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Weniger Brände – aber kein Grund zum Ausruhen

Die Feuerwehr verzeichnete ein eher ruhiges Jahr 2011. Eine Sache bereitet den Kameraden allerdings Kopfzerbrechen.

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Von Gabriel Wandt

Nein, Zittau ist nicht sicherer vor Feuer geworden. Nach wie vor vergeht kein Tag, ohne dass die Feuerwehr der Stadt nicht ausrücken müsste. Trotzdem ist das Jahr 2011 für 23 Kameraden vergleichsweise ruhig verlaufen. 579 Einsätze sind auf der Liste vom Feuerwehrchef Lothar Reichbodt verzeichnet. Sonst sind es 850 bis 900 Einsätze pro Jahr. Die SZ blickt auf das Feuerwehrjahr in Zittau zurück.

Brände: Der an der Böhmischen Straße war am schwierigsten

Die schwierigste Aufgabe, vor der die Feuerwehr voriges Jahr stand, stellte sich erst im letzten Quartal. In der Nacht zum 28. Oktober brannte der Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses in der Böhmischen Straße. Der Einsatz dort sei sehr kompliziert gewesen, sagt Reichbodt. Denn als die Meldung vom Feuer eintraf, war von einem unbewohnten Gebäude die Rede. Vor Ort stellte sich heraus, dass das Haus durchaus bewohnt war, und die zwölf Menschen evakuiert werden mussten. Zudem war zu verhindern, dass das Feuer auf die angrenzenden Gebäude übergriff. Den Zittauer Feuerwehrmännern und ihren Kameraden aus Pethau, Eichgraben, Hartau und Hirschfelde ist das gelungen. Insgesamt waren 51 Brandbekämpfer im Einsatz.

Am 6. Juni brannte eine Wohnung in der Neusalzaer Straße aus. Als die Feuerwehr eintraf, quoll aus einer Wohnung im Obergeschoss dicker, schwarzer Qualm, aus den hinteren Fenstern schlugen die Flammen fünf Meter aus dem Fenster. Das Wohnzimmer brannte vollständig. 25 Mann waren hier im Einsatz. Die Ursache konnte nicht aufgeklärt werden.

Nur wenige Tage früher brannte ein leer stehendes Mehrfamilienhaus in der Straße „Zur Reißigmühle“. Dass die Feuerwehr tatsächlich zu einem echten Brand ausrückt, ist vergleichsweise selten, sagt Lothar Reichbodt. Die Quote liegt üblicherweise bei rund zehn Prozent und wurde 2011 auch bestätigt: Der Zittauer Feuerwehrchef hat 55Brandeinsätze auf seiner Liste.

Fehleinsätze: Sie sind ärgerlich, aber unvermeidbar

Häufiger als zu einem echten Brand ist die Feuerwehr voriges Jahr wegen Alarmierungen ausgerückt, die sich vor Ort als Irrtum herausgestellt haben. 62 Mal wurde im Stadtgebiet Fehlalarm ausgelöst, einmal auch im Stadtmuseum. Meist sind es automatische Brandmelder, die dafür verantwortlich sind. Vermeiden lasse sich diese Fehlerquote jedoch kaum, sagt Lothar Reichbodt. Manchmal sind bauliche Gegebenheiten schuld, etwa, wenn Rauchmelder nahe Geräten installiert sind, die dort im ursprünglichen Raumkonzept nicht vorgesehen waren und die aber beispielsweise Rauch produzieren können. Aber auch kleine, harmlose Weinfliegen rufen die Feuerwehr immer wieder auf den Plan: Sie krabbeln in die Rauchmelder und lösen mit ihren Bewegungen den Alarm aus.

Jubiläum: 150-Jahr-Feier wird von Personalsorgen begleitet

Die Freiwillige Feuerwehr in Zittau feiert dieses Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Die Planungen für ein Festwochenende am 2. und 3. Juni laufen noch, Lothar Reichbodt will noch keine Details preisgeben. Auf jeden Fall ist er froh, dass es in Zittau heute weiterhin auch hauptberufliche Feuerwehrleute gibt. Das ist eigentlich erst in Städten mit mehr als 80000 Einwohnern üblich.

Und schon in den Ortschaften plagen ihn Personalsorgen. Bei Alarm müssen oft mehrere Wehren aktiviert werden, weil nicht klar ist, wie viele Kräfte in einem Ort tatsächlich gerade vor Ort sind. Das hänge nicht nur mit dem wachsenden Alter der Oberlausitzer zusammen, sondern auch mit Arbeitgebern, kritisiert Reichbodt. Immer wieder bekämen Feuerwehrleute Schwierigkeiten, wenn sie ihren Arbeitsplatz für einen Einsatz verlassen müssen. Das schrecke viele Interessierte ab, sich in der Wehr zu engagieren.