Von Günther Zimmermann
Die Albert-Schweitzer-Arbeitsgemeinschaft des Lessing-Gymnasiums hatte am Sonnabend zu ihrem vierten Wohltätigkeitskonzert zu Gunsten der Ärmsten der Armen in Lambarene eingeladen. Jung und Alt füllten die Hauptkirche, welche von der Kamenzer evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde für diesen guten Zweck zur Verfügung gestellt worden war.
Die neun Schüler der 8. bis 12. Klassen des Lessingmuseums pflegen, angeleitet von Martina Laube und Dagmar von Ramin, den humanistischen Geist und die Überzeugungen Albert Schweitzers. Sie führen und füllen auch den von ihnen eingerichteten Sozialfonds, mit dessen Hilfe im Urwaldspital auch die Mittellosen ärztlich betreut werden, die nicht einmal den ohnehin geringen Obolus hierfür aufbringen können.
Als Krankenschwester
im Urwaldhospital
Übrigens zahlen in diesen Fonds inzwischen auch andere Albert-Schweitzer-Gymnasien ein, darunter solche aus Frankreich und der Schweiz. Das Geld wird von der Berlinerin Dr. Sixt, die von 1960 bis 1964 als Kinderkrankenschwester im Urwaldhospital gearbeitet hat, dorthin vermittelt und seine tatsächliche Verwendung gegenüber dem Sozialfonds in Kamenz detailliert abgerechnet.
Warum aber titelte die rührige Albert-Schweitzer-AG für ihr viertes Konzert „Helene Schweitzer - die Gefährtin an Schweitzers Seite“? Im August vergangenen Jahres hatten sie im Höhenluftkurort Königsee im Schwarzwald das Haus besucht, das Albert Schweitzer seiner an Tbc erkrankten Gattin erbaut hatte. Hier hatten sie erfahren, dass auch der „große Albert Schweitzer“ der starken Frau an seiner Seite sehr viel verdankt. Sein Bekenntnis, „ohne sie wäre niemals etwas aus meinen Plänen geworden“, wurde für die Schüler und ihre Lehrerinnen zum Motiv der weiteren Arbeit.
Briefe der Schweitzers
voll rührender Fürsorge
Sie lasen über das Leben der hochintelligenten Helene Bresslau, die mehrere Sprachen beherrschte und musikalisch hoch begabt war. Wie die damals von den meisten Bildungswegen Ausgeschlossene Albert Schweitzer begegnete, sich beide in ihren Briefen voller rührender Fürsorge zueinander bekannten und schließlich als Eheleute aufopferungsvoll dieselbe Fürsorge Bedürftigen im Urwald schenkten – das alles bereiteten die Schüler so auf, dass sie es ihren Altersgefährten vermitteln konnten. So gewannen sie unter ihnen jene, die am Sonnabend das Benefiz-Konzert veranstalteten, das mit einem Orgelwerk von Johann Sebastian Bach begann und auch endete. Dazwischen aber sangen, spielten, rezitierten der Chor der Lessingschule, junge Gesangs-, Tanz- und Instrumentalsolisten anspruchsvolle Werke, die den Abend zu einem schönen Erlebnis werden ließen.
Falls es einer materiellen Messlatte für den Solidaritätsgedanken überhaupt bedarf: Kurz vor dem Ende des Programms war an Frau Dr. Sixt ein symbolischer Scheck in Höhe von 1061,21 Euro übergeben worden. Das Deutsche Rote Kreuz Kamenz hatte noch einmal 250 Euro dazu gelegt. Die Bitte des Direktors des Lessing-Gymnasiums, Helmut Münstermann, sich nach dem Konzert zu einer weiteren Spende zu entschließen, wurde von den Gästen mit 975,41 Euro erfüllt. Fast 3000 Euro kamen so zusammen, die den Ärmsten der Armen Gesundheit retten!
Und heute zur Demo
auf dem Marktplatz
Die zur Begrüßung des Konzerts von Pfarrer Dieter Grahl geäußerten Bitte, sich am heutigen Montagabend ab 18 Uhr auf dem Kamenzer Markt dem militärischen Totschlag Unschuldiger im Irak zu widersetzen, werden die Kamenzerinnen und Kamenzer gewiss ebenso erfüllen. In dieser Stadt ist der humanistische Geist Lessings und Schweitzers am Leben.