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Weihnachtskrippe für die Mühlhäuser

Die Einwohner einer Straße in Radibor haben sich ein Weihnachtsgeschenk gemacht. Aber etwas fehlt noch.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Radibor. Nein, das Jesuskind darf noch nicht zu sehen sein. Das wird ja erst zu Weihnachten geboren, und in sorbischen Gegenden werden normalerweise auch erst am heiligen Abend die Krippen aufgestellt. Doch für die Mühlhäuser gibt es schon eine offizielle Einweihung der neuen Holzkrippe. Und obwohl Claudia Steglich mittlerweile nicht mehr in Radibor wohnt, so kommt sie doch gern zu Besuch. Darüber freut sich auch ihr Vater Christoph Nagel. Schließlich wohnt die Familie Nagel genau am Kreuzungsbereich, an dem diese Krippe aufgestellt wurde.

Die Anwohner der Straße Mühlhäuser in Radibor sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Seit 20 Jahren gibt es am dritten Advent das Adventsingen. So auch in diesem Jahr, wo erneut die Großdubrauer Blasmusikanten erwartet werden. Es gibt Glühwein und andere heiße Getränke. Ein paar Gedichte und Lieder am Lagerfeuer lockern diesen Nachmittag auf. Doch das ist nicht das einzige Event der Mühlhäuser Anwohner. Jährlich gibt es seit 2004, als die Straße gebaut wurde, ein Straßenfest. Und dann gibt es ja noch die Insel, um die sich der Verein Inselteichgemeinschaft kümmert. Deren Vorsitzende ist immer noch Claudia Steglich. Auch hier wird gern gefeiert, zum Beispiel gibt es das Abfischfest.

Verbindung wiederbelebt

Und wie kommt die Straße nun zu ihrer Holzkrippe? Der Wilthener Holzkünstler Jürgen Spottke ist in Radibor kein Unbekannter. Holzreliefs mit sorbischen Motiven zieren neben der Gaststätte Meja auch das Sitzungszimmer und den Flur der Gemeindeverwaltung. Außerdem wurde der Florian für die Feuerwehr bei ihm in Auftrag gegeben und über Spendengelder bezahlt. Selbst in der ungarischen Stadt Szekszard, zu der die Bautzener Kreisverwaltung gute Beziehungen unterhält, hat Jürgen Spottke sich verewigt beim Bau eines Spielplatzes. Für die Krippe in Mühlhäuser hat der Radiborer Bürgermeister Vinzenz Baberschke dann wieder die Verbindung hergestellt. Zum 75. Geburtstag des Holzgestalters gab es eine Ausstellung, auf der auch ein Modell dieser Krippe zu sehen war. „Das hat uns gefallen“, sagt Christoph Nagel. Und so beschlossen die Mühlhäuser, dass Jürgen Spottke gebeten wird, sie für die Kreuzung, an der auch die Informationstafel der Gemeinde steht, zu schaffen. Denn das ist der offizielle Treff der Bewohner, den alle sauber halten. „Jeder, der denkt, dass etwas gemacht werden muss, kümmert sich dann um die Ordnung und Gestaltung des Platzes. Eine Frage war noch zu klären: Wie wird die Krippe beleuchtet? Sonst gab es einen Herrnhuter Stern, der über die Straßenbeleuchtung gesteckt wurde. Die Idee, eine Laterne aufzuhängen im Stall, fand Anklang. Auch hier sind wieder alle gefragt. Jeder muss einmal eine Kerze bereitstellen. Das Geld für die Anschaffung kommt zum großen Teil aus den Erlösen der Straßen-Aktionen. So haben sich die Mühlhäuser auch beim Weihnachtsmarkt in der Slavia-Mehrzweckhalle beteiligt. „Wir sind hier schließlich die größte sorbische Weinstraße“, erzählt Christoph Nagel lachend, und berichtet von den „Hausmacherweinen“, die er und ein paar andere Hobbywinzer der Straße dort verkauften.

Adventssingen in Mühlhäuser am Sonntag, 16 Uhr