Wie das SKC nach Corona durchstarten will

Ruhig ist es im Sorbischen Kulturzentrum in Schleife (sorbisch: Serbski kulturny centrum, deshalb SKC). Keine Besucher weit und breit. Die Einrichtung ist wie alle Kulturstätten und Museen in Sachsen seit Wochen geschlossen. Ausgerechnet zu der Zeit, die dem SKC normalerweise einen Besucheransturm beschert.
Der Ostereiermarkt wäre einer der Höhepunkte des Jahres gewesen. Er fiel aus. Die Osterausstellung hat sich kaum jemand angesehen, und die Ostermalkurse für Schüler konnten nur eine Woche lang stattfinden – mit 150 Kindern, während es sonst um die 700 sind. Zwölf Busreisegruppen blieben weg, die zu Ostern im SKC Bräuche und Traditionen der Sorben kennenlernen wollten. Corona hat all diese Pläne gehörig durcheinandergewirbelt. „Nachholen kann man nichts davon. Es wäre ja keine Atmosphäre, wenn man den Ostereiermarkt im September veranstaltet“, sagt Sylvia Panoscha.
Zu tun haben die Leiterin des SKC und ihre Mitarbeiterinnen trotzdem. Das Osterzubehör – Eier und Werkzeug zum Bemalen – wurde diesmal per Post verschickt. Und jetzt werde halt das gemacht, wozu unter Normalbedingungen nicht immer ausreichend Zeit ist – wie die Überarbeitung der Internetseite zum Beispiel. Auch sei man stärker in den sozialen Medien vertreten. Zudem müssten die Anlagen in Ordnung gehalten werden. Schneiderin Angela Arndt näht derweil Mundschutzmasken. „Es hilft doch nichts, den Kopf in den Sand zu stecken“, begründet Sylvia Panoscha.
Ausstellung zur Wiederöffnung
Stattdessen stehen sie und ihr Team – Stephanie Bierholdt, Angela Arndt und Katrin Zitzer – in den Startlöchern. So werde derweil die Ausstellung mit Malerei von Rainer Hennig aus Weißwasser aufgebaut. Damit man etwas zeigen könne, wenn es wieder losgehen darf. Statt der Vernissage wird es aber wohl eine Finissage geben. Als kleinen Ersatz für den Wegfall des Ostereiermarkts habe man den Kirmesmarkt im Herbst größer aufziehen wollen. Doch noch weiß niemand, wann Veranstaltungen überhaupt wieder stattfinden dürfen. „Wir halten uns lieber noch zurück mit dem, was wir für den Herbst vorhaben“, so die SKC-Leiterin. Das Muttertagskonzert jedenfalls ist schon mal auf 2021 verschoben.

Zum Erhalt und zur Pflege der sorbischen Kultur im Kirchspiel Schleife gründete sich 1992 der Förderverein Sorbisches Kulturzentrum Schleife. Seit Mitte der 1990er Jahre ist Sylvia Panoscha dabei, die schon seit der Schulzeit der Domowina-Ortsgruppe Schleife angehört. Im Oktober 1997 hatte die Gemeinde Schleife den Saal des SKC feierlich eingeweiht – und Sylvia Panoscha als Leiterin eingestellt. „Ich hatte kaum Vorerfahrung. Organisieren, Verhandeln, Koordinieren und Sprechen vor Publikum lernte ich in der täglichen Arbeit. Die ersten Monate waren eine Herausforderung“, erinnert sie sich. Das Büro befand sich damals im alten Bauhof der Gemeinde, später über der Gemeindebibliothek.
1998 organisierte Sylvia Panoscha mit ihren damaligen Mitarbeitern Birgitt Marusch und Werner Hanusch erstmals einen Ostereiermarkt. „Ich selbst war da schon einige Male als Teilnehmerin an Märkten in Bautzen, Hoyerswerda, Neuwiese und im Volkshaus in Weißwasser dabei, da wollte ich natürlich auch in Schleife einen solchen Sorbischen Ostereiermarkt ins Leben rufen“, erzählt sie. Der zweite Sonntag vor Ostern war in der Terminkette der Lausitzer Märkte noch frei. Bis heute ist es dabei geblieben. Aber ohne die gute Zusammenarbeit mit Volkskünstlern, Handwerkern, den Vereinen Sorbisches Kulturzentrum Schleife und Njepila-Hof Rohne sowie den Mitarbeitern des Bauhofs der Gemeinde wäre eine solche Veranstaltung nicht möglich. Für diese aktive Vereinsarbeit in Schleife ist die SKC-Chefin sehr dankbar.
Aus sorbischen Wurzeln heraus
Sylvia Panoscha wuchs in Schleife auf. Urgroßmutter und Großmutter gingen täglich in Tracht, sprachen im Alltag miteinander Sorbisch. „Meine Mutter ging als Kind sorbisch. Später, als junges Mädchen und auch bei der Arbeit im Porzellan-Werk Weißwasser, wurde die Tracht abgelegt und übliche Kleidung getragen“, erzählt sie. Während der Schulzeit in Schleife lernte sie Obersorbisch, bis zum Abitur in Cottbus war es die niedersorbische Sprache. „Aber beides war nicht ganz dasselbe, das Oma sprach“, sagt sie und verweist auf den Verein Kólesko, der schon viel für die Bewahrung des Schleifer Sorbisch getan hat.
An der Bergakademie Freiberg studierte Sylvia Panoscha zunächst Verfahrens-Chemie. Später arbeitete sie als Betriebswirtin beim Rat des Kreises Weißwasser. Kurz nach der Wende bildete sie sich berufsbegleitend im Fachschulstudium weiter und schloss 2010 als Kulturmanagerin ab.
Mit ihrem Team organisiert sie Lesungen, Kabarett und Konzerte bis hin zu Märkten, der Orchideen- und der Apfelsortenschau. Besondere Höhepunkte sind die Gastspiele des Sorbischen National-Ensembles Bautzen sowie die Veranstaltungsreihe „Bräuche – Trachten – Traditionen“ mit dem Sorbischen Folkloreensemble Schleife. In einer Dauerausstellung sind über 100 Trachtenpuppen in etwa 60 Ankleide-Varianten zu sehen. Sonderausstellungen würdigen einheimische Volkskünstler.
Gern würde Sylvia Panoscha den Bereich der Dauerausstellungen erweitern und künftig in einem Raum die Schleifer Sagenwelt zeigen. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Erneuerung der Informationsausstellung. Gut fände sie eine ganz neue Ausstellung über das Schleifer Kirchspiel. Stephanie Bierholdt hat dazu bereits ein Konzept erarbeitet. Das Projekt wird durch die Stiftung Zuhause in Schleife, Rohne und Mulkwitz gefördert.
Im Jahr 2022 feiert die deutsch-sorbische Gemeinde Schleife 750 Jahre Ersterwähnung. Als Schulkind erlebte Sylvia Panoscha 1972 den großen Festumzug zur 700-Jahr-Feier. „Damals lief ich vom Schulchor aus in sorbischer Tracht mit. Der Festumzug war originell und vielfältig gestaltet – mit Themen wie Ortsgeschichte, Schule, Kirche und Sport“, erinnert sie sich. Auch im SKC werden bereits Ideen für das Jubiläum im übernächsten Jahr gesammelt. „Für mich ist es ein Glücksfall und ein Geschenk, hier arbeiten zu dürfen. Es bereitet mir nach wie vor Freude“, sagt sie.