Von Claus Wöhle
Nieder Seifersdorf hat es erlebt, Jänkendorf, Rothenburg, Kodersdorf, Horka, Hähnichen, Spree, Rietschen, Kringelsdorf, Bad Muskau, Boxberg und andere Orte: Hochwasser in jeglicher Ausführung. Meist geht es glimpflich aus, fließen die Wassermassen gerade so ab, ohne größeren Schaden anzurichten. Doch irgendwann einmal, wie zum Beispiel 1981, gibt es wieder eine jener „2B-Wetterlagen“, die typisch für die Region sind, aus dem Osten starken Niederschlag bringen und dann Schwarzen und Weißen Schöps sowie Neiße und Spree anschwellen lassen. Wie sind wir gewappnet, wenn uns wieder ein „hundertjähriges Hochwasser“ wie 2002 heimsucht?
Das Land Sachsen hat reagiert, sagt Carola Henke von der Unteren Wasserbehörde des Landratsamtes. Ein halbes Jahr nach der Flutkatastrophe wurde das sächsische Wassergesetz überarbeitet. Und es wurde festgelegt, für alle Gewässer erster Ordnung Hochwasserschutzkonzepte zu erarbeiten. In den viele Seiten starken Unterlagen sind historische Daten genau so vertreten wie genaues Kartenmaterial, Schlussfolgerungen aus früheren Hochwasserereignissen sowie konkrete Maßnahmen zur Schadensverhütung. Die entsprechenden Entwürfe liegen derzeit beim Regierungspräsidium Dresden. Die Gemeinden wurden dazu gehört; ob ihre Vorschläge und Wünsche in die Konzepte eingehen, wird sich zeigen. Einklagen können sie sie nicht.
Es hat sich vieles getan
Vorbeugende Maßnahmen gegen ein mögliches Hochwasser, die bereits gegriffen haben, kann Carola Henke einige nennen: Abschnittsweise wurde der Weiße Schöps verbreitert, wurden seine Ufer abgeflacht. Hochwasserschutzdämme wurden erneuert. An der Neiße bei Klein Priebus wurde ein Deichabschnitt verstärkt, an der Ruhlmühle (Spree/Spreestraße) der Hochwasser-Umfluter wieder in Stand gesetzt. Gewünscht von den Gemeinden wird immer mehr als das Getane. „Wir verstehen die Wünsche, doch woher soll das Geld kommen?“, fragt Carola Henke.
Und wie sehen die Leute vor Ort einem möglich Hochwasser entgegen? Heike Hübner befasst sich in Waldhufen mit dem Problem. „Uns wurde schon geholfen: Endlich funktioniert die Pegelstandsmessung in Krobnitz wieder. Dadurch wird vor allem für Jänkendorf und Nieder Seifersdorf die Vorwarnzeit größer.“ Was der Gemeinde allerdings großes Kopfzerbrechen macht, ist das marode Heidewehr. Genau das taucht dann auch als Wunsch im Entwurf des Hochwasserschutzkonzepts auf. Weitere Vorschläge der Gemeinde betreffen die Abflusssicherheit bei Wasserbauwerken.
Horka: den Damm erhöhen!
„Seit 15 Jahren reden wir von einer Erhöhung der Dammkrone am Neugraben,“ klagt der Horkaer Bürgermeister Christian Nitschke. Getan habe sich noch nichts. Planungen dafür liegen aber vor. „Alles mögliche hat man uns schon vorgeschlagen, wie zum Beispiel die Verlegung des Neugrabens. Doch das ist gar nicht nötig. 75 bis 80 Zentimeter drauf auf den Damm, dann stimmt die Sache!“ sagt Horkas Gemeindeoberhaupt. Was unbedingt in Angriff genommen werden müsste und auf der Wunschliste der Horkaer steht, ist die Instandsetzung von Wehr und Tosbecken in Oberhorka. Eigentumsfragen verhindern hier angeblich ein Handeln.
Bauchschmerzen beim Hochwasserschutzkonzept für Bad Muskau hat die dortige Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ bekommen. Stiftungs-Geschäftsführer Cord Panning wies in einer entsprechenden Anhörung darauf hin, dass das vorliegende Hochwasserschutzkonzept mit der Welterbekonvention kollidiere. Während für das Stadtgebiet weiterhin am Schutzziel für ein 100-jähriges Hochwasser festgehalten wird, soll für den Park dieses Ziel auf ein 25-jähriges Hochwasser verringert werden. Damit sind im Ernstfall alle Bauwerke im Park einer größeren Hochwassergefahr ausgesetzt.
So kompliziert, wie sich alles anhört, ist die Materie auch. Die Wünsche von den verschiedensten Seiten zu wichten und in die Konzepte mit einzubinden, wird wieder eine Gratwanderung werden, deren Verlauf das Geld diktiert.