Von Kathrin Krüger-Mlaouhia
Man sitzt hier natürlich nicht wie an der Frauenkirche“, sagt Sven-Erik Bornscheuer. Er meint das Umfeld der Neu-Thiendorfer Firma exedio, deren Geschäfte er leitet. Doch den Nachteil, nicht direkt in der Großstadt zu sein, macht das Thiendorfer Gewerbegebiet für Born-Scheuer in mancher Hinsicht wett: „Die Autobahn ist da, der Flughafen ist in der Nähe. Außerdem gibt es hier einen Geldautomaten, die Post, den Supermarkt, Gaststätten und Hotels“. Dennoch: „Bürokosten spielen in unserer Branche nicht die Rolle“, versichert Sven-Erik Bornscheuer. Dass sich seine Firma trotzdem für das ehemalige Imbau-Verwaltungsgebäude entschied, hat einen anderen handfesten Grund: Die Mitte 2003 gegründete exedio GmbH konnte mit dem Fördergeld für diese Gewerbeansiedlung ihre Liquidität langfristig absichern. Investieren musste man trotzdem .
Eine komplette Büroetage mit 500 Quadratmetern, die Imbau bis zur Insolvenz 2002 nutzte, wurde den neuen Erfordernissen angepasst: Wände mussten weichen, Türen und Fußböden wurden erneuert, überall kam frische Farbe dran. „Es sah vorher nicht gut aus“, sagt Sven-Erik Bornscheuer.
Kunden zumeist im Ausland
Nun tüfteln hier seit Jahresbeginn 18 Mitarbeiter, darunter drei Frauen, an e-business-Lösungen. Zu deutsch: Geschäftsabläufe von Handelsfirmen werden per Computer abgebildet und dabei optimiert. Die Mitarbeiter der Hightec-Firma kommen alle aus Dresden, die Kunden sitzen noch weiter weg: in der Schweiz, Großbritannien, Süddeutschland. Besuch von Firmen haben die Thiendorfer nicht häufig. Wenn ja, trifft man sich im Großmeetingraum mit den kunterbunten Tischen. Bemalt hat sie ein Künstler, Mann einer Mitarbeiterin.
„Unsere Leute sind nicht nur hervorragende Techniker, sondern müssen auch kommunikativ sein“, sagt Sven-Erik Bornscheuer. Ihre Gesprächspartner sind Vorstände oder Geschäftsführer größerer Unternehmen. Die Konzepte, die die exedio-Informatiker erstellen, müssen der ständig steigenden Komplexität beispielsweise in Handelsfirmen gerecht werden. Besonders im Internethandel. Daher sind viele Details wichtig, die ständig aktualisiert werden müssen.
„Wir haben zum Beispiel die Internet-Version der europäischen Getränke-Logistik-Plattform GetPort gemeinsam mit Partnern erstellt“, so Bornscheuer stolz. Durch die Vermittlung von Geschäftspartnern aquiriert das junge Unternehmen weitere Kundschaft.
Doch zwei bis drei neue Kunden pro Jahr reichen den Thiendorfern, auch wenn sie ein Wachstum von über 20 Prozent pro Jahr planen. Die von ihnen entwickelten Systeme seien so komplex und so gut, dass sie die Zukunftsfähigkeit der Kunden gewährleisten, meint der Geschäftsführer. Auch bei Neugründungen erstellt die exedio GmbH gern die Geschäftslogistik.
Die Qualifikation der Mitarbeiter ist dafür das A und O. Fast alle Angestellten kommen von der Dresdner Uni, Fakultät Informatik, oder haben mindestens einen Fachhochschulabschluss. Das Unternehmen bietet auch Praktika für Studenten an und würde gern noch weitere Mitarbeiter einstellen. Immerhin stammt das Reinigungspersonal aus Thiendorf.
Noch steht im Internet die Förstereistraße in Dresden-Neustadt als Sitz der Gesellschaft. Doch das war nur eine Interimslösung. Bald bekommt die exedio GmbH auch hochkarätige „Mitbewohner“ in der unteren Büroetage: den Chipmaschinen-Hersteller Tegal aus dem bayrischen Unterschleißheim.