Von Ines Scholze-Luft
Zwölf Stangen muss Border Collie Aika in Windeseile umkurven. Der Slalom gehört zum Parcours beim 4. Radebeuler Elbtal-Cup im Agility. Aikas jetziger Lauf ist noch eine Übung. Doch das weiß die fünfjährige Hündin nicht. Und es wäre ihr wohl auch egal. Denn sie rennt offensichtlich sehr gern und kann das Startkommando ihrer Hundeführerin Nicole Lange kaum erwarten. Wie der Blitz saust Aika über die Slalomstrecke. Ohne anzuecken und aus der richtigen Startposition.
Das ist ebenso wichtig wie Schnelligkeit, weiß Lothar Hofner vom Hundesportverein Radebeul. Seit zehn Jahren wird hier auf dem Platz des Vereins an der Festwiese in Radebeul-West Agility trainiert. Die Sportart kommt aus England, heißt übersetzt so viel wie Flinkheit oder Wendigkeit und bedeutet, eine Strecke mit Hindernissen in einer bestimmten Zeit zu bewältigen. Slalom, Hürden, Wippe, Steg sowie Reifen und Tunnel gehören zu den 20 Geräten, die die Radebeuler Wettkampfstrecke bilden. Dort treten am Sonnabend und Sonntag etwa 160 Teams mit Mensch und Hund an. Sie kommen nicht nur aus Sachsen, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet und aus Tschechien. Die meisten kennen sich schon von so manchem anderen Turnier. Zwischen 15 und 70 Jahren sind die zweibeinigen Teilnehmer alt. Was umso beachtlicher ist, weil die Sportart auch ihnen große Schnelligkeit und gutes Koordinationsvermögen abverlangt. So begleiten sie ihre Tiere nicht nur, sie müssen sich auch vor dem Start den genauen Ablauf der Strecke einprägen. Je perfekter das Team von Hund und Hundeführer eingespielt ist, je besser der Hund quasi an einer unsichtbaren Leine läuft, desto größer sind die Chancen auf eine gute Platzierung.
Neben dem Siegeswillen spielt bei diesem Hochleistungssport nicht zuletzt die Gesundheit der Hunde eine Rolle. Es wird sehr darauf geachtet, dass die Tiere nicht abrupt bremsen oder zu enge Wendungen vollführen, sagt Lothar Hofner. So etwas würde zu sehr auf die Gelenke gehen. Bevor die Vierbeiner überhaupt an solch einem Wettbewerb teilnehmen können, müssen sie eine Begleithundeprüfung absolvieren, zeitigstens mit 15 Monaten. Dafür werden Unterordnung und Sozialverträglichkeit trainiert. Denn die Hunde dürfen weder den Platz von allein verlassen noch irgendwie aggressiv sein. Das alles müssen sie ebenso lernen wie später den Weg durch die Geräte auf dem Agility-Parcours. Was zu den drei Leistungsklassen führen kann – von A1 wie Anfänger bis A3 wie Profi. Und natürlich kommt es auch auf die Größe an. Drei Klassen sind beim Wettkampf zu unterscheiden: Mini wie der Papillonhund, midi und large – dazu zählt der Border Collie.
All das kann der Besucher kennenlernen und erleben – ohne Eintritt zahlen zu müssen –, wenn er am heutigen Sonnabend oder am Sonntag den Wettkampf verfolgt. Denn der Elbtal-Cup ist eine öffentliche Veranstaltung, sagt Lothar Hofner. Dafür öffnet der Verein die Türen seines Platzes. Für die Gäste gibt es Sitzgelegenheiten und die Möglichkeit zu einem Imbiss. Und vor allem viel zum Schauen, verspricht Hofner. Von 9 bis etwa 18 Uhr ist an beiden Tagen Betrieb auf der Wettkampfstrecke, nur am Sonntag wird 13 bis 15 Uhr pausiert, wegen der Sonntagsruhe.
Damit die Zuschauer wissen, was sich im einzelnen vor ihnen abspielt, gibt es Informationen zum Ablauf. Auch Lothar Hofner wird als Sprecher auftreten. Sein Hund Pirot, ein Papillonrüde, nimmt mit Trainerin Elisabeth Eckhardt am Wettkampf teil. Lothar Hofner freut sich auf die Gespräche mit den Besuchern. Er weiß, manche sind auf dem Platz, um sich über eine Rasse zu informieren, weil sie sich selbst einen Hund anschaffen wollen. Für die Information bietet der Elbtal-Cup eine gute Gelegenheit. Wie Lothar Hofner stehen auch die anderen Vereinsmitglieder den Gästen Rede und Antwort. Zum Verein, der dieses Jahr 60. Geburtstag feiert, gehören etwa 40 Frauen und Männer. Einige starten an diesem Wochenende selbst, andere haben als Helfer zu tun – so als Zeitnehmer oder auch beim Aufbau des Parcours.