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Wechselfröste machen Bauern zu schaffen

Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt, heißt es in einem Volkslied. Doch mit dem Einspannen ist es in diesem Jahr gar nicht so einfach. Der lange Frost und matschige Böden machen den Bauern in der Region Riesa zu schaffen.

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Von Jürgen Müllerund Annett Liebe

„2003 wird wohl ein sehr bescheidenes Erntejahr“. Diese Prognose trifft schon jetzt Gerhard Förster, der Vorsitzende der Agrargenossenschaft „Unteres Sächsisches Elbetal“ in Kreinitz. „Zwar sind die Frostschäden noch nicht genau zu spezifizieren. Doch vor allem Raps und Gerste sind geschädigt. Und auch der Weizen, der wegen des Hochwassers ohnehin erst spät gesät werden konnte, ist betroffen“. Schon der erste Frost vor Weihnachten, aber auch die Wechselfröste im Januar, haben den Beständen geschadet. Die Kreinitzer bewirtschaften mit 26 Leuten rund 2000 Hektar. Bereits jetzt sind die Bestände schwach und ausgedünnt, sagt Gerhard Förster. Schon wegen des Hochwassers seien die zu erwartenden Erträge nicht mit denen in vergangenen Jahren zu vergleichen. „Zusätzlich machten uns die matschigen Böden zu schaffen. Wir können mit unserer Technik nicht auf die Felder fahren“, so der Kreinitzer. In diesen Tagen soll auf den abgetrockneten Flächen Dünger aufgebracht werden. Nicht nur deshalb hoffen die Bauern, dass es in den kommenden Tagen warm und trocken bleibt.

„Es sieht nicht rosig aus“, sagt auch Jürgen Leuschke von der Agrargenossenschaft in Stösitz. Zu Frostschäden seien noch keine endgültigen Aussagen möglich. Raps und Gerste stünden schlecht, auch Weizen sei dünn. „Das Problem sind die Wechselfröste. Nachts die Kälte und tagsüber warm, dadurch heben und senken sich die Böden und die Wurzeln der Pflanzen können abreißen“, so Jürgen Leuschke. Derzeit seien die Äcker nicht befahrbar. Die Stösitzer nehmen erst mal Bodenproben und warten ab. „Wichtig ist, dass die Flussmeisterei endlich die Gräber beräumt, damit das Wasser abfließen kann.“ Die Stösitzer Agrargenossenschaft hat auf 750 Hektar unter anderem Gerste, Weizen, Raps und Mais angebaut und bewirtschaftet außerdem 110 Hektar Grünland.

Paußnitzer Auenflächen stehen noch unter Wasser

Eher vorsichtig mit Prognosen ist Karsten Däbritz, Verwalter des Hofes „Gut Elbaue“ in Paußnitz. Sechs Leute bewirtschaften dort rund 1 000 Hektar, bebaut vor allem mit Raps, Weizen und Gerste. „Wir müssen noch acht Tage warten, ehe Aussagen möglich sind, der Raps treibt ja gerade mal aus“, so der Verwalter. Neben den Frostschäden haben die Paußnitzer auch Sorgen mit Hochwasser und dem hohen Grundwasserspiegel. Vor allem Auenflächen standen und stehen unter Wasser.

Noch keine genauen Aussagen kann die Argargenossenschaft in Forberge machen. „Wir werden erst am Mittwoch auf die Felder gehen und die Schäden feststellen“, sagt Vorstandsvorsitzender Gunter Kutschke. Generell rechnet aber auch er mit Auswirkungen des Frostes. Wenigstens steht kein Wasser mehr auf den Feldern der Forberger, die ja im vergangenen Jahr besonders von der Hochwasserflut betroffen waren. Denn das angrenzende Dachziegelwerk hat Grundwasser abgeleitet. „Der Raps ist bereits gedüngt. Sobald wir wieder auf die Felder können, bekommt auch das Getreide Dünger“, so Gunter Kutschke.

Warmes, vor allem aber trockenes Wetter wünscht sich Bernd Ziemann, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Bauda. „Der Boden muss sich erwärmen und abtrocknen, damit Sauerstoff rein kommt“, erklärt er. Die nächsten zwei Wochen seien dehalb entscheidend. Retten können aber Sonne und laue Luft nicht mehr alles: Vor allem die Gerste- und Rapserträge, das zeichnet sich jetzt schon ab, werden dieses Jahr geringer ausfallen. Schuld ist die Feuchtigkeit Anfang des Jahres, als viele Felder tagelang unter Wasser standen. Und auch strenge Kälte im Dezember mit Tiefsttemperaturen von 17 Grad unter Null tat ihr Übriges. Bernd Ziemann: „Weil kein Schnee lag, ist der Frost richtig tief in den Boden eingedrungen. Das halten Gerste und Raps nur schwer aus.“