Dresden: "Wenn nicht jetzt, kommt der Fernsehturm nie"

Dresden. Das Gerücht hält sich hartnäckig: Holger Zastrow will den Fernsehturm betreiben und sei einer der Bewerber. Immerhin hatte die Funkturm GmbH mitgeteilt, dass es auch regionale Interessenten gebe. Als Zastrow dann noch einer der Initiatoren für die spektakuläre Beleuchtung des Turms zur Night of Lights am 22. Juni war, mit der auf die prekäre Situation der Veranstaltungsbranche hingewiesen wurde, galt das vielen als Zeichen, das er es ernst meint. Immerhin hat er auf der Hofewiese gastronomische Erfahrungen gesammelt.
Doch der FDP-Politiker winkt ab. "Alles Quatsch. Ich habe mit meiner Werbeagentur, der Hofewiese und meiner politischen Arbeit genug zu tun". Unabhängig davon engagiert er sich seit langem dafür, dass der Turm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich wird. "Wir waren nie näher an diesem Ziel als jetzt durch die Zusage der Fördermittel von Bund und Land", so Zastrow
"Das Geld muss sowieso investiert werden"
Dass die Dresdner Grünen die Folge der Corona-Pandemie jetzt nutzten, um die Revitalisierung in Frage zu stellen, hält Zastrow für das völlig falsche Signal. "Wenn nicht jetzt, kommt der Fernsehturm nie", sagt er. Die Chance, dieses Wahrzeichen wieder aufzubauen, sei mit einer Verschiebung vertan.
In Bezug auf die über 40 Millionen Euro, die nötig sind, um die Infrastruktur so zu verbessern, dass der Verkehr sicher und ohne Anwohnerbelastung zum Turm geführt werden kann, ist der FDP-Politiker pragmatisch. "Das Geld muss sowieso investiert werden, denn die Wachwitzer Bergstraße und die Staffelsteinstraße müssen dringend saniert werden. Und wir brauchen auch einen Parkplatz an der neuen Gleisschleife Rossendorfer Straße. Dass der auch für die Fernsehturmbesucher genutzt wird, ist nur Zugabe", sagt der Chef der FDP-Fraktion im Dresdner Stadtrat.

Die Anwohner vom Elbhang und dem Schönfelder Hochland hätten statt Nachteilen durch die Turmeröffnung den Vorteil, dass diese Verkehrsvorhaben endlich zeitnah in Angriff genommen würden, ist sich Zastrow sicher.
Nicht verstehen könne er, weshalb die Grünen vor wenigen Tagen gefordert haben, dass die Stadt Dresden die Dampfschifffahrt retten soll, aber gleichzeitig den Fernsehturm beerdigen wollen. Zur Stadtratssitzung am 16. Juli sollte der Oberbürgermeister beauftragt werden, schnellstmöglich mit dem Freistaat und den Regionen Sächsische Schweiz und Meißen eine Bietergemeinschaft zu gründen, um sich mit einem indikativen Gebot am laufenden Insolvenzverfahren der Sächsischen Dampfschifffahrt (SDS) zu beteiligen. Die Antrag wurde aber auf September verschoben.
"Die Sehnsucht nach dem Fernsehturm ist groß."
"Bei der Dampfschifffahrt reden wir von einer völlig anderen Dimension als beim Fernsehturm. Die Stadt würde sich damit an einem defizitären Unternehmen mit historischer Technik beteiligen, die sehr aufwendig zu pflegen und zu unterhalten ist", sagt Zastrow.
Für ihn würde die Stadt das durchkalkulierte Abenteuer Fernsehturm gegen ein völlig unkalkulierbares Dampfschifffahrt-Projekt tauschen. "Hier ist erstmal der Freistaat als Miteigentümer in der Pflicht." Die Grünen halten dagegen, dass sie die Bedeutsamkeit der Dampfschiffahrt für Dresden und seine Besucher für weitaus wichtiger halten als die des Fernsehturms.
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"Dann muss man aber einen Weg finden, dass die Schiffe ständig fahren können, um einigermaßen rentabel zu arbeiten. Konkret heißt das, der Staustufe auf tschechischer Seite zuzustimmen. Aber das lehnen die Grünen ab", sagt Zastrow.
Sowohl im Stadtbezirksbeirat Loschwitz und dem Ortschaftsrat Schönfeld-Weißig ist das Verkehrskonzept zur Turmeröffnung durchgefallen, damit haben die Räte auch dem Punkt zur Revitalisierung nicht zugestimmt. Trotzdem ist Zastrow sicher, dass sich im Stadtrat eine Mehrheit findet, die zustimmt, dass sich Dresden mit 6,5 Millionen Euro an der Wiedereröffnung beteiligt. "Die Sehnsucht nach dem Fernsehturm ist groß."
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