Von Reinhard Kärbsch
Das war der Vorgeschmack“, freute sich Jan Pierre van Ede am Freitag gegen 19Uhr. Der Erfolg des Neujahrsempfangs ist um diese Zeit offensichtlich: Seit drei Stunden strömen schätzungsweise zweihundert Weißiger Einwohner wie andere geladene Gäste ins Schloss. Neugierig, wissbegierig! Sie adeln damit gewissermaßen ihr Schloss. Liesbeth Nickel, mit 89 die älteste Einwohnerin Weißig, wird ebenso gesichtet wie Lisa-Marie Scheil, seit dem 24.August 2006 auf dieser Welt. Landrätin Petra Kockert ist dabei, auch Krabatvereinsvorsitzender Reiner Deutschmann sowie Krabat alias Wolfgang Kraus nebst dem Schwarzen Müller Dieter Klimek.
Sekt im Lehrerzimmer
Kraus übergibt ein Plakat, das für die Oberlausitz Touristen anziehen soll. „Geschichte begegnen“ steht in großen Lettern drauf. Das passt zum Empfang, denn die Begegnung mit Geschichte läuft seit dem späten Nachmittag: Einstige Schulkinder schlürfen Sekt im früheren Lehrerzimmer und erzählen alte Geschichten. Chronist Manfred Prescher vom Heimatverein spitzt die Ohren. Ein Tisch mit historischen Bildern und Dokumenten ist dicht umlagert. Auch technisches Personal des Kinderheimes, bis 1993 im Schloss präsent, inspiziert die vertrauten Räumlichkeiten – bis in den letzten Winkel. Der jungen Weißigerin Julia Meißner fehlen fast die Worte, was sie zu dem allen sagen soll. „Es ist schön, dass so ein Empfang stattfindet. Damit habe ich nie gerechnet. Das ist wirklich eine Überraschung.“ Bald fährt sie nach Venedig zurück, wo sie zurzeit als Au-pair-Mädchen arbeitet. Ihre Freundin Jeanette Witte hat dem nichts hinzuzufügen. „Mein Opa war hier mal Heimleiter“, erzählt sie. Klar, dass man da herkommt und sich alles ansieht.
Sogar das künftige Schlafzimmer der jungen Leute in der zweiten Etage darf besichtigt werden. Hier können bald die Tapezierer und Fliesenleger mit ihrer Arbeit beginnen. Manch Weißiger, der sein Haus längst zum Schmuckkästchen herausgeputzt hat, weiß, dass hier noch Jahre intensiver Arbeit anstehen. Aber ihr Grundtenor lautet: Der van Ede hat sich an die große Sache herangetraut, engagiert sich im Dorf und handelt! Und er pflegt die Beziehungen zu uns, zu den Vereinen und einzelnen Bürgern.
Drei Tage im Juli feiern
Einer davon ist Günter Röhl aus Bernsdorf. Der fast 80-Jährige fährt im Frühjahr immer seine 20 Bienenvölker auf Weißiger Flur. „Hier ist ein ertragreiches Gebiet.“ Besonders gefreut hat ihn, das auf seiner Einladung „Bienenkönig von Weißig“ stand. Auch zur Jagdhornbläsergruppe Heidemoor hat van Ede längst feste Verbindung. Der Weißiger Michael Dobisch, Revierförster von Schwarzkollm und einst als jugendlicher Feuerwehrmann hoch oben im Schlossturm Beobachter, führt die Musiker. Sie spielen zu Beginn auf der Terrasse des Schlosses das Stück „Begrüßung“. Es klingt wie ein Signal in die Weite des Landes: Hört! Hier lebt das Schloss Weißig wieder auf! Später ist das fast 100-jährige Gebäude in farbiges Scheinwerferlicht getaucht. „Wie gesagt, das war der Auftakt. Im Juli wollen wir dann drei Tage feiern“, weiß Jan Pierre van Ede schon ganz sicher.