müssen, dass die Wasserzähler nicht einfrieren, so Reinhard Sucher von der Wasserversorgung. Gleiches gilt natürlich für Hausanschlüsse. Auch hier müssen die Grundstückseigentümer dafür Sorge tragen, dass nichts einfriert. Was schon ungleich schwerer ist als im Haus.

Denn im Gegensatz zu den öffentlichen Hauptleitungen, die bis 1,50Meter tief im Boden liegen, ist der Hausanschluss gefährdeter, weil er eben nicht tief genug verlegt wurde. Momentan sitzt der Frost 80 Zentimeter tief im Boden, sagt Sucher. Ergebnis: 27 Mal musste der Bereitschaftsdienst des Wasserverbandes seit dem strengen Frost ausrücken. Die Männer leisten erste Hilfe, tauen die Eisstücken mit Warmwasser-Kärchern auf. Dann muss der Klempner ran.

Generell sollten die Fenster in den Kellern geschlossen bleiben, zugige Stelle ruhig mit Styropor verkleidet, Rohre mit Isoliermaterial ummantelt werden. Wenn die Temperaturen gegen Null Grad und knapp darüber steigen, rechnet Sucher mit noch mehr Notfälle. Vor allem Wasserschächte draußen und Gartenwasserzähler, die nicht genügend isoliert sind, wird es erwischen. Wie jedes Jahr.

Die rasant wechselnden Wetterlagen begünstigen das aber dieses Jahr besonders. Hauptbetroffene dürften diejenigen sein, die noch alte Stahlleitungen im Boden haben. „PE-Rohre dehnen sich aus und ziehen sich zusammen, bei Stahl entstehen dagegen feine Risse“, sagt Sucher. Von den 24000Hausanschlüssen im Wasserverbandsgebiet Riesa-Großenhain sind schon 23000aus Polyethylen.

Auch in der Friedhofsverwaltung steht das Telefon nicht still. Friedhofsmitarbeiter Jens Heinert hatte noch nie so viele Anfragen, ob Bestattungen stattfinden, wie in diesem Jahr. Dabei ist eigentlich nichts anders als in anderen Jahren, sagt er verwundert. Alle Beerdigungen finden statt. Schließlich hat der Gesetzgeber geregelt, wann ein Verstorbener zu bestatten ist, nämlich frühestens 48 und spätestens 96 Stunden nach seinem Tode. In Ausnahmefällen kann der Amtsarzt zwar eine Sonderregelung über die Verzögerung der Bestattung erteilen. Aber da weiß man sich vorher schon zu helfen. „Wenn wir wissen, dass eine Beerdigung ansteht, decken wir die Grabstelle vorher ab“, sagt Jens Heinert. Notfalls wird, so unschön das klingt, der Boden eben mit einer Spitzhacke oder Presslufthammer gelockert.

Altbekannt ist auch die Methode, Kohlenstaub auszustreuen und den gefrorenen Boden durchglühen zu lassen. Dann kann das Grab in den meisten Fällen ordentlich ausgehoben werden. „Früher mussten sich die Menschen ja auch helfen“, so Heinert. Genauso schwierig wie das Ausheben eines Grabes, gestalte sich zur Zeit allerdings auch das Schließen eines Grabes. Denn die Aushuberde gefriert sofort wieder zu harten Klumpen. Zumindest bei richtigem Frost wie in den letzten Tagen. Da lasse sich ein Grab nur schwer anhügeln. Zu sehen sein wird das im Frühjahr. Wenn die Eisklumpen tauen, sackt die Erde zusammen. Nachbesserungen werden in diesen Fällen natürlich vorgenommen.

Die Großenhainer gehen mit dem Thema Winter gelassen um. Vielleicht gelassener als andere. Denn was Jens Heinert Pfingsten 2010 beim Tornado gesehen hat, ist mit nichts zu vergleichen. Meterhoch waren Bäume auf Gräber gestürzt, Mauern eingebrochen, Zäune und Einfriedungen hatten sich durch die Wucht der entwurzelten Bäume gehoben. Allein auf dem Großenhainer Friedhof lag der Schaden bei 707000 Euro. Mehrere Wochen konnten keine Bestattungen stattfinden. „Das war wirklich schlimm“, sagt Heinert.