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Wer will ein halbes Schwein?

Wie bringt der Jäger das Wild besser an denKunden? Die Antwort ließ eine Studie bisher noch offen. Dafür analysierte sie die Lage umfassend.

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Von Heike Sabel

Der Wunsch der Jäger stand am Anfang. Sie wollen den Absatz ihres Wildes verbessern. Weil das auch den Kunden entgegen kommt und damit der Attraktivität des Kreises, wurde ein Projekt innerhalb des Regionen aktiv-Programmes daraus.

Ein Jahr lang trugen Stephan Böhl und Jenny Postler von der Geraer geoinform GmbH Meinungen und Fakten, Ansprüche und Probleme zusammen. Vorige Woche stellte Böhl nun im Bauernmarkt Röhrsdorf die Ergebnisse der Studie vor.

Nach zwei Stunden einer Unmenge von Zahlen sagte der Leiter des Pirnaer Landwirtschaftsamtes, Frank Kunath: „Das kann es noch nicht sein.“ Regionalmanager Jürgen Israel ist eben so wenig zufrieden: „Das Projekt beinhaltete auch ein Konzept zur Vermarktung, bisher hörten wir aber nur eine Analyse.“ Und auch Friedrich Schneider vom Landwirtschaftsministerium fehlt noch das „Wie“.

Er legt den Finger auf die Wunde: „Von der Qualität liefern wir noch nicht das Optimale.“ Dabei geht es nicht nur um die Qualität des Fleisches, sondern auch um die kundenfreundliche Aufbereitung. Wer will schließlich schon ein halbes Schwein kaufen müssen, wenn er mal Appetit auf einen Braten hat. „Erst Qualität, dann werben, und keine Werbung ohne Transparenz“, sagt denn auch Amtstierarzt Dr. Werner Müller. Dazu gehöre auch das Bündeln von Kräften, um die Nachfrage zu sichern. Böhl hatte dazu in seiner Untersuchung festgestellt, dass die meisten Jäger dazu neigen, „für sich zu wursteln“.

Warten auf konkrete Konzepte

Um genau das Zusammenwirken von Jäger und Kunden zu verbessern, sollte es ein Qualitätskonzept geben. Im Einklang mit denen für Image und Anbieter wäre die Sache dann rund, so der Tenor nach der Vorstellung.

Zwar seien die Konzepte durchaus Bestandteil der Studie, versuchte Frank Marschner, Kreisjägermeister und Leiter des Langburkersdorfer Forstamtes, zu beschwichtigen. Doch leider spielten sie in der Präsentation keine Rolle.

Dabei boten die Umfrageergebnisse dafür vielfältige Anhaltspunkte. So nahm die Untersuchung von Kaufgewohnheiten bei Kunden und Gaststätten als große Abnehmer viel Raum ein. Hier bestehen enorme Reserven, wie auch der Hinterhermsdorfer Jäger Walter Gnauck bestätigte: „Bei uns gibt es acht Gaststätten, nur eine nimmt Wild von uns. Darüber habe ich mich schon manchmal geärgert.“ 43 Prozent der Gaststätten haben Wild in ihrem Angebot. Über die Hälfte davon kauft jedoch nicht beim Jäger im Ort, sondern im Großmarkt. Auch hier sollte ein entsprechendes Konzept Abhilfe schaffen.

Genau so, wie mit relativ einfachen praktischen Dingen, zum Beispiel Faltblättern mit den Adressen der Forstämter und Jäger, für mehr Wissen und Information gesorgt werden kann. Denn die Studie ergab auch, dass die Jäger selbst einschätzen, ihr Angebot sei zu wenig bekannt. Deshalb müssen sie eben mit dem Klinkenputzen beim Gastwirt um die Ecke beginnen, forderte Böhl. „Die jährlichen Wildwochen sollten deshalb regional ausgedehnt werden“, schlussfolgerte Frank Marschner.

Israel hofft nun, dass die fehlenden konkreten Konzepte noch nachgereicht werden. Sonst hätte man wirklich ein Problem hinsichtlich der Finanzierung des Projektes, sagte er unmissverständlich.