Von Kay Haufe
Rossendorf. Unbemerkt von den meisten Pendlern auf der B6 wächst der Wissenschaftsstandort Rossendorf nebenan im Wald. Gleich an drei Gebäuden wird im Helmholtz-Forschungszentrum (HZDR) gebaut. Das größte davon ist das Zentrum für radiopharmazeutische Tumorforschung, kurz ZRT genannt. 37,5 Millionen Euro fließen in seinen Bau und weitere 7,5 in die Forschungsausstattung. 2017 sollen hier die ersten Wissenschaftler einziehen, die Arzneimittel für die Krebsdiagnostik entwickeln. Unter anderem wird hier ein Teilchenbeschleuniger stehen, der radioaktive Partikel für die Diagnostik, aber auch für die künftige Krebstherapie herstellt. Eineinhalb Jahre später wird der Biologiebereich öffnen, in dem sich ebenfalls alles um die Krebsforschung dreht. Daneben arbeiten die Forscher an einem neuen Beschleunigertyp auf Laserbasis für die sogenannte Protonenstrahlbehandlung. „Im Dresdener OncoRay-Zentrum haben wir das Ziel, mit deutlich weniger Platz auszukommen und deutlich unter bisherigen Kosten für dieses Verfahren zu bleiben“, sagt Peter Joehnk, der Direktor des kaufmännisch-technischen Geschäftsbereichs. Denn diese Behandlung kostet beispielsweise in München rund 70 000 Euro. Kosten, die die Kassen nicht in vollem Umfang übernehmen. „Weil es einfach noch zu wenige aussagefähige Daten für die rund 520 Krebsarten gibt. Deshalb werden an der neuen UniversitätsProtonenTherapie Patienten im Rahmen von Studien behandelt“, so Joehnk.
Der kaufmännische Direktor muss für acht Institute am Forschungszentrum die Prioritäten für alle Bauvorhaben und Ausstattungsfragen setzen. Sie alle arbeiten an wichtigen Themen. „Wir müssen das Glück haben herauszufinden, was das aussichtsreichste Projekt ist, mit dem wir Erfolg haben werden“, sagt Joehnk. Bisher hat das in Rossendorf stets funktioniert. Das Hochfeldmagnetlabor beispielsweise ist weltweit für Versuche so gefragt, dass seine Kapazität verdoppelt wurde. Ebenso begehrt sind Termine beim supraleitenden Elektronenbeschleuniger Elbe. Derzeit ist dort auch Penelope im Aufbau. „Wir bauen damit den weltweit stärksten Laser. Das Interesse an dieser Forschung ist riesig“, sagt Joehnk.
Enorme Kräfte
Fast fertig ist ein neues Gebäude für die Grundlagenforschung zum Einfluss von Magnetfeldern auf Metallschmelzen, Dresdyn genannt. Hier muss bald das Grundgerüst für das Forschungsgerät aufgebaut werden. „Die Kräfte, die darin wirken werden, sind enorm. Dafür waren umfangreiche Berechnungen nötig. Das Gebäudefundament ist für ein Kreiselgewicht von 550 Tonnen ausgelegt“, sagt Peter Joehnk.
Und er spricht ein weiteres Bauprojekt an, in dem sich früher auch sein Büro befand. Das ehemalige Vorstandsgebäude aus dem Jahr 1957 wird saniert. Dafür musste zunächst aber ein spezielles Labor zur Umgebungsüberwachung der Radioaktivitätsbelastung ausziehen. „Der VKTA - Strahlenschutz, Analytik & Entsorgung Rossendorf betreibt es für unseren Standort. Die Geräte müssen rund um die Uhr laufen.“
Schon rund 350 Millionen investiert
Mehr als 150 Millionen Euro sind bereits in die Sanierung der Bestandsgebäude und der Versorgungsleitungen im Forschungszentrum geflossen. Noch etwas mehr, nämlich rund 200 Millionen, stecken in den Neubauten samt Ausrüstung der letzten zehn Jahre. „Richtig froh sind wir über eine Einigung mit der Stadt, dass wir künftig weiter auf dem Gelände bauen dürfen. Es wurde eine Regelung ähnlich eines Bebauungsplanes gefunden“, sagt Joehnk. Damit die Kosten für den täglichen Forschungsbetrieb nicht explodieren, hat das HZDR in Gebäudedämmung und in ein neues Blockheizkraftwerk investiert, das rund die Hälfte des internen Stromverbrauchs erzeugt.
Joehnk weiß, dass auch die IT-Abteilung wachsen muss. „Alle drei bis vier Jahre verdoppelt sich unser Bedarf an Rechenleistung. Heute werden viele Experimente am Rechner simuliert“, sagt er. Inzwischen arbeiten rund 1 200 Wissenschaftler und Mitarbeiter im Forschungszentrum gleich neben der viel befahrenen Bundesstraße, gestartet war es nach der Wende mit 445. „Wir sind aufgrund unserer technischen Ausstattung für viele sehr attraktiv. Weil international beachtete Forschung exzellenten Nachwuchs braucht, arbeiten in Rossendorf Wissenschaftler aus über 50 Ländern“, so der Finanzchef.