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Wenn’s weder blinkt noch bremst

Landkreis. Autoswerden immer älter und kranker. An jedem vierten Fahrzeug stellt die Dekra erhebliche Mängel fest.

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Von Daniela Pfeiffer

Jeden Cent dreimal umdrehen und sparen, wo es nur geht. Viele Menschen sind im Landkreis darauf angewiesen und übertragen das auch auf ihren fahrbaren Untersatz. „Die Winterreifen müssen noch mal gehen, ich kann mir im Moment keine neuen leisten.“ Das bekommt Dekra-Prüfer Rolf Schmieder in Löbau zurzeit oft zu hören. Er selbst gehe in Sachen Sicherheit nur so weit mit den Fahrzeughaltern mit, wie er es selbst vertreten kann: „Viele versuchen, mit möglichst geringem Aufwand durchzukommen. Das müssen wir stoppen, denn Sicherheit geht vor und lässt sich nicht am Sozialstatus festmachen.“

Geringe oder auch erhebliche Mängel stellen Schmieder und seine Kollegen in Löbau und Zittau an vielen Fahrzeugen fest. Sind es geringe, bekommt man die Plakette für die Abgas- oder Hauptuntersuchung und den Hinweis, die Mängel beheben zu lassen. So wie der Fahrer eines blauen Golfs vorgestern. Obwohl unter anderem ein leicht veröltes Getriebe festgestellt wurde, bekam er seine Plakette. Erhebliche Mängel, seien sie an den Bremsen, der Lenkung oder der Bereifung, sind solche, die die Verkehrssicherheit schon beeinträchtigen. Sie müssen innerhalb von vier Wochen beseitigt werden. Erst dann gibt es die Prüfplakette der Dekra. Etwa 70 Autos mussten die Prüfer im vergangenen Jahr sofort aus dem Verkehr ziehen. „Wenn ein Auto nicht mehr verkehrssicher ist, entfernen wir die Plakette und melden es dem Zulassungsamt, so dass das Fahrzeug zwangsstillgelegt wird“, erklärt Rolf Schmieder.

Auffällig sei das unterschiedliche Verhalten von jüngeren und älteren Kraftfahrern. „Ältere sind dankbar für jeden Hinweis. Mängel werden selbstverständlich sofort behoben“, sagt Rolf Schmieder. „Jüngere und Leute mittleren Alters nehmen es manchmal nicht so genau.“

Dabei verschlechtert sich der Zustand der über 80 000 Autos im Landkreis zunehmend. „Mit steigendem Alter der Fahrzeuge steigt die Zahl der Mängel“, sagt Karl Bernhardt, Dekra-Chef von Ostsachsen. „Bei fast der Hälfte aller Autos über sieben Jahren stellen wir beispielsweise nicht mehr richtig funktionierende Bremsen fest.“ Die Trends, dass die Autos im Landkreis immer älter werden, länger gefahren werden und die Zahl der Neuzulassungen abnimmt, fördern die Entwicklung noch.

Karl Bernhardt appelliert daher an den „gesunden Menschenverstand“ der Autofahrer: „Es ist nun mal jeder für sein Fahrzeug verantwortlich. Dazu gehört, vor Fahrtantritt auch mal auf die Bremse zu treten und zu kontrollieren, ob sie geht. Oder zu testen, ob das Bremslicht leuchtet.“