Wettlauf um Geld fürs Prälatenhaus

Meißen. Manchmal sind es kleine Dinge, die an die großen erinnern. Zum Beispiel im Fall des Prälatenhauses Rote Stufen 3. Von der Freiheit aus, kurz vor der Schlossbrücke, sieht man den Gebäudekomplex von hinten, dann fällt einem, dicht hinter dem schönen Staffelgiebel aus Backstein, ein Loch in der Dachhaut auf. Zwei Ziegel sind abgerutscht. Das kleine Detail wirft die Frage auf, was mit dem großen Gebäude aus dem Jahr 1509 werden soll?
Noch vor nicht allzu langer Zeit schien seine Zukunft gesichert. Am 29. März 2017 beschloss der Stadtrat, das Prälatenhaus für 240.000 Euro an die Otto-und-Emma-Horn-Stiftung zu verkaufen. Allerdings teilte die Stiftung am 12. Oktober vergangenen Jahres mit, dass sie vom Kauf wieder Abstand nimmt. „Trotz intensiver Bemühungen der Stadtverwaltung, die Dinge, die der Kauf- und Sanierungsabsicht im Wege standen auszuräumen, ist der Kaufvertrag nicht geschlossen worden“, hatte Bürgermeister Renner dazu am 17. Oktober 2018 vor dem Verwaltungsausschuss erklärt.
Aus Sicht der Stiftung, vertreten durch deren Verwalter Tom Lauerwald, gab es zwei Gründe für den Rückzug. Zum Einen sind die ermittelten Sanierungskosten von ursprünglich angenommenen 700.000 Euro auf rund zwei Million angestiegen. „Es ist mir nicht gelungen, die Stadt dazu zu bewegen, sich in irgendeiner Form an den gestiegenen Kosten zu beteiligen“, hatte er im SZ-Gespräch erklärt. Zum Anderen bemängelte er generell fehlende Unterstützung seitens der Stadt für das Projekt: „Das Prälatenhaus könnte ein Aushängeschild für die Stadt sein, deshalb wäre es den Versuch wert gewesen, nach Wegen zu suchen, wie das Projekt hätte gerettet werden können, das ist nicht geschehen. Der Oberbürgermeister setzt andere Prämissen.“
Der hat nach dem Platzen der Kaufverhandlungen mit der Horn’schen Stiftung vor Stadträten erklärt, dass die Stadt das Projekt Prälatenhaus nun ganz in die eigenen Hände nehmen will. Dazu fand am 23. Januar eine Besichtigung des Gebäudes statt. Dazu hatten Oberbürgermeister Olaf Raschke und Bürgermeister Markus Renner interessierte Stadträte eingeladen, die von der Architektin Antje Hainz durch das Gebäude geführt wurden.
Die Stadt hat Fördermittel für das Prälatenhaus beim europäischen Förderprogramm Efre beantragt. Allerdings verfallen diese, wenn bis Ende 2020 die dafür vorgesehenen Arbeiten nicht abgeschlossen sind. „Die Efre-Mittel werden noch abgerufen. Die Planungen hierzu laufen“, erklärte dazu Michael Eckardt von der Pressestelle der Stadtverwaltung. Allerdings muss für das Prälatenhaus eine neue Baugenehmigung eingeholt werden, weil die Stiftung die ihr erteilte – die etwa die stark gestiegenen Brandschutzanforderungen berücksichtigte – zurückgezogen hat.
Nach Auskunft von Michael Eckardt sind Mittel für das Prälatenhaus im aktuellen Doppelhaushalt der Stadt 2018/19 eingestellt. Was mit dem Gebäude einmal werden soll, ist allerdings unklar. „Hierzu gibt es noch keine Beschlüsse.“ Die Stiftung hatte geplant, in dem Gebäude-Komplex – an das Prälatenhaus grenzt direkt noch ein Fachwerkgebäude – eine Heimstatt für Meißener Vereine einzurichten und es auf eigene Kosten zu bewirtschaften.
Und was wird mit dem kaputten Dach? Michael Eckardt: „Der Schaden ist bekannt. Es läuft kein Wasser ins Gebäude. Die Reparatur erfolgt in der nächsten Woche.“