Weltstar mit Verwandtschaft in Oederan

Von Andreas Weihs
Al Di Meola ist einer der weltbesten Gitarristen, besonders im Jazz und im Fusionbereich heimisch, aber auch mit Pop und Rock vertraut. Und er hat seit vielen Jahren eine besondere Beziehung zu Sachsen. Seine Frau Stephanie stammt aus Oederan, seine Tochter Ava wurde in Rabenstein geboren. Seit mehr als zehn Jahren spielt der Mann, der hierzulande spätestens durch das 1980 gemeinsam mit den Gitarrenkollegen John McLaughlin und Paco de Lucía aufgenommene und 1982 sogar durch Amiga in der DDR veröffentlichte Album „Friday Night in San Francisco“ bekannt wurde, regelmäßig in Dresden.
Mit seiner kleinen Familie spazierte er bereits durch den Zwinger, besuchte das Grüne Gewölbe, das Hygienemuseum und den Striezelmarkt. Al Di Meola fühlt sich hier zweifellos zu Hause. Hier findet er auch Anregungen für seine Musik. Kürzlich erst hat er mit „Across The Universe“ nachgelegt, seiner zweiten Platte mit Beatles-Songs. Damit wollte er in diesem Jahr auch wieder zu den Jazztagen in Dresden auftreten. Ob es dazu kommen wird, ist derzeit ungewiss. Ebenso wie der nächste Besuch bei der sächsischen Verwandtschaft.
Vor sieben Jahren war die aus dem sächsischen Oederan stammende Journalistin Stephanie Kreis in sein Leben getreten. Sie berichtete von einem Allstar-Konzert mit Toto, Chaka Khan, Jack Bruce und Al Di Meola in Budapest für ein Münchner Magazin. Rückblickend erinnert sie sich: „Ganz ehrlich: Ich hatte den Namen Al Di Meola zuvor noch nie gehört.“ Auf der After-Show-Party habe er sie dann an der Bar angesprochen. „Und ein Kollege fragte mich später, was mir denn der berühmteste Jazz-Gitarrist der Welt ins Ohr geflüstert hätte.“ Nicht einmal zwei Jahre später machte dieser Gitarrist ihr in einem Mailänder Restaurant einen Heiratsantrag. Stephanie Kreis musste nicht lange überlegen. „Ich habe natürlich Ja gesagt. Geheiratet haben wir im Herbst 2015 in Las Vegas, ich war im fünften Monat schwanger. Und dann haben wir noch mal mit Familie, Freunden und unserem Baby groß am Tegernsee nachgefeiert.“
Noch immer schwärmt Al Di Meola von dem Moment, in dem er seine heutige Frau kennenlernte: „Ich habe dieses Mädchen gesehen und dachte nur: Wow! Wie sie da stand, kerzengerade wie eine Ballerina und ein Riesenlächeln im Gesicht. Außerdem ist mir sofort aufgefallen, dass sie besser Englisch spricht als die meisten Amerikaner, die ich kenne.“ Man sei zusammen weiter in eine Bar gezogen. „Stephanie musste dann früh wieder zurück nach München und ich habe zu meinem Tourmanager gesagt: Ich glaube, ich habe mich verliebt. Und er hat mich nur völlig verständnislos angeschaut.“

Regelmäßig besucht der 1954 in Jersey City geborene Musiker inzwischen die angeheiratete Verwandtschaft in Oederan. „Mir ist es wichtig, zu sehen, wie und wo Stephanie aufgewachsen ist. Ich glaube, so lernt man einen Menschen erst richtig kennen“, erklärt er. „Ich liebe die entspannten Grillpartys und bin ein großer Fan von Stephanies Familie und ihren Freunden.“ Er fühle sich bereits in der Gegend verwurzelt und ergänzt: „Besonders gern kommen wir Weihnachten hierher, wenn sich alles in ein magisches Lichtermeer verwandelt. Ich bin ein großer Weihnachtsmarkt-Fan. So etwas gibt es nur ganz selten in den Staaten.“
Warum aber widmet er sich immer wieder den Beatles? „Die Beatles sind der Grund, warum ich Gitarre spielen wollte.“ Seine Eltern hätten ihm jedoch ein Akkordeon gekauft. „Da ist mir das Gesicht eingeschlafen. Ich habe meine Mutter bekniet, es in eine Gitarre umzutauschen.“ Heute liebe er das Akkordeon, aber damals musste es die Gitarre sein. „Ich habe jeden Tag nach der Schule geübt. Als ich 19 war, holte mich Chick Corea in seine Band Return to Forever. Und Gott wollte es: Wir nahmen unser erstes Album gemeinsam auf und im Studio nebenan saß John Lennon. Ich war in absoluter Schockstarre und habe mich nicht getraut, mit ihm zu reden, aber ich habe ihn jeden Tag im Studio gesehen. Das werde ich nie vergessen.“
Viele Jahre später hat er das Album „All Your Life – A Tribute To The Beatles“ aufgenommen. Schmunzelnd erinnert er sich an eine Anekdote. Als das Album 2013 fertig war, quartierte er sich mit seiner späteren Frau für einige Tage in einem Haus in den New Yorker Hamptons ein. „Von all den Tausenden von Häusern dort hatten wir zufällig das Nachbarhaus von Paul McCartney gemietet. Wir haben Paul jeden Tag ein- und ausfahren sehen, es gab keinen Zaun, kein Tor, alles völlig unscheinbar. Ich hatte die fertige CD dabei, traute mich aber nie im Leben, sie Paul zu überreichen.“
Dann war es Stephanie, die die Initiative ergriff: „Schreib Paul eine Karte und ich gehe rüber mit der CD und drücke sie ihm persönlich in die Hand.“ Dass sie das wirklich machen würde, glaubte er nicht, schrieb aber trotzdem eine Karte. Sofort spazierte Stephanie zum Nachbarhaus. Al Di Meola: „Sie hat einfach an der Tür geklingelt, sich nett unterhalten und die CD abgegeben. Da wusste ich: Dieses Mädchen heirate ich!“
Zuletzt näherte er sich McCartney auch in Sachen Instrument etwas an. In den Songs „Here Comes The Sun“ oder „Dear Prudence“ vom neuen Album spielt er neben seinen Gitarren einen Rickenbacker-Bass, das gleiche Modell, das auch Paul McCartney benutzt. „Ein Freund von mir, auch absoluter Beatles-Fanatiker, hat mir den Bass ausgeliehen und sofort, als ich ihn in den Verstärker gesteckt hatte, war da der unvergleichliche McCartney-Sound da.“ War der rote Faden seines ersten Beatles-Albums die Gitarre, arbeitete Al Di Meola bei „Across the Universe“ mit einem Philharmonie-Orchester, mit Streichern, Bläsern.
Jetzt will er die neuen Stücke endlich in Dresden live spielen. „Dresden ist für mich immer besonders. Viele Freunde kommen ins Konzert, die Familie, und ich bin überhaupt sehr gerne dort.“
Das Album: Al Di Meola, Across The Universe. Edel