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Wenn der Wind bläst, greifen die Läuse an

Torsten Oelsner Coswig/Landkreis. Hobbygärtnerin Daniela Müller aus Coswig wollte ihren Augen nicht trauen als sie nach einer Woche Kurzurlaub ihre gehätschelten Lupinen sah. Grau und welk hingen die ehedem bunten und saftvollen Pflanzen in der Sonne.

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Torsten Oelsner

Coswig/Landkreis. Hobbygärtnerin Daniela Müller aus Coswig wollte ihren Augen nicht trauen als sie nach einer Woche Kurzurlaub ihre gehätschelten Lupinen sah. Grau und welk hingen die ehedem bunten und saftvollen Pflanzen in der Sonne. Zwischen den Blüten hockten hunderte dick gefressener Blattläuse. Auch aus Dresden und Weinböhla wurden ähnliche Befunde gemeldet. Sensibel registriert werden die Hilferufe aus dem grünen Lager im Amt für Landwirtschaft Großenhain mit seiner Außenstelle speziell für Gartenbau in Coswig.

„Besonders im Vormarsch ist derzeit die Schwarze Bohnenblattlaus“, sagt Anbauberater Frieder Trenkner. Doch Laus sei nicht gleich Laus. Es gibt noch die Pfirsichblattlaus, die Grüne-Bohnen-Blattlaus und viele andere mehr. „Die grüne wird wohl noch hinzukommen“, schätzt Trenkner. Das Problem sei der Wind. Wenn der kräftig bläst, verbreiten sich die Läuse rasend schnell über große Gebiete. Dass es ausgerechnet in diesem Jahr so viele der Beißer gibt, sei eine Laune der Natur. „Das ist ein ständiges Auf und Ab“, sagt Trenkner. Zur Zeit der Eiablage der Läuse hätten gute Bedingungen für eine massenhafte Vermehrung vorgelegen. Der natürliche Feind der Läuse, der Marienkäfer, hatte dagegen ungleich schlechtere Chancen. „Es kann aber sein, dass aufgrund des Überangebotes an Nahrung für ihn, sich die Bestände wieder erholen und wir wie vor drei Jahren eine Überbevölkerung an Marienkäfern haben werden“, sagt der Fachmann.

Wenn die natürlichen Feinde rar sind, bleibt dem Gärtner nur übrig, selbst etwas zu tun. Aber was?

„Gegen Blattläuse helfen auf jeden Fall Spritzmittel wie Pirimor und das zu DDR-Zeiten legendäre Bi 58“, sagt Frieder Trenker. Unerlässlich sei das vorherige Gespräch mit Fachleuten im Gartenmarkt. Denn beim Spritzen ist Vorsicht geboten. Nicht alle Pflanzen vertragen die chemische Keule gleich gut.

„Bei Chrysanthemen beispielsweise sollte man ganz vorsichtig mit Bi 58 sein“, sagt Trenkner. Wer dagegen biologisch gärtnern will, hat verschiedene Möglichkeiten der Gegenwehr. Doch alle verlangen viel Geduld. So räumen auch die Gartenfachleute dem viel beschworenen Brennnesselsud durchaus einige Effekte ein. „Wer dran´ glaubt und den Sud richtig ansetzt, kann damit eine gewisse Läusesperre aufbauen“, sagt Anbauberater Trenkner. Hilfreich sei auch altes Gärtnerwissen über die nachbarliche Hilfe von Pflanzen. So würden Lavendel und die so genannte Mittagsblume in ihrem Umkreis die Schädlinge fern halten.

Auch gegen den allgegenwärtigen Feind – die spanische Nacktschnecke – gibt es ein paar Tricks. So mögen es die Tiere zum Beispiel überhaupt nicht, wenn sie über trockene, spitze Sägespäne kriechen müssen, erzählt Trenkner. Allerdings schwäche sich die Wirkung der Späne bei langem Regen wieder ab. Was dann noch bliebe wäre eine Sperre mit Brandkalk, also ungelöschtem Kalk. „Bei Berührung verätzen sich die Schnecken“, sagt der Experte. Doch auch die Wirkung des Kalks lasse nach.

Letztlich gebe es kein pauschales Mittel. „Man muss immer dran bleiben“ , sagt Trenker. Und aufpassen, dass eine Aktion nicht nach hinten losgeht.

Etwa die berühmte Bierfalle für Schnecken. Denn es könne schnell passieren, dass sich die Tränke heherumspricht und dann um so mehr „Gäste“ kommen. (SZ)