Von Anja Beutler
Wie mit weißem Puderzucker bestäubt ist das Dach der Schönauer Kirche. Auch die umliegenden Häuser, die Felder und Wiesen tragen Winterfrack. Dabei hatten die Postkarten durchaus ein sommerliches Thema zu transportieren. Sie haben rund 400 ehemalige Schönauer zur letzten Jahreswende aufgefordert, zur großen Jubiläumsfeier des Ortes im Juli zu kommen. Das Wann und Wo stand auf den Exemplaren, die Ute Lorenz im Gemeindeamt noch parat hält, drauf. Damit sich auch jeder den Termin der 750-Jahr-Feier schon mal im Kalender vormerken kann.
Bei Familie Opitz hat das auch gut funktioniert: An die beiden Geschwister seiner Frau nach Straußberg bei Berlin und nach Niesky sind ebenso Karten abgeschickt worden wie nach Göttingen zum Sohn, sagt Manfred Opitz. Er ist sehr optimistisch, dass die Verwandtschaft auch tatsächlich zum Jubiläum in der zweiten Juli-Woche erscheint. „Sie haben zugesagt und freuen sich auch schon“, sagt der Schönau-Berzdorfer, der freilich auch bei den Festvorbereitungen mitmischt – für die Geflügelzüchter – und sich vor allem auf ein Wiedersehen mit vielen früheren Bekannten freut.
Dass sich die Gemeinde in Zeiten von Internet und Facebook gerade für diese eher altmodisch-postalische Variante entschieden hat, ist also offensichtlich durchaus richtig gewesen. Vielleicht, weil eine Postkarte inzwischen seltener im Briefkasten landet und viel mehr auffällt als dies noch vor zehn Jahren der Fall war? Allerdings hat die Gemeinde auch einen langen Atem bewiesen. Denn nicht nur zum Jahreswechsel 2013/14 sind Karten aus dem Gemeindeamt in alle Winde verschickt worden. Bereits im Jahr zuvor haben die früheren Schönauer Jahresendgrüße erhalten. Und auch da war bereits der Hinweis auf die 750-Jahr-Feier vermerkt gewesen, sagt Bürgermeister Christian Hänel (parteilos), wenngleich das Motiv auf der Karte noch ein anderes war und die Termine noch nicht feststanden. Dass nicht nur die Schönauer, sondern auch die Kiesdorfer mit eigenem Postkarten-Motiv auf die gleiche Weise zu ihrer 750-Jahr-Feier eingeladen haben, ist ihm in diesem Zusammenhang ebenfalls wichtig.
Einen großen Anteil an der Verschickerei haben auch die Vorbereitungsgruppen und Vereine im Dorf: Sie sammelten die Adressen der Ex-Schönauer ein, fragten im Dorf rum, wessen Verwandte sich vielleicht über Post freuen würden. „Das hatte dann den Effekt, dass sich manche nach der ersten Aktion beschwert haben, warum sie nicht auch eine Karte erhalten haben“, sagt Heinz-Henning Obenland vom Heimatverein und lacht. Und so rüstete die Gemeinde, die die Aktion finanzierte, nochmals auf: Waren es zunächst rund 380 Adressen für Schönau gewesen, sind es dann noch mal rund 400 gewesen. Eine stattliche Zahl an Karten, die nicht nur quer durch Deutschland, sondern eben auch in die Schweiz und nach Österreich gesandt worden sind.
Noch weitere Wege hat ein kleineres, ebenfalls postalisch-wertvolles Werbemittel für das Ortsjubiläum zurückgelegt: die herausgegebene Schönauer Briefmarke. „Bis nach Mexiko ist sie gegangen“, sagt Obenland. Denn auch das hat der Heimatverein natürlich akribisch verfolgt. Vielleicht findet all das dann auch Eingang in die Schönauer Chronik der Zukunft.