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Weihnachtsmann mit weißer Mütze bringt Drahtesel

Neustadt. Heinz Wölzel ist nicht nur Polizist, sondern wirklich Freund und Helfer. Jetzt übergab er an zwei Pirnaer Kinderheime Fahrräder.

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Von Heike Sabel

Ein bisschen war es wie Weihnachten im Hochsommer. Doch der Weihnachtsmann trug keinen roten Mantel, sondern ein helles Hemd und eine weiße Mütze. Heinz Wölzel schlüpfte in die Rolle des guten Mannes. Der Neustädter Polizist karrte mit Hilfe des städtischen Bauhofes und des Ordnungsamtes zwölf Fahrräder nach Pirna.

Die hatten vor Urzeiten vergessliche Neustädter stehen gelassen und danach nie mehr vermisst oder sie waren gestohlen und gefunden worden, konnten aber nicht zurückgegeben werden, weil keiner den Diebstahl meldete.

Nun war die gesetzliche Frist für die Aufbewahrung verstrichen. Bevor sie noch länger Platz im Bauhof blockieren, dachte sich Wölzel, damit Kinderheimen eine Freude zu machen. Nachdem er das Neustädter und Sebnitzer schon in der Vergangenheit beglückt hatte, rief er diesmal in Pirna an. Und die beiden Einrichtungen sagten nicht nein.

Freude bei Vivien und anderen

Vivien weiß es besser als ihre Erzieherin. „Ja, die Polizei war da und hat Fahrräder gebracht“, ruft sie und würde am liebsten gleich losradeln. Um zehn Räder ist der Fuhrpark des Kinderheimes auf der Oberen Burgstraße in Pirna auf einen Schlag gewachsen. Nächste Woche soll eine Tour entlang der Elbe unternommen werden. Da jetzt in den Ferien nicht viele Kinder da sind, werden alle mitradeln können. Bisher standen nur zwei Drahtesel im Keller. Auch auf der „Sonneninsel“ auf dem Varkausring wird schon mit den „neuen“ Rädern durch den Garten gekurvt. Zwar hat das Kinderheim schon Räder. „Doch sie wissen ja wie das ist, da geht immer mal eines kaputt“, sagt Angela Krug und freut sich. Ihre Einrichtung bekam vier Räder.

Wölzel freut sich, mal nicht Schmierfinken, Raser und Portmoneediebe jagen zu müssen, sondern so ein richtig guter Onkel sein zu dürfen. Und er hat schon so manche Fahrradgeschichte zu erzählen. Zum Beispiel die eines in Schleswig-Holstein gestohlenen Vehicles, das in Neustadt gefunden wurde. Der Besitzer hatte schon lange nicht mehr an ein Wiedersehen mit seinem Zweirad geglaubt. Seine Versicherung auch nicht und hatte deshalb gezahlt. Als das Rad dann hunderte Kilometer weiter wieder auftauchte, war die Versicherung großzügig. Für Wölzel die Gelegenheit. Damals konnte sich die Neustädter Lebenshilfe freuen. Ginge es nach Wölzel, könnten noch mehr Leute ihre Fahrräder vergessen. Wenn möglich aber nur die guten. Denn einige sind immer dabei, die sind nur noch Schrott. Die verschenkt er natürlich nicht.

Code ist wie Autonummer

Ni cht alle Räder sind wie gesagt „vergessen“. Ein großer Teil ist auch gestohlen. Mit ihnen wird bis zur nächsten Ecke gefahren, dann werden sie fallen gelassen. Viele melden den Diebstahl nicht, weil sie nicht glauben, das Radel wieder zu sehen. Manche sind vielleicht auch froh … Seit der Möglichkeit des Kodierens wachsen jedoch die Chancen, ein Fahrrad wieder zu finden. Der Code ist wie die Autonummer. Egal, wo es auftaucht – siehe Schleswig-Holstein. Die nächsten Räder warten schon auf ihr zweites Leben. Lohnt es sich wieder, zieht Wölzel erneut als „Freund und Helfer“ durchs Land.