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Wenn der Tank plötzlich leer ist

Kriminalität. Ausgebaute Scheinwerfer und abgesaugter Kraftstoff – mittlerweile schlagendie Diebe schonmitten am Tag zu.

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Von Carolin StephanundJörg Mosch

Jochen Mannfelder aus Großenhain traute seinen Augen nicht, als er dieser Tage in Dresden zu seinem Wagen zurück kam. An Stelle der verchromten Reeling guckten nur noch drei Gewindebolzen aus dem Dach. Auch die Antenne war abgeschraubt. Und das am helllichten Tag mitten an einer belebten Straße zwischen Postplatz und Worldtradecenter.

Für die zum Tatort gerufenen Polizisten gehören solche Diebstähle längst zum Alltag. „Das kommt immer häufiger vor“, sagte der eine. „Die brauchen jetzt Ersatzteile für die Autos, die sie vor ein paar Jahren geklaut haben.“

Auch Rico Matthes, Kfz-Meister aus Priestewitz, kennt die Vorlieben der Diebe inzwischen ganz genau. Allein in diesem Jahr hat er zehn aufgebrochene Kundenfahrzeuge reparieren müssen. „Die haben es vor allem auf Airbags und Navigationssysteme abgesehen“, sagt er. „Und einem Astra haben sie kürzlich die komplette Front abgebaut – nicht irgendwo, sondern mitten in der Meißner Innenstadt.“

Da ist gut beraten, wer eine Teilkaskoversicherung hat. So wird wenigstens nur die Selbstbeteiligung – in den meisten Fällen 150 Euro – fällig. Die Reparaturkosten sind nämlich fast immer höher. Wie in Mannfelders Fall. Beim Abschrauben der Dachreeling hinterließen sie tiefe Kratzer im Lack, so dass nun lackiert werden muss.

Leere Tanks auf Baustellen

Mit einem ganz anderen Problem müssen sich vor allem Baufirmen herumschlagen. Seit dem Anstieg der Kraftstoffpreise ist der so genannte Dieselklau zunehmend in Mode gekommen. Mit Schläuchen und Kanistern bewaffnet, machen sich die Diebe des nachts über die Kraftstoffreserven geparkter Baufahrzeuge wie Raupen und Bagger her. Wie André Treppe, stellvertretender Leiter des Polizeireviers Riesa, mitteilte, gab es derartige Vorkommnisse bereits im Jahre 2003 bis 2005. Beim damaligen großangelegten Häuserabriss in Röderau Süd, blieben längere Zeit viele Baufahrzeuge über Nacht auf dem Gelände geparkt. „Damals haben wir am Tatort Schläuche gefunden, die die Diebe zurückgelassen hatten“, erklärt André Treppe. So wurde die Dieselklau-Masche aufgedeckt.

Ein weiterer Vorfall ereignete sich erst vor zwei Wochen auf der Baustelle an der B 169 zwischen Riesa und Röderau. „Dort haben die Täter in der Nacht die Tanks der abgestellten Fahrzeuge aufgebrochen und den Diesel gestohlen“, so der stellvertretende Polizeidirektor. Die Täter zu fassen sei leider ausgesprochen schwierig. Vermutlich auch deshalb, weil Baustellen meist außerhalb liegen und somit vor allem über Nacht unbeobachtet sind. Ganz anders liegen die Dinge bei Privatfahrzeugen. André Treppe: „Dass daraus Kraftstoff geklaut wurde, habe ich hier noch nicht gehört.“ Das Gleiche gelte übrigens für Tankstellen.