Das Lymphsystem gehört zum Abwehrsystem unseres Körpers. Immer, wenn unser Immunsystem gegen Krankheitserreger kämpft, schwellen die Lymphknoten an. Bei Gesunden sind die fünf bis zehn Millimeter kleinen, mandelförmigen Gebilde unauffällig. Jeder dieser bis zu 700 Lymphknoten arbeitet wie eine winzige Filterstation. Er lässt sich einer bestimmten Körperregion oder einem Organ zuordnen. Die Lymphozyten in ihrem Inneren haben die Aufgabe, körperfremde Eindringlinge, wie Bakterien und Viren, aufzuspüren und zu zerstören.
Wenn Lymphknoten über einen längeren Zeitraum anschwellen, wächst bei Betroffenen oft die Angst, an schwerwiegenden Erkrankungen, wie Krebs, zu leiden. Professor Dr. Jörg Schubert ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II (Hämatologie, Onkologie und Gastroenterologie) am Elblandklinikum Riesa. Beim SZ-Gesundheitsforum nächsten Mittwoch können Interessierte von ihm Informationen über neueste Diagnose- und Behandlungsmethoden erhalten und ihre Fragen stellen.
Herr Professor Schubert, was kann sich hinter dem Symptom vergrößerter Lymphkoten verbergen?
Grundsätzlich ist ein Anschwellen der Lymphknoten ein Zeichen einer Vermehrung der darin enthaltenden Zellen. Dies kann bei einem Infekt in der Umgebung des Lymphknotens vorkommen. Dabei kommt es in den Keimzentren des Lymphknotens zu einer Vermehrung der Infekt-spezifischen lymphatischen Zellen. Diese Zellen patrouillieren als Wächter im gesamten Körper einschließlich der Lymphknoten. In diesen Keimzentren werden sie aktiviert, schwellen an und schmerzen. Die Reaktion ist für die Beseitigung des Infektes und damit für das Bestehen und Überleben unseres Körpers essenziell. Dagegen kann sich hinter einer Zellvermehrung im Lymphknoten auch eine Tumorerkrankung, entweder als Tumor der lymphatischen Zellen selbst oder als Metastase eines soliden Tumors verbergen.
Wann sollten Betroffene handeln?
Dies ist am anschaulichsten am Beispiel geschwollener Hals-Lymphknoten zu beantworten. Beim Verdacht, dass die Lymphknotenschwellung mit einer Infektion im Halsbereich zu tun hat, ist es gerechtfertigt, zunächst eine abwartende Haltung einzunehmen, gegebenenfalls eine Antibiotika-Therapie durchzuführen. Wichtig ist, dass nach etwa 14 Tagen nachuntersucht wird. Wenn der Knoten sich bis dahin nicht normalisiert, sollte eine feingewebliche Untersuchung durch eine Lymphknotenentnahme erfolgen. Dies ist zumeist ein kleiner Eingriff in örtlicher Betäubung. Durch die Untersuchung kann eine reaktive Lymphknotenvergrößerung von einem Tumorleiden eindeutig unterschieden werden.
Welche Untersuchungsmethoden kommen bei der Abklärung der Symptome zur Anwendung?
Sollte die Untersuchung ein Tumorleiden ergeben, muss etwa mit Hilfe der Computertomografie der Ausdehnungsgrad der Erkrankung erfasst werden. Weiterhin werden Lymphom-spezifische Laborwerte aus dem Blut des Patienten erhoben sowie eine Knochenmarkpunktion durchgeführt. Im Falle einer soliden Tumorformation innerhalb eines Lymphknotens geht es darum, den Primärtumor zu finden und zu behandeln. Dies geschieht dann per Computertomografie, endoskopischer Eingriffe oder weiterer örtlicher Untersuchungen.
Welche therapeutischen Methoden sind in Ihrer Klinik im weiteren Verfahren Standard?
Für den Fall, dass es sich tatsächlich um einen Lymphknotentumor handelt, ist je nach Klassifikation eine individualisierte, umfassend detaillierte Therapie zu erstellen. Diese besteht aus den Bausteinen Chemotherapie, Strahlentherapie und einer spezifischen Molekularen- oder Immun-Therapie. Diese Verfahren werden in unserer Riesaer Klinik in einem interdisziplinären Tumorboard festgelegt, an dem Onkologen, Chirurgen, Strahlentherapeuten sowie Radiologen und Pathologen gemeinsam teilnehmen.
Die Fragen stellte Kristin Koschnick.
Termin des nächsten SZ-Gesundheitsforums (Thema „Wenn die Lymphknoten vergrößert sind – Freund oder Feind?“) ist der 25. Juni, 18 Uhr im Elblandklinikum Riesa, Weinbergstraße 8, Besprechungsraum Ebene 6.
Aufgrund begrenzter Platzkapazitäten bitten wir um
telefonische Anmeldung unter 03521 41045520 oder 0351 837475670. Der Eintritt ist frei.