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Wie beim Staatsempfang

Lauenstein. Nach vierjähriger Bauzeit wurde das Rückhaltebecken gestern eingeweiht.

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Von Maik Brückner

Die ganzen Monate haben wir den Bau mitverfolgt, sind immer wieder hergekommen und wollten auch die Einweihung nicht verpassen“, sagt Willi Wendland. Deshalb setzte sich der Nünchritzer gestern Vormittag spontan mit seiner Frau ins Auto und fuhr zum Rückhaltebecken Lauenstein. Passend zum Anlass schob Petrus die Wolken zur Seite und ließ die Sonne scheinen. Auch Käte Wendland strahlt, als sie über den Damm läuft. Nur ein paar Meter vor ihr hat Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) eine Pause eingelegt, um den Blick aufs Tal zu genießen. „Ich fühle mich wie bei einem Staatsempfang“, sagt Käte Wendland.

Dank an die Lauensteiner

Und ganz so unrecht hat sie nicht. Neben dem Ministerpräsidenten ist auch Umweltminister Stanislaw Tillich (CDU), ein Bundestags- und zwei Landtagsabgeordnete sowie zwei Landräte und der Geschäftsführer der Landestalsperrenverwaltung, Ulrich Kraus, zugegen. Echte Lauensteiner sind schwer zu finden. Obwohl sie Ulrich Kraus ausdrücklich begrüßte und sich für ihre Geduld während der Bauarbeiten bedankte. Aber vor der Einweihung hatte die LTV unmissverständlich klar gestellt, dass sie dazu nur geladene Gäste erwartet. „Ich denke, das hätte man anders machen können“, sagt die hiesige Landtagsabgeordnete Andrea Dombois (CDU). Schließlich sei der Damm für die Bürger gebaut worden und die Ausführungen Milbradts und der anderen hätten sicher mehr Leute interessiert.

Das können Peter und Christel Lotze nur bestätigen. Die beiden Lauensteiner haben die indirekte Ausladung nicht so ernst genommen und sind trotzdem gekommen, um sich die fast 39 Millionen Euro teure Anlage aus nächster Nähe anzuschauen. „Es ist herrlich. Wir haben den Bau von der Grundsteinlegung bis jetzt beobachtet“, erzählt der Lauensteiner. Und auch seine Frau ist ganz angetan. Besonders der neu angelegten Wanderweg über den Damm gefällt ihr: „Wunderbar“, sagt sie. Auch Ministerpräsident Milbradt weiß um die Reize des Müglitztals. Deshalb hofft er, dass der 40 Meter hohe Damm das Tal nicht nur vor Hochwasser schützt, sondern auch Touristen anzieht. Er nannte ihn sogar einen „touristischen Leuchtturm“.

Den vermutet auch Landrat Bernd Greif (CDU). Immerhin seien die Besucherzahlen im Weißeritzkreis um elf Prozent gestiegen. „Das ist vielleicht auch auf das Rückhaltebecken zurückzuführen“, mutmaßt der Kreischef. Geisings Bürgermeister Frank Gössel (CDU) wird sehr genau zugehört haben. Seit Jahren bemüht er sich, den Besuchern der Stadt künftig auch am Damm etwas bieten zu können.

Petra und Karin Haney, die in Fürstenwalde oberhalb des Dammes wohnen, haben indes ganz andere Sorgen. Sie nutzen die Gunst der Stunde, um dem Ministerpräsidenten auf die nun verschlechterte Straßenanbindung ihres Dorfes hinzuweisen. „Im letzten Winter gab es Tage, an denen der Pflegedienst die Patienten nicht mehr erreichen konnte“, sagte Karin Haney. Auch der Weg zu den Betrieben im unteren Tal sei an schneereichen Tagen kompliziert.

Milbradt hörte sich die Sorgen an, konnte aber keine Lösung in Aussicht stellen: „Die Behinderung ist zumutbar.“ Im Sinne der Allgemeinheit müssten die Fürstenwalder damit leben, sagte der Ministerpräsident. Trotzdem stellte er in Aussicht, sich das Problem genauer anzuschauen. Glashüttes Bürgermeister Frank Reichel (CDU), dessen Stadt bereits beim Frühjahrshochwasser zum ersten Mal vom Damm profitiert hat, zeigte Verständnis für die Sorgen und urteilte salomonisch: „Jeder Vorteil hat eben auch seine Nachteile“.