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„Wer Kinder erziehen will, muss bei den Eltern anfangen“

Wegen solch starker Worte wurde der Philosoph aus Rammenau berühmt.

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Von Harald Willenberg

Um es vorwegzunehmen: Ich bin Jahrgang 1954 und habe in meiner Schulzeit nicht viel von den großen Philosophen Deutschlands gehört, und wenn dann mit dem Unterton, dass das Otto Normalverbraucher ja doch nicht versteht. Gut erinnern kann ich mich noch an das Jahr 1962, die große Fichtefeier in Rammenau aus Anlass des 200. Geburtstages von Fichte. Da gab es im Gartensaal des Barockschlosses für die Kinder Kakao und Kuchen. Dann wurde in der Schule ein freiwilliger Zirkel angeboten, der sich mit der Geschichte unserer Gegend, unseren Sagen und auch dem großen Sohn Rammenaus befasste. Initiator war der damalige Direktor Wilfried Haufe. Da wurde bei mir der Grundstein für mein Interesse an der Heimat gelegt, und der schlummerte bis zum Jahr 2000. In jenem Jahr wurde in Rammenau das sanierte Erbgericht mit der Fichte-Stube eröffnet. An der Wand neben Fichtes Stammbaum steht der Spruch: „Pflanz einen Baum, und kannst du auch nicht ahnen, wer einst in seinem Schatten tanzt, bedenke, Mensch, dass deine Ahnen, eh sie dich kannten, auch für dich gepflanzt.“ Das ist ja nun wirklich verständlich, stellte ich fest. Damals wurde begonnen, überall die schönen alten Laubbäume zu fällen. Ich dachte erst, das lässt nach, musste aber leider feststellen, dass eben doch die Ökonomie mehr bedeutet als die Ökologie. „Die Selbstsucht ist die Wurzel aller Verderbtheit“, hat Fichte einmal gesagt .

Johann Gottlieb Fichte befasste sich auch mit Pädagogik. Sein Vorbild war Johann Heinrich Pestalozzi. „Wer Kinder erziehen will, der muss bei den Eltern anfangen.“ Wie viele Eltern überlassen die Erziehung anderen oder gar den Medien einschließlich Internet? „Wir lehren nicht bloß durch Worte, wir lehren auch weit eindringlicher durch unser Beispiel“, schreibt Fichte. Und so stellt man fest, wie viel Wahrheit in Fichtes Nachlass auch für uns heute noch steckt. Er wollte immer die Menschen aufrütteln, selbst Verantwortung zu übernehmen, selbst zu denken und dann zu handeln.

Harald Willenberg ist Ortschronist in Rammenau.