Von Jens Hoyer
Der Mann ist studierter Jurist. Und das ist gut so. Denn mit seinen Plakaten ist Klaus Staeck schon öfter angeeckt. Im Laufe der Jahre ist er 40 Mal verklagt worden. Er provoziert, dass es weh tut. Mit zwei Chemiefirmen hat er sich wegen seiner Plakate zum Ozonkiller FCKW neun Jahre vor Gericht herumgestritten, erzählte er gestern Schülern des Lessing-Gymnasiums. Staeck ist Vorsitzender der Akademie der Künste in Berlin und arbeitet im Schülerprojekt „Kunstwelten“. Das Mittelsächsische Theater hatte die Veranstaltung mit organisiert. „Die Akademie macht das seit einigen Jahren bundesweit. Es ist schön, wenn sich der Präsident selbst engagiert“, sagte Matthias Wolf, geschäftsführender Dramaturg beim Mittelsächsischen Theater.
Mit Klaus Staeck hatte die Schule eine bemerkenswerte Persönlichkeit zu Gast. Aufgewachsen ist er in der DDR – in Bitterfeld, um genauer zu sein. Die Zustände im damaligen „Chemiedreieck“ haben den heute 75-Jährigen zum überzeugten Naturschützer werden lassen. In der DDR hatte er Schwierigkeiten. Studieren konnte er erst im Westen. „Meinungsfreiheit ist das höchste Recht in einer Demokratie. Davon mache ich Gebrauch, auch unter der Gefahr, verklagt zu werden“, sagte er.
Die Aula des Lessing-Gymnasiums war gespickt mit Plakaten, die Staeck im Laufe der Jahrzehnte entworfen hat. Mit dem Mittel der Satire wendet er sich gegen Umweltzerstörung, politische und gesellschaftliche Missstände und moralische Verwahrlosung auf dieser Welt. Eines seiner bekanntesten Plakate zeigt die berühmte Zeichnung, die Dürer von seiner Mutter angefertigt hat – eine verhärmte alte Frau. „Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?“ steht auf dem Plakat. Staeck hatte es auf die Straße gehängt und die Reaktionen abgewartet. „Die Leute haben dieses Plakat wahrgenommen. Und das ist das Entscheidende.“
Künstler wollte Staeck schon immer werden. Jurist wurde er, um einen Brotberuf zu haben. Später war er auch Verleger, arbeitete mit Berühmtheiten wie den Künstlern Joseph Beuys und A.R. Penck zusammen. Vielleicht hat er aus Döbeln die Anregung für ein neues Plakat mitgenommen: Wegen der Verspätung der Bahn kam er eine Viertelstunde zu spät zum Termin.