Von Sylvia Mende
Der 24-jährige Vincent Stemmildt aus Gersdorf ist beim Bundeswehr-Schwimmtraining in Eggessin in Vorpommern verunglückt. Eine Woche lag er im Koma, bevor er seine Augen für immer schloss. Nachdem am Donnerstag seine Familie Abschied nahm, wurde der Hauptgefreite gestern mit militärischen Ehren beerdigt.
Die Familie, Freunde, Bekannte, der Bürgermeister der Stadt Hartha sowie die Soldaten der Kompanie des zweiten Panzerbataillons 413 aus Torgelow waren zur Trauerfeier gekommen. Unter ihnen waren viele junge Leute, mit denen Vincent Stemmildt die Schulbank gedrückt hatte oder die zu seinem Freundeskreis gehörten und seine Kameraden vom Panzerbataillon. Während der militärischen Zeremonie war ihnen nur an den Augen abzulesen, wie betroffen sie vom Tod ihres Kameraden sind. Doch nachdem sie am Sarg Abschied genommen hatten, konnten auch sie die Tränen nicht mehr verbergen. Sie nahmen sich, wie auch andere Trauernde, in den Arm, um sich gegenseitig zu trösten. Das Panzerbataillon stellte für Vincent Stemmildt ein Ehrengeleit. Mit Trommelwirbel trugen sechs Kameraden den mit einer Deutschlandfahne abgedeckten Sarg, auf dem der Stahlhelm lag, auf den Schultern zum Grab. Ein Trompetensolo erklang, bevor der Sarg zur Erde gelassen wurde. Pfarrerin Maria Beyer sprach am Grab und auch zum Gottesdienst tröstende Worte. Ihr zur Seite stand ein Militärpfarrer.
Vincent Stemmildt ging in Gersdorf zur Grundschule, besuchte die Harthaer Mittelschule und erlernte den Beruf des Maurers. Später arbeitete er als Gerüstbauer. „Vincent hatte so viele Optionen für seine berufliche Entwicklung. Was er tat, machte er mit viel Freude“, sagte sein Vater Ralf Stemmildt dem Döbelner Anzeiger. Nach dem Grundwehrdienst habe sich Vincent entschieden, Berufssoldat zu werden. Auch seine beiden älteren Brüder (28/30) sind bei der Armee. „Wir sind eine Soldatenfamilie“, sagte sein Vater. Trotz der Trauer ist ihm der Stolz auf seinen Sohn anzumerken.
Nach dem Unfall verbrachten die Eltern eine Woche am Krankenbett ihres Sohnes. „Dann mussten wir loslassen. Wir wussten, dass unser Sohn weggehen wird, ohne wiederzukommen“, so Ralf Stemmildt. Alle Bemühungen der Ärzte hätten nichts gebracht. „Wir haben auf ein Wunder gehofft, dass leider nicht eingetroffen ist“, so der Vater.
Lebensfroh sei Vincent Stemmildt seinen Weg gegangen, sagte Pfarrerin Maria Beyer. Er sei ein junger Mann voller Hoffnungen, Ziele, Kraft und Energie gewesen. Die Pfarrerin spricht von Lebendigkeit. „Vincent leistete, was er leisten konnte. Er tat, was er gern tat“, beschreibt sie weiter. In den Gesprächen mit den Eltern hatte sie erfahren, dass der junge Mann, der 24 Jahre, acht Monate und drei Tage alt wurde, ein Händchen für Mixgetränke und viel Freude an Musik hatte. Er habe aber auch viel Wert auf tiefgreifende Gespräche gelegt. „Für manche hat Vincent wie ein stiller Beobachter gewirkt. Dabei war er ein Bindeglied für den Freundeskreis. Er hielt die Gruppe zusammen“, so Maria Beyer. Vincent Stemmildt habe durch seine Disziplin und seinen beständigen Charakter beeindruckt. Er sei ein fröhlicher und stolzer Soldat gewesen und hatte noch Karrierepläne.