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Wasserwerk Großharthau so groß wie notwendig

Unser Leser Dr. F. K. GÖRBING schreibt zum Leserbrief von Gerd Kirchhübel zum Bau des Wasserwerkes in Großharthau (SZ vom 7. März, S.18 ):

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Es ist erfreulich, dass sich Herr Kirchhübel in der Bemessung von Wasserwerken übt, aber muss er deswegen die Leser der SZ, die an hohes Informationsniveau gewöhnt sind, gleich mit jeder falschen Nebenrechnung aus seinen Übungen behelligen?

Es gibt in Deutschland und besonders auch in Sachsen seit mehr als 100 Jahren Erfahrungen, wie man die einzelnen Anlagenteile der Wasserversorgung (Gewinnung, Aufbereitung, Förderung, Speicherung, Verteilung) auslegen muss, um Schwankungen im Verbrauchsverhalten der Menschen und Schwankungen mit anderen Ursachen auszugleichen. Diese Schwankungen gibt es tageszeitlich, stündlich usw. Vielleicht versucht Herr Kirchhübel dies einmal an sich selbst zu beobachten. Er kann sich auch einmal früh auf eine Kläranlage begeben, um ganz eindrucksvoll zu beobachten, wie viel zusätzliches Trinkwasser man beispielsweise zu dieser Tageszeit bereitstellen muss. Auch sollte eine Wasserversorgung mit dem Lebensmittel Nr. 1 nicht gleich in die Knie gehen, wenn mal ein paar heiße Tage auftreten, wenn sich mal Rohrbrüche einstellen, wenn es, Gott behüte, mal brennt. Aus allen diesen Gründen und noch viel mehr, muss man ein Wasserwerk und die Speicher im System nach dem maximalen (Tages)Bedarf auslegen, siehe SZ vom 13. und 14. Februar. Dabei ist es natürlich nicht das Gleiche, ob so ein Wasserwerk ausschließlich in eine kleinere Gemeinde oder eine ganze Versorgungsgruppe einspeist (Versorgungssicherheit).

Herr Kirchhübel hat nun den in SZ vom 14. Februar angegebenen maximalen (Stunden)Bedarf munter mit einem durchschnittlichen (mittleren) Bedarf verglichen, nicht achtend die Tatsachen, dass es Spitzenfaktoren gibt, dass ein Wasserwerk nicht 24 Stunden durchgehend betrieben wird, dass andere Bedarfsträger auftreten, dass Verluste im Netz zu verzeichnen sind u.v.a.m.

Wenn er bei seinen weiteren Übungen das alles berücksichtigt, wozu ich ihm gerne weitere Hinweise gebe, kommt er ziemlich genau auf das, was jetzt in Großharthau gebaut wird. Die Bemessung von Wasserwerken sollten wir Herrn Kirchhübel in Zukunft auch aus einem anderen Grund nicht überlassen. In der SZ vom 14. Februar wird dazu auf weitere Probleme wie u.a. Vorsorge und Versorgungssicherheit hingewiesen. Ich empfehle dem Leser, sich in einer weiteren kleineren Nebenrechnung den Spaß zu machen, diese Probleme zahlenmäßig einzugrenzen. Ich gebe ihm hiermit folgendes Beispiel an die Hand: Während der Flut 2002 fiel fast die gesamte Wasserversorgung des Weißeritzkreises besonders Wasserwerk Klingenberg aus. Weil die Wasserwerke im angrenzenden Dresdner Bereich eine hohe Versorgungssicherheit haben, konnte die enorme Fehlmenge ausgeglichen werden. (Vergleich hier Versorgungsgebiet West – Versorgungsgebiet Ost).

Die angegebenen Investkosten beinhalten alle Leitungen zur Anbindung an die Hauptleitungen des Versorgungsgebietes West. Die Investkosten für das Wasserwerk liegen im üblichen Bereich für solche zweistufigen Wasseraufbereitungsanlagen, siehe spezifische Investkosten.

Das Wasserwerk wird gebaut, um die Betriebskosten zu senken. Zusammen mit dem Wasserwerk Bischofswiesen und anderen kleineren Anlagen wird die Prozessführung der Gesamtwasserversorgung vorbereitet. Damit werden die Anlagen im Durchsatz so gefahren, dass insgesamt ein Kostenminimum erreicht wird und ausreichende Versorgungssicherheit besteht. Wenn Herr Kirchhübel in weiteren Nebenrechnungen gelegentlich versucht, die einmaligen und laufenden Aufwendungen für solch eine langlebige Anlage über den Nutzungszeitraum (30 bis 50 Jahre und mehr) zu diskontieren, so wird er feststellen, dass die laufenden Aufwendungen (Betriebskosten u.a.) eine absolute Dominanz aufweisen.

Die weiteren Einlassungen von Herrn Kirchhübel kommentieren sich von selbst. Diese Art und Weise mag in der deutschen Öffentlichkeit Raum greifen. Mein Geschmack ist das nicht.