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Weiter auf der Suche nach der Mittelalterburg

Unter einem Hügel an der Bundesstraße 169 vermuten Archäologen die Burg Gana.

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Von Thomas Schade und Sylvia Mende

Die Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie haben wieder an der B169 vor Stauchitz gegraben. Vermutet wird, dass sich an dieser Stelle die Mittelalterburg Gana befunden hat.

„Zielstellung unserer Arbeit war es, noch einmal den Bereich des Walles freizulegen und zu schauen wie das Kastenwerk aufgebaut ist. Außerdem wurde gezeigt, wie der Landwirt bei der Bearbeitung des Bodens mit den Ackergeräten in den Bereich des Walles eingreift“, so Dr. Michael Strobel vom Landesamt für Archäologie.

Jetzt liegt wieder Mutterboden über den Grabungen an der B169, der Landwirt hat mit seinen Bestellungen begonnen.

Die Burg Gana ist so etwas wie das Troja Sachsens. Homer beschrieb Troja in seiner Dichtung Ilias, ohne zu sagen, wo der Ort lag. Darüber streitet man bis heute.

Die ältesten schriftlichen Hinweise auf die Gana hinterließ Widukind von Corvey. Auch der Benediktinermönch machte keine Angabe, wo einst die Hauptburg der slawischen Dalaminizier stand, die Ende des ersten Jahrtausends in dem Gebiet siedelten, das heute als Meißener Land und Lommatzscher Pflege bekannt ist. In seiner Sachsengeschichte schrieb Widukind, dass Heinrich I. während seines Slawenfeldzuges 928/29 die Feste Brandenburg nahm und danach südwärts gegen die Dalaminizier zog. Heinrich habe die Burg Gana belagert und nach dem 20. Tag erobert.

Gana in 20 Tagen erobert

Die Schlacht fand vermutlich neben der heutigen Bundesstraße 169 statt, fast in der Mitte zwischen Riesa und Döbeln. Hier, am Ortsausgang von Stauchitz, erhebt sich unweit vom Jahna-Bach ein flacher Hügel. Schon auf alten sächsischen Meilenblättern trägt er den Namen „Burgsberg“. Gab die Jahna der Burg den Namen Gana?

Von der B 169 aus ist keine Burg zu entdecken. Aber auf Luftbildern sind auf dem Acker deutlich runde und viereckige Verfärbungen des Bodens sichtbar. „Die Reste menschlicher Bautätigkeit“, sagt Thomas Westphalen vom Landesamt für Archäologie. Er gehörte zu den Mitarbeitern vor Ort.

In nur 30 Zentimetern Tiefe wurden die Reste einer Holzbefestigung dokumentiert. Es seien ergänzende Untersuchungen, sagt Grabungsleiter Matthias Hümmer. Er war schon 2003 dabei, als polnische Studenten einen 100 Meter langen Graben quer durch die einstige Burganlage zogen und dabei Wälle und Gräben nachweisen konnten. Heute wissen die Archäologen, dass drei Befestigungen die Burg umgaben, von denen zumindest eine durch Holzpalisaden verstärkt wurde. Angreifer mussten eine Höhe von 15 Metern überwinden.

Dass unter dem alten „Burgsberg“ tatsächlich Reste einer Festung liegen, entdeckten erst in den 1920er-Jahren Leute aus der Gegend beim Feldbau und Kiesabbau. Seither seien auf dem Acker immer wieder Scherben, Knochen und Baumaterial gefunden worden, sagt Thomas Westphalen. In den 1970er-Jahren vermaß Werner Coblenz, einer der bekanntesten DDR-Archäologen, das sechs Hektar große Areal.

1993 entstanden erste Luftaufnahmen, die die Ringanlage deutlich zeigten. Nach magnetischen Messungen konnte die Struktur weiter präzisiert werden. So lässt ein Hockergrab aus der späten Jungsteinzeit darauf schließen, dass hier eine der ältesten Siedlungen auf sächsischer Flur war.

Vor allem aber die Spuren heftiger Brände aus der Zeit um 900 nach Christi und die Größe der Anlage sind für die Archäologen Anhaltspunkte dafür, dass es sich bei dem Hügel an der alten Pappmühle bei Stauchitz um die Reste jener legendären Festung handelt, die Widukind erwähnt. Ihre Eroberung führte noch im selben Jahr zur Gründung der Mark Meißen. Die Schlacht um Gana gehört somit zum Ursprung sächsischer Landesgeschichte.

Gewissheit gibt es auch nach dieser Grabung nicht, sagte Archäologe Thomas Westphalen.