Von Th. Staudt & R. Hanke
Ein Zelt für rund 1000 Menschen, dazu Feuerwehr, Polizei und ein Sicherheitsdienst sollten den ungestörten Ablauf des Erörterungstermins zum Waldumwandlungsverfahren in Leppersdorf gewährleisten. Dabei ging es um die Frage, ob Wald für den Bau eines Heizwerkes bei Müllermilch in Leppersdorf gefällt werden darf oder nicht. Die Maßnahmen, die das Landratsamt Bautzen für den Termin veranlasst hatte, griffen, doch blieb der erwartete Ansturm aus. Weniger als 30 Leute hatten sich zu Beginn der Veranstaltung eingefunden. Tenor unter den mindestens 30 Organisationskräften des Landratsamts: Mit so wenig Resonanz hat keiner gerechnet!
Manfred Meyer aus Großröhrsdorf ärgert das. Auch er hat Einspruch erhoben. Er war vor Ort, um auf „Fehler und Gesetzesbrüche“ bei dem Projekt aufmerksam zu machen. Seit Monaten läuft Meyer Sturm gegen das Heizwerk und wendete sich zuletzt sogar an Stanislaw Tillich, damit der Ministerpräsident von Sachsen den Bau verhindere. In seinem Einspruch macht Meyer unter anderem auf die zu erwartende „Feinstaub- und Giftbelastung der Müllverbrennung“ aufmerksam: Deshalb lehne er auch die Wald-Umwandlung für dieses Projekt ab.
Wald soll Kraftwerk weichen
So nichtssagend der Begriff klingt, so brisant ist die Angelegenheit tatsächlich. Das Verfahren steht im Zusammenhang mit dem geplanten Bau des Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerks, das die Firma Müller-Sachsen zusammen mit der Sachsenmilch AG zur Energieversorgung des Leppersdorfer Sachsenmilchwerks plant. Für den Bau müsste, einfach gesagt, Wald abgeholzt werden. Das Waldumwandlungsverfahren muss klären, ob dies in Leppersdorf möglich ist und wenn ja, wo Ersatzpflanzungen möglich sind. Die Veranstaltung gestern bot beiden Seiten – Einspruchstellern und den Vorhabensträgern, also der Gemeinde Wachau und Müllermilch – die Möglichkeit, die jeweiligen Positionen klar herauszuarbeiten. Marco Birnstengel aus Kleindittmannsdorf stellte den öffentlichen Nutzen des Verfahrens grundsätzlich in Frage. „Mir scheint“, sagte er, „das Unternehmen will mit dem Kraftwerk Gewinne privatisieren und Belastungen sozialisieren.“ Von Ausnahmen abgesehen meldeten sich ausschließlich Privatpersonen zu Wort. Lars Stratmann z.B. bemängelte für die Naturschutzorganisation BUND unter anderem den zu geringen Untersuchungsradius. Das Landratsamt stufte die Veranstaltung als störungsfrei ein. Das Protokoll bildet zusammen mit den 2500 schriftlichen Einwendungen die Grundlage für die Entscheidung, die die Kreisbehörde trifft.