Von Anne Mareile Moschinski
Mike Nentwich muss nicht lange überlegen, wenn man ihn danach fragt, wie viele Menschen sich auf Hinweis der Polizei bei ihm in diesem Jahr meldeten. „Niemand. Kein einziger ist zu mir gekommen, weil ihn ein Polizeibeamter darauf aufmerksam gemacht hätte“, stellt der Außenstellenleiter des Weißen Rings Löbau-Zittau fest und fügt nachdrücklich hinzu: „Ich habe daher Grund anzunehmen, dass die Polizei nicht ausreichend über Opferhilfseinrichtungen informiert.“
Kaum Gewaltdelikte in Zittau
Viele Leute, die sich vom Weißen Ring juristisch beraten ließen, seien durch das Internet auf den Verein aufmerksam geworden oder hätten Empfehlungen von Bekannten bekommen, macht Nentwich deutlich. Immerhin 25 Opfer von Straftaten vereinbarten in diesem Jahr in der Außenstelle des Weißen Rings in Zittau einen Termin, 2005 waren es gut 30 Leute. Drei von ihnen wurden damals von der Polizei auf den Verein hingewiesen. Viel zu wenig, wie Mike Nentwich findet. Zumal seit dem 1. September 2004 die Polizei gesetzlich dazu verpflichtet ist, über Opferhilfseinrichtungen zu informieren. Zudem hat eine unzureichende juristische Aufklärung Konsequenzen: Schließlich weiss kaum jemand, dass für Schadensersatzansprüche kein zweites Gerichtsverfahren notwendig ist. Auch dass Opfer als Nebenkläger auftreten und damit stärker Einfluss auf das Verfahren nehmen können, ist wenig bekannt.
Um darüber zu informieren, braucht der Weiße Ring jedoch die Unterstützung der Polizei. Andreas Holfert, Leiter des Zittauer Polizeireviers, weist die Kritik des Vereins aber von sich: „Opfer von Raubüberfällen bekommen bei uns die Faltblätter des Weißen Rings ausgehändigt. Allerdings werden in Zittau auch gar nicht so viele Gewaltdelikte verzeichnet.“
Nachbestellungen aus Löbau
Auch der Ostritzer Polizeihauptmeister Jürgen Köcher macht deutlich, dass Broschüren des Weißen Rings in einem Prospektständer ausliegen würden. „Natürlich können wir nicht herumfahren und die Infoblätter verteilen“, sagt er. Der Neugersdorfer Polizeiposten betont: „Opfer von Gewaltdelikten bekommen von uns die Broschüren.“
Bisher wurden die Faltblätter des Weißen Rings nur vom Löbauer Polizeirevier nachbestellt. „Es gibt also auch positive Entwicklungen“, betont Mike Nentwich. Ein Beispiel dafür ist auch das Zittauer Amtsgericht. Direktor Lutz Hasselmann weist oft Opferzeugen auf die Arbeit des Weißen Rings hin. „Außerdem ist es sinnvoll, wenn Geschädigte über die Möglichkeit der Nebenklage informiert werden. Dadurch können ihre Interessen gut vertreten werden“, betont der Amtsgerichtsdirektor. Auf ein Wort