Von Benjamin Schuke
Amseln und Buchfinken sangen am Sonnabendmorgen auf dem Friedhof ihr Lied. Die Sonne brach durch die windgebeugten Ahornwipfel. Damen im mittleren Alter sammelten vertrocknete Blütenblätter vom Grab während andere mit Fotoapparat und Bildlisten umherliefen.
Der Naturschutzbund (Nabu) hatte zur zehnten Stunde der Gartenvögel aufgerufen. Ziel war es, unauffällig Vögel zu zählen und anzukreuzen, wie viele von jeder Art innerhalb einer Stunde anwesend sind. Neben zwei Spezialisten des Nabu waren zwölf interessierte Vogelbeobachter gekommen. Ausgerüstet mit Ferngläsern blickten sie ins junge Grün.
Vorstandssprecher Wolfgang Pönisch ist seit 20 Jahren Mitglied der Nabu-Regionalgruppe „Lößhügelland“. Er verteilte Listen, auf denen Farbfotos mit den heimischen Arten abgebildet sind. Formularfelder ließen Raum für die Zählung. „Der Trauerschnapper und der Gelbspötter haben früher in meinem Garten gebrütet“, sagte der 78-Jährige. „Seit einiger Zeit sind sie nicht mehr da.“ Auch der Pirol, der Hänfling und der Fitis hätten sich rar gemacht. „Wir wollen mit der Aktion feststellen, welche Arten noch hier leben, um herauszufinden, ob es weniger werden.“ Die vielen Bäume und Sträucher auf dem Friedhof böten sich dazu an, weil es hier mehr Vögel zu sehen gibt.
Etwa 30 Vogelarten gibt es in unseren Breiten. Christina Näfe aus Hartha hat bislang den Zilpzalp, Ringeltauben und Blaumeisen entdeckt. Die 69-Jährige kam aus Interesse zur Stunde der Gartenvögel. „Ich pflege hier oft das Grab meiner Eltern. Heute bin ich gekommen, um seltene Vögel zu sehen und weil die Naturschutzgruppe eingeladen hat“, sagte sie. Auch Christine Meißner ist dem Aufruf gefolgt. „Man beschäftigt sich doch viel zu wenig damit, wie verschieden jede Art singt“, sagte die Besucherin.