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Corona: Politiker gehen in der Neiße baden

Sonst steigt am 1. Mai ein trinationales Fest bei Zittau. Weil das jetzt nicht geht, trafen sich Vertreter der Länder im Grenzfluss. Was da los war, ist in einem Video zu sehen.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Eine Fete wie in anderen Jahren am Dreiländerpunkt war dieses Jahr nicht möglich.
Eine Fete wie in anderen Jahren am Dreiländerpunkt war dieses Jahr nicht möglich. © Archivfoto: Erik-Holm Langhof

Als am Frühstückstisch bei Thomas Zenker am Freitag das Telefon klingelt, weiß der Zittauer Oberbürgermeister (Zkm) noch nicht, dass er sich an diesem Tag kalte Füße holen wird. Am anderen Ende der Leitung ist Martin Puta, der Chef des tschechischen Bezirks Liberec (Reichenberg). Und der lädt OB Zenker zu einem sprichwörtlich "feucht-fröhlichen" Treffen am Mittag ein - in der Neiße. Der Hintergrund: seit 2004 feiern die Nachbarorte im Dreiländereck immer um den 1. Mai herum ein Bürgerfest am Dreiländerpunkt, dort, wo sich Polen, Tschechien und Deutschland bei Zittau treffen. Anlass ist der EU-Betritt Tschechiens und Polens am 1. Mai 2004 und die damit verbundenen Grenzöffnungen. 

Nun sind die Grenzen dicht, wegen der Corona-Pandemie. Das trinationale Treffen wollten die Politiker trotzdem nicht ausfallen lassen - auch um ein Zeichen zu setzen: "Wir halten zusammen." Martin Puta hatte die spontane Idee dazu und lud die anderen Politiker ein. Thomas Zenker nahm den CDU-Landtagsabgeordneten Stephan Meyer und seinen Hund mit und punkt 12 Uhr wateten sie zu dritt ins kalte Wasser des Grenzflusses. 

Polen streng bewacht

Von der anderen Seite kamen Martin Puta und Josef Horinka, der Bürgermeister der tschechischen Nachbargemeinde Hradek (Grottau) herüber. In der Flussmitte trafen sie sich und stießen mit einem Bier an. "Und wir haben uns versprochen, dass wir alles dafür tun, dass bald wieder Normalität einkehrt", erzählt Thomas Zenker. Abstand wurde natürlich gehalten - und jeder blieb auf seiner Seite. "Die Grenze verläuft ja in der Mitte vom Fluss", so Zenker. 

Der polnische Amtskollege konnte allerdings an der Aktion im Grenzfluss nicht teilnehmen. Die Polen bewachen die Grenze sehr streng mit Militär. "Die polnischen Kollegen mussten von weitem zusehen", erzählt Thomas Zenker.  

Eine Stunde unterhielten sich die Politiker im Fluss und darüber hinweg. Und Zenkers Familienhund genoss sichtlich das Bad in der Neiße. Im nächsten Jahr hoffen auch alle anderen, dass sie wieder mehr Freude am Treffen am Dreiländereck haben und sich mit trockenen Füßen treffen können. 

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