Von Ulrike Körber
Staat kann Meißen mit seinem spätgotischen Kornhaus auf dem Burgberg nicht machen. Konnte es noch nie, denn so viel Geld, um dem grauen Klotz seinen ursprünglichen Charme zurückzugeben, bringt die Stadt nicht auf. Jetzt will Meißen das Denkmal, das zum großartigen Baukomplex der Albrechtsburg gehört, loswerden. Und zwar dringend, denn für die Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft (Seeg), die das Gebäude bewirtschaftet, ist es ein Fass ohne Boden. Zu wenig wirft das Haus, in dem nur wenige Mieter leben, ab.
Haus auf Messe anbieten
„Ein solches Gebäude gehört außerdem nicht zu unserem typischen Bestand“, sagt Seeg-Chef Ulrich Butzer. Der Eigenbetrieb kümmert sich hauptsächlich um Wohnungen, weniger um historische Ställe und Lagerräume, für welche das Kornhaus vor über 500 Jahren gebaut worden ist.
500 000 Euro will die Seeg für das Denkmal mindestens haben. Mit dem Verkauf wäre Butzer von den laufenden Erhaltungs- und später einmal anstehenden Sanierungskosten entbunden. Denn eines ist klar, „bei einer Sanierung würde nichts unter zwei Millionen Euro gehen“, so der Seeg-Chef. Das ist dem Hotelier Claus Scholze, der das Vier-Sterne-Haus „Burgkeller“ vis-a-vis des Denkmals betreibt, zu teuer. Er schluckt schon beim Kaufpreis. Dabei hatte Scholze bereits mit dem Gedanken gespielt, das Gebäude zu übernehmen, in der unteren Etage Parkplätze einzurichten und darüber Gästezimmer. Die Idee hat er sich nun aus dem Kopf geschlagen. Erst recht, weil noch unklar ist, wie der Burgberg überhaupt gestaltet werden soll.
Zum Thema Burgberg haben sich jetzt aber Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) und Sachsens Finanzminister Horst Metz unterhalten. Erst kürzlich war der OB mit Baudezernent Steffen Wackwitz in den zuständigen Fachbereichen des Ministeriums zum Arbeitsgespräch, so Meißens Finanzbürgermeister Hartmut Gruner. „Sicherlich wird auch das Kornhaus eine Rolle gespielt haben“, mutmaßt er.
„Wir haben allerdings kein Interesse daran. Es gibt bei uns keinen Bedarf“, sagt Elke Manthey, die Sprecherin des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), das sich um Liegenschaften kümmert. „Wir werden Meißen jedoch bei der Vermarktung des Denkmals unterstützen und das Kornhaus erstmals bei der ‚Expo Real‘, der internationalen Immobilienmesse in München vom 23. bis 25. Oktober anbieten“, so die Sprecherin. Mehr könne der Freistaat nicht tun.
Aussicht auf Verkauf
Dass solche Präsentationen durchaus erfolgreich sein können, zeigt der jüngste Verkauf. Ein Jahr lang suchte der Staatsbetrieb einen Käufer für das ehemalige Gefängnis auf dem Meißner Burgberg. Jetzt biss ein Wiener Architekt an. Er will in das 400 Jahre alte Haus investieren und eine Erlebnispension einrichten, teilte gestern die SIB-Sprecherin mit.
Auch der Kunst- und Bauhistoriker Matthias Donath hält es nicht für aussichtslos, dass sich ein Liebhaber für das Kornhaus findet. „Das Gebäude ist so übersichtlich, dass ein privater Investor die Arbeit durchaus schultern kann“, sagt er. Seine favorisierte Lösung ist jedoch, dass der Freistaat das Haus für Ausstellungen nutzt. „Diese Pläne gab es ja schon vor Jahren“, sagt er. Da nun aber Kultur und Denkmal in diesem Fall offensichtlich nicht zusammenkommen, sollten sich SIB und Meißen einen Käufer ganz genau ansehen und seine Konzepte prüfen, so Donath. Der Kunsthistoriker, der sich intensiv mit den sächsischen Schlössern und Herrenhäusern beschäftigt, hat da seine Erfahrungen. „80 Prozent solcher Privatisierungen gehen schief, weil die Käufer irreale Vorstellungen hatten“, sagt er.