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Wehlturm bleibt im Visier

Rathen. Die Freiberger Bergakademie hat zwölf Messpunkte im Umfeld des Felsens angebracht, um Veränderungen feststellen zu können.

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Von Hartmut Landgraf

Der Wehlturm im Rathener Gebiet soll offenbar über das kürzlich gestartete Forschungspilotprojekt hinaus unter Beobachtung bleiben. Wissenschaftler der Bergakademie Freiberg hatten den Felsen im Oktober/November vermessen und gescannt und dafür zwölf Messpunkte in seinem Umfeld angebracht – u.a. an der Basteibrücke und auf der Felsenburg Neurathen.

Die Studie hatte das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie (LfuG) in Auftrag gegeben, um Verwitterungsprozessen im Elbsandstein auf den Grund zu gehen.

Sichtbare Veränderungen

Die Messpunkte sollen jedoch im Gelände bleiben, mit ihrer Hilfe könnte man sämtliche Koordinaten des Wehlturms jederzeit neu erfassen. Anhand solcher Wiederholungsmessungen wäre es dann möglich, Veränderungen am Fels sichtbar zu machen, sagt Peter Dommaschk vom Referat Ingenieurgeologie im LfuG. Den Verbleib der Marken habe man mit dem Nationalparkamt abgestimmt.

Hintergrund: Laut einer LfuG-Datenbank scheinen sich die Verwitterungsprozesse im Elbsandstein seit einigen Jahren zu beschleunigen (SZ berichtete). Nach dem spektakulären Felsabbruch am Wartturm im Jahr 2000 sind in der Sächsischen Schweiz noch eine ganze Reihe weiterer Felsstürze gemeldet worden – einer passierte 2005 in unmittelbarer Nähe der Untersuchungsstelle am westlichen Wehlturm. Bei der Wahl des Großen Wehlturms als Untersuchungsobjekt könnte ein Riss in seinem Gipfelkopf eine Rolle gespielt haben, den Bergsteiger 2006 bemerkten. Im Umweltamt wird das bestritten. Am Fuß des Felsens befindet sich bekanntlich die Felsenbühne Rathen.

Januar erste Ergebnisse

Die Behörde geht davon aus, dass Ende Januar erste Ergebnisse der Studie vorliegen. Die Labor-Untersuchungen der Gesteinsproben, die die Freiberger Wissenschaftler aus dem Wehlturm-Massiv entnommen haben, seien sehr zeitaufwändig, sagt Dommaschk. Allein die Frost-Tauwechsel-Experimente sollen sich über einen Monat hinziehen. Auf jeden Fall sollen die Laborwerte vor Beginn des zweiten Quartals vorliegen. Denn bis Ende 2008 wird in einem weiteren Schritt am Rechner eine Art virtuelle Plastik des Wehlturms entstehen, an der sich alle Untersuchungsdetails grafisch darstellen lassen.

Momentan haben die Forscher vom virtuellen Wehlturm noch nicht viel mehr als einen großen Haufen Koordinaten – „eine Punktwolke“, wie Dommaschk sagt. An der Bergakademie werden die Koordinaten momentan in sogenannte Vektorgrafiken umgewandelt, damit im Januar die Modellierung am Computer beginnen kann.