Von Varinia Bernau
Ein bisschen nervös ist Dr. Felix Blankenstein jetzt doch: „Sonst muss ich bei solchen Symposien nur reden. Jetzt muss ich auch dafür sorgen, dass alle ihren Platz finden.“ Rund 100 Fachkollegen hat der Zahnarzt an der Berliner Charité zur heutigen Konferenz nach Görlitz geladen – um unweit der Brücke über die Neiße über die Brücken im Gebiss zu referieren.
Zwei Jahre Vorbereitungszeit
„Fortbildung am Freitag für die Praxis ab Montag“ ist das Motto des ersten Görlitzer Symposiums für Zahnärzte, das Blankenstein gemeinsam mit vier Kollegen von der Charité, dem Dentallabor Neue Zähne und einem Fachverlag auf die Beine gestellt hat. Nicht um akademische Haarspalterei geht es, sondern darum, den Ärzten eine Art Leitfaden für Behandlungen an die Hand zu geben. Fast zwei Jahre hat die Vorbereitung gedauert: Was tun bei Zähnen, die durch massives Knirschen immer kleiner und kürzer werden? Mit dieser Frage im Kopf hat Blankenstein mit seinen Mitstreitern wissenschaftliche Literatur ausgewertet – Die Ergebnisse präsentieren sie heute in Görlitz.
Reise in die andere Richtung
Die Idee zu der Fachtagung am östlichen Rand der Republik kam Blankenstein, als er bei einer anderen Konferenz seinen Blick über die Teilnehmerliste schweifen ließ. „Da entdeckte ich plötzlich Kollegen aus Niedercunnersdorf und aus Niesky, die kilometerweit angereist waren“, erzählt Blankenstein. „In Berlin sind wir da ja verwöhnt: Wir setzen uns in die S-Bahn und sind schnell vor Ort.“ Zeit also, dachte sich der Medikus, dass die Berliner in den Osten kommen.
Die meisten der Zahnärzte, die sich zu der Tagung angemeldet haben, sind aus der Region. „Aber auch aus dem tiefen Westen der Republik sind Kollegen dabei“, verrät Blankenstein. Für die vor allem will er morgen den Stadtführer mimen. Darin hat er Erfahrung.
Vor rund zehn Jahren hat Blankenstein bei einem Betriebsausflug der Berliner Charité nach Görlitz die Führung übernommen. „Vor allem für die Westdeutschen war das eine große Sensation“, erinnert er sich. Eine kleine Sensation sei die Stadt für viele auch heute noch. Blankenstein ist überzeugt, dass nicht nur das Thema des Symposiums die Teilnehmer angelockt hat, sondern auch der Veranstaltungsort.
Marketing im Freundeskreis
Vier Jahre lang hat Felix Blankenstein selbst hier in Görlitz gelebt. Vor genau 30 Jahren hat er an der Neiße sein Abitur abgelegt. „Diese Stadt ist doch irgendwie als eine Art Heimat in Herz und Kopf geblieben“, sagt er und erzählt, dass er seither alle möglichen Menschen nach Görlitz schleppe. „Selbst meine Verwandten aus den USA und meine spanischen Freunde kennen inzwischen das (k)östlichste Bier Deutschlands.“ Nun sind also die Kollegen dran.
„Vielleicht gelingt es uns, die Zahnärzte aus Deutschland einmal hierher zu holen. Als Zuhörer oder Referenten für nächste Symposien“, sagt Blankenstein. Auch Kontakt zu polnischen Kollegen wolle er aufnehmen. „Und vielleicht, aber das ist nun wirklich Zukunftsmusik, vielleicht füllen wir in 15 Jahren mit unserem Symposium die Stadthalle.“