SZ + Radebeul
Merken

„Wenn es sein muss, scheue ich Konfrontation nicht“

Volker John (CDU) kennt sich aus in Moritzburg. Über 25 Jahre ist er dort in der Kommunalpolitik aktiv. Am Sonntag kandidiert er für das Bürgermeisteramt.

Von Sven Görner
 5 Min.
Teilen
Folgen
Die Moritzburger wählen einen neuen Bürgermeister für die nächsten sieben Jahre. Der 62-jährige Volker John ist einer der beiden Bewerber.
Die Moritzburger wählen einen neuen Bürgermeister für die nächsten sieben Jahre. Der 62-jährige Volker John ist einer der beiden Bewerber. © Arvid Mueller - Industrie & Pres

Moritzburg. In Zeiten von Fake News hat es Volker John nicht leicht. Bei den Vorstellungsrunden der beiden Kandidaten in den Ortschaften der Großgemeinde musste der Moritzburger in der vergangenen Woche gewaltig aufpassen. Der Grund war sein Geburtstag. Während im Faltblatt zur Kandidatur sein Alter mit 61 Jahre angegeben ist, wird er am Sonntag zur Wahl seine Stimme als 62-Jähriger abgeben.

Ein Alter, in dem andere langsam anfangen, die Rente anzupeilen. Was treibt den selbstständigen Elektromeister also an, sich nach der Kandidatur von 2013 noch einmal um das Bürgermeisteramt in seiner Heimatgemeinde zu bewerben? 

Zumal Handwerksleistungen derzeit stark nachgefragt sind, seine Fünf-Mann-Firma einen guten Ruf hat und der Job eines Bürgermeisters nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig ist. „Ich bin ein Typ, der immer etwas machen muss. Körperlich und geistig. Mit 63 oder 65 mit der Arbeit aufzuhören, ist nicht mein Ding“, sagt Volker John.

Und noch etwas treibt ihn um: „Ich bringe mich schon über 25 Jahre in die Kommunalpolitik ein. Seit 1994 als Gemeinderat, später auch Fraktionsvorsitzender der CDU und seit 2006 als ehrenamtlicher stellvertretender Bürgermeister.“ Die Arbeit im Rat, aber auch in der Verwaltung ist ihm daher vertraut. „Und ich habe eigene Ideen für unsere Gemeinde.“

Da er seit 1980 in Moritzburg wohnt, habe er die Entwicklung vor und nach der Wende miterlebt. „Nicht alles ist dabei optimal gelaufen. Wir haben uns auch einige kleine Bausünden geleistet“, sagt der Kandidat. 

Der Ansiedlungsdruck sei groß, wie sich in den vergangenen Monaten mit Bauanfragen und den Wünschen nach Bebauungsplänen gezeigt habe. „Ich möchte, dass sich Moritzburg behutsam und sanft weiterentwickelt.“ Dabei soll keine Käseglocke über den Ort gestülpt werden, aber sein Charakter erhalten bleiben.

 „Trotzdem müssen wir natürlich junge Leute nach Moritzburg holen. Dabei sollten vor allem die alten Höfe erhalten bleiben“, so Volker John weiter. „Ich habe Angst, dass das kippen könnte.“

Zuzug sei natürlich auch für die Einkommenssteuer sinnvoll, da diese eine wichtige und auch konstante Größe der Gemeindeeinnahmen ist. „Es gibt aber auch eine Kehrseite. Mehr Einwohner, vor allem junge, erfordert möglicherweise auch den Ausbau der Infrastruktur. Und dabei denke ich nicht zuerst an Wasser, Abwasser und Straßen, sondern auch an ausreichend Plätze in Kitas, im Hort und den Schulen.“ 

Als Beispiel nennt er die Kurfürst-Moritz-Schule. „Als wir die saniert und erweitert haben, wurde uns eine Dreizügigkeit nicht genehmigt. Inzwischen haben wir längst die entsprechenden Schülerzahlen und müssen nun nachträglich die fehlenden Räume bauen.“

Das kostet Geld, viel Geld. Und mit jedem Jahr, das bis zum Baustart vergeht, noch mehr. Das zeigt sich gerade auch bei dem gestarteten Neubau der Kindertagesstätte in Boxdorf und der Horterweiterung in Reichenberg.

Der Zeitverzug beim Kita-Neubau ist dann auch ein Punkt, wo sich Volker John, der in vielen Dingen ähnliche Ziele wie der Amtsinhaber hat, klar von Jörg Hänisch abgrenzt. „Es gab 2013 eine deutliche Beschlusslage im Gemeinderat. Die hätte umgesetzt werden müssen. Da Jörg Hänisch das Verfahren gestoppt hat, sind bei der Umsetzung zwei Jahre verloren gegangen.“ 

Hänisch hatte nach seiner Wahl 2013 die Planungen für die Einrichtung in Boxdorf gestoppt, weil sich in Reichenberg massiver Protest formierte, als klar wurde, dass mit dem Neubau die Kindergartenplätze in Reichenberg wegfallen sollen. Nach einer Variantenprüfung stimmte der Gemeinderat 2014 schließlich erneut für die große Variante in Boxdorf. Auch eine Petition der Reichenberger änderte im Anschluss nichts an dieser Entscheidung.

„Der Bürgermeister hätte den Beschluss umsetzen müssen“, sagt Volker John. „Wenn ich von meiner Position überzeugt bin, dann scheue ich auch nicht die Konfrontation. Es gibt Grundregeln, die ich nicht aufgebe.“

Natürlich weiß er als langjähriger Fraktionsvorsitzender der CDU auch um die seit der Wahl im Vorjahr noch schwieriger gewordene Situation, im Gemeinderat Mehrheiten zu finden. „Umso wichtiger ist es, eine klare Linie vorzugeben und dann keine Luft ranzulassen.“ 

Allerdings gelingt ihm das auch in der eigenen Fraktion nicht immer. Denn bei vielen Abstimmungen zählt die Ortszugehörigkeit meist mehr als die Fraktionszugehörigkeit. Im besten Fall äußert sich das in Enthaltung, es gibt aber innerhalb von Fraktionen mitunter bei einem Beschluss auch Ja- und Nein-Stimmen. Nicht nur bei der CDU.

Zwei weitere wichtige Themen sind für Volker John die Gemeindefinanzen und die Rolle der Ortschaften. Er plädiert für starke Ortschaftsräte, da diese am besten wissen, wo den Leuten der Schuh drückt. Daher sollten die Räte auch große Entscheidungsbefugnisse bekommen. Zugleich schränkt er ein, dass es bei den Wünschen der Ortsteile abzuwägen und zu planen gilt, um gute und ausgeglichene Lösungen für die kommenden Jahre zu finden.

Denn neben der Kita in Boxdorf, der Erweiterung von Oberschule und Hort, sind weitere Großprojekte fest geplant. So etwa das Feuerwehrgerätehaus mit Schulerweiterung in Moritzburg, der Fußweg entlang der Dresdner Straße in Reichenberg und die Dorfstraße in Steinbach. Und das ist längst nicht alles. „Wir brauchen daher eine Prioritätenliste, die für die Bürger deutlich macht, wann welche Projekte verwirklicht werden können.“

Und was wird aus Volker Johns Firma, wenn er die Wahl gewinnt? „Sie bleibt bestehen, ich bin dann aber raus, weil ich sie übergebe.“

Mit welcher Bilanz und welchen Vorhaben sich der parteilose Amtsinhaber Jörg Hänisch am Sonntag zur Wiederwahl stellt, lesen Sie am Donnerstag in der Sächsischen Zeitung.

Lesen sie hier einen Beitrag über den amtierenden parteilosen Bürgermeister Jörg Hänisch, der sich an diesem  Sonntag zur Wiederwahl stellt.

Mehr lokale Nachrichten aus Radebeul lesen Sie hier.