Weit gereister Philosoph unterrichtet

Hoyerswerda. Seit 25 Jahren werden Jugendliche und junge Erwachsene am Beruflichen Schulzentrum „Konrad Zuse“ Hoyerswerda ausgebildet und mit einem fundierten Wissen in das Arbeitsleben entlassen, dabei steht bei den meisten Schülern auch Ethik auf dem Stundenplan. Seit August 2019 wird dieses Unterrichtsfach von Dr. Michael Dusche gelehrt. Er hat davor mehrere Jahre in Indien gelebt und gearbeitet.
Der 55-Jährige stammt aus Niedersachsen, hat bis 1995 an der Universität Tübingen Philosophie studiert und 1999 an der Universität Frankfurt/Main erfolgreich seine Doktorarbeit verteidigt. Da seine Arbeitssuche als Doktor der Philosophie nicht so ganz einfach war und er sowieso die Welt kennenlernen wollte, bewarb sich Michael Dusche beim Deutschen Akademischen Austauschdienst als Lektor in Neu Delhi. „Ich wurde angenommen und unterrichtete fünf Jahre Germanistik an der Jawaharlal-Nehru-University“, erzählte er.
Spannende Jahre in Indien
Der junge Deutsche nahm also seine berufliche Tätigkeit in der indischen Hauptstadt auf. Dort traf er Menschen aus aller Welt und ließ sich gerne auf das pulsierende und vielfältige Leben in der riesigen Metropole ein. Weil er sowohl gute Freunde als auch familiären Anschluss fand, entdeckte er die so andere Lebensart der Menschen auf dem Subkontinent immer mehr für sich und bezeichnet Indien heute sogar als seine „zweite Heimat“. Als die Stelle von Michael Dusche in Neu Delhi auslief und er im Anschluss in Deutschland arbeitete, wusste er doch sehr schnell: „Ich möchte zurück nach Indien.“ Bis 2019 fand der Philosoph auch immer wieder befristete Stellen in dem Land, zuletzt als Professor für Soziologie und Ethnologie an der Universität der südindischen Stadt Manipal. Dort wurde er Vater und Michael Dusche entschied, dass sein Sohn in Deutschland die Schule besuchen soll. Deshalb lebt er jetzt mit seiner Familie in Ruhland.
Ethiklehrer werden gebraucht, erfuhr Michael Dusche bei der Suche nach einer Arbeitsstelle in angemessener Entfernung von seinem Wohnort in Brandenburg und am Beruflichen Schulzentrum gab es die passende Stelle. Nun ist der weit gereiste Philosoph mit seiner großen Lehrerfahrung Referendar und eignet sich die Didaktik und Methodik an, um Berufsschülern das Fach Ethik beizubringen. Wenn er ihnen die Weltreligion Buddhismus erklären wird, dann kann er sicher einige Erlebnisse aus Indien einflechten, sagt der Lehrer. Er möchte den Jugendlichen neben der hiesigen Sicht auf die Veränderungen in der Welt auch seinen Blick von außen vermitteln. Wenn er am Beruflichen Schulzentrum besser Fuß gefasst hat, wird er interessierten Schülern vielleicht in einem Projekt das Leben in Indien näherbringen.