Von Carmen Schumann
Völkerwanderung ist gar kein Ausdruck für das, was da wieder am gestrigen „Tag des offenen Denkmals“ abging. Allein 17 Objekte waren in der Kreisstadt zu besichtigen. Sie alle wurden von den Bautzenern und ihren Gästen regelrecht erstürmt.
Dass die Bautzener ihre Denkmale heiß und innig lieben, ist ja lange bekannt. Auch beim diesjährigen Denkmaltag herrschte wieder Volksfeststimmung. Mit Kind und Kegel drängten sich die Bürger vor den Toren ihrer Objekte der Begierde, erstiegen jene Türme, die sonst leider verschlossen bleiben. Diesmal waren das der Rathaus-, der Nikolai- und der Schülerturm. Bei letzterem konnte erstmals die neue außenliegende Stahl-Wendeltreppe genutzt werden.
Bedeutende Sanierungsobjekte befinden sich nur einen Steinwurf voneinander entfernt: Die Jugendherberge in der Gerberstraße und der Seidauhof in der Seidauer Straße. Während in der Jugendherberge kürzlich Richtfest gefeiert wurde, ist auch im Seidauhof der Baufortschritt bedeutend. In der alten Scheune, in der ein großer Granitfelsen blank ansteht, haben Schüler des Berufsbildungszentrums eine 1a-Natursteintreppe eingebaut. Auch die hölzerne Galerie, die die Scheune mit dem Seitengebäude verbindet, ist bereits angebaut.
Unscheinbar ist das Gebäude am Taschenberg, welches einst das Gasthaus „Zum Gerber“ beherbergte. Von innen birgt es jedoch wahre Schätze. Die Besucher konnten die freigelegten Kreuzgewölbe von oben bewundern und sich über die geplanten Restaurierungsarbeiten informieren.
„Den Vogel abgeschossen“ hatte jedoch zweifellos die Villa Weigang. Bereits ab dem Vormittag gaben sich Tausende Besucher die Klinke in die Hand - Schlangestehen war angesagt. Die Pracht der Jugendstilvilla überwältigte alle.
Versteckt liegt die alte Schmiede im Kubschützer Ortsteil Waditz. Wer den Weg dahin gefunden hatte, fand ein wahres Kleinod dörflicher Bauweise vor, das von Arndt Matthes liebevoll restauriert wird. Vor einem Jahr begann er mit den Bauarbeiten an den im Jahre 1660 errichteten Hof. Gestern präsentierte er das bisher Geschaffene.
In Wurschen standen die Autos vor dem Schloss Schlange. So viel Besuch hatte der kleine Ort lange nicht mehr. Und auch in Milkel drängelten sich die Leute. Schlossherr Hermann Fuchs schätzt zwischen 700 und 800 Besucher.