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Wer gut frühstückt, ist stärker als der Wind

Getreidekörner fallen in den hölzernen Trichter des kleinen Mahlwerkes. Binnen weniger Minuten haben sich die Körner in ein Kilogramm weißes Mehl verwandelt. Sebastian Hirsch präsentiert die Technik mit dem elektronischen Mahlwerk in der Sohländer Bockwindmühle.

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Von Constanze Prause

Getreidekörner fallen in den hölzernen Trichter des kleinen Mahlwerkes. Binnen weniger Minuten haben sich die Körner in ein Kilogramm weißes Mehl verwandelt. Sebastian Hirsch präsentiert die Technik mit dem elektronischen Mahlwerk in der Sohländer Bockwindmühle.

Diese hat ihre Pforten zum Deutschen Mühlentag am Montag geöffnet. Zahlreiche Besucher – auch aus Bautzen, Görlitz oder Niesky – ließen es sich nicht nehmen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Bis zum Mittag werden allein schon rund einhundert Gäste gezählt. Diese haben die Möglichkeit, an einer der vielen Führungen durch die Mühle teilzunehmen. So erfahren die Gäste beispielsweise, dass die beiden Mühlsteine jeweils eine Tonne Eigengewicht haben. Und warum das hölzerne Gebäude Bockwindmühle heißt. Der mit dem Erdreich verankerte „Bock“ kann mit Hilfe eines langen Balkens in den Wind gedreht werden. Das schaffe man sogar mit zwei Mann, wenn man gut gefrühstückt habe. Von 1831 bis 1994 befand sich die Bachmannmühle in Familienbesitz. Danach verkaufte Familie Bachmann Grundstück und Windmühle an die Gemeindeverwaltung. Der Rotsteinverein e. V. engagiert sich gemeinsam mit Mühlenfreunden für die Erneuerung des 1776 errichteten Gebäudes.

Mitte der 90er Jahre wurde die Mühle durch einen Spezialbetrieb aus Dresden demontiert. Historische Maschinen verblieben in Sohland. Ein Teil davon wurde in Dresden aufgearbeitet und wieder eingebaut. Die Einweihung erfolgte 1997 im Rahmen des ersten Landwirtschafts- und Mühlenfestes Sohland a. R. Im Laufe der Zeit folgten an weiteren Maschinen Grundinstandsetzungsarbeiten. Sie konnten danach an den ehemaligen Standorten wieder errichtet werden.

Von dem gelungenen Ausbau überzeugten sich die Besucher. Drei Geschosse hoch ist das historische Haus. Ganz zuunterst erzählen Fotografien und Dokumente Mühlengeschichten. Wer die hölzernen Stiegen bis nach oben erklimmt, wird nicht nur mit einem fantastischen Panoramablick belohnt.

Hier ist in das Mahlwerk eine Scheibe eingelassen. Durch diese sind die schweren Mühlsteine zu entdecken. Nach oben ziehen auch die Duftschwaden der Bratwürstchen vom Grill. Denn die Sohländer bewirten ihre Gäste mit Speis und Trank, Kaffee und Kuchen.

Einen Höhepunkt zum Mühlentag haben sich die Kinder der Grundschule ausgedacht. Sie führen die Abenteuer vom Gestiefelten Kater auf. Erst kürzlich haben die Kinder das Stück in Sohland gespielt. Da es so gut ankam, entschieden sich die Kinder, das Märchen zum Mühlentag zu wiederholen. „Gleichzeitig hoffen wir, mit solch einer Veranstaltung auch den Nachwuchs auf unseren Verein aufmerksam zu machen und jungen Leuten die Historie der Gemeinde näher zu bringen“, sagt Christa Leuthold, die sich im Rotsteinverein enagiert. Birgit Haubner betreibt als Pension die Holländer-Windmühle im Ort. Eine Konkurrenz zur Bockwindmühle sieht sie nicht: „Im Gegenteil. Ich schicke meine Gäste gern hierher. Denn so haben sie die Möglichkeit, eine Mühle mit der dazugehörigen Technik mal von innen zu betrachten.“