Von Katja Schäfer
Freude und Sorgen liegen bei Annett und Hagen Pursche ganz dicht beieinander. Sie lieben ihren Laden „Die Lausitz schmeckt“, den Annett Pursche vor zwei Jahren im Cunewalder Ortsteil Weigsdorf-Köblitz eröffnet hat. Die damit verbundene Arbeit macht ihnen Spaß; auch wenn sie sechs Tage in der Woche von 4 bis 19 Uhr und mindestens den halben Sonntag im Dienst sind. Den Schritt bereuen sie auf keinen Fall. Wenn da nur nicht die finanziellen Sorgen wären. „Wir kämpfen jeden Monat aufs Neue um Kunden“, sagt Annett Pursche. Froh ist sie darüber, dass es eine ganze Reihe Stammkunden gibt, die bis aus Bautzen, Dresden und Görlitz kommen. Doch es könnten noch mehr sein. Ein Grund für die Zurückhaltung sieht Hagen Pursche darin, dass viele Leute falsche Vorstellungen von dem Geschäft haben. Einige würden denken, es ist ein reiner Käse-Laden, weil Pursches bekannt sind für die von ihnen entwickelten und hergestellten geräucherten Käse-Kugeln. Andere sind der Meinung, es gäbe nur Bio-Produkte. „Das stimmt alles nicht. Bei uns gibt es ganz viele Waren des täglichen Bedarfs – aber die kommen nicht von weither, sondern von Erzeugern aus der Region“, erklärt Hagen Pursche und nennt als Beispiele Butter und Joghurt aus den Krabat-Milchwerken in Wittichenau, Käse aus der Hofkäserei Vetter in Wehrsdorf, Zwieback aus Neukirch, Mehl aus der Rätze-Mühle in Spittwitz.
Das Ehepaar aus Cunewalde, das selbst zum Beispiel Käsebratwurst und Sülze beisteuert, ist ständig bemüht, das Sortiment zu ergänzen, um mehr Kunden anzulocken. Neu im Angebot sind unter anderem Fruchtsirup und Marmeladen aus Weixdorf und hausgemachte Butterkekse aus Neugersdorf. Seit Kurzem gibt es im Laden von Dienstag bis Freitag auch Brot, Brötchen und Kuchen aus der Bäckerei Knobloch aus Oberförstchen. Neu ist ebenso das Frühstücksangebot. Gut angenommen wird das Mittagessen, das Hagen Pursche von Montag bis Freitag mit Produkten aus dem Laden frisch zubereitet. „Da kommt nichts aus Tüten und Dosen“, betont er. Zwei Gerichte stehen jeweils zur Auswahl. Gestern gab es unter anderem Nudeln aus Wehrsdorf mit Wurststückchen von Pursches Käsepeitschen und geriebenem Räucherkäse. Einen kleinen Ansturm gibt es donnerstags, wenn 15 Uhr Forellen aus dem Räucherofen geholt werden.
Annett Pursche beschäftigt im Laden eine Köchin auf einer Halbtagsstelle und eine Verkäuferin. Deren Lohn muss jeden Monat reinkommen. Ebenso die Miete für die Räume, die Pursches mit eigenen Mitteln ausgebaut haben, und die Raten für den Kredit. Um das zu erwirtschaften, sind etliche Kunden nötig. Umso mehr bedauern die Pursches, dass der Pfennigfuchser-Markt geschlossen hat, der sich in dem Gebäude hinter ihrem Laden befand. Dadurch kam viel Laufkundschaft zu ihnen. Die fehlt jetzt. „Wir wünschen uns sehr, dass wieder ein Geschäft in die Räume einzieht; zum Beispiel ein Baumarkt oder ein Drogeriemarkt“, sagt Hagen Pursche. Große Hoffnungen machen er und seine Frau sich allerdings nicht. Deshalb nutzen sie alle denkbaren Möglichkeiten, um auf sich aufmerksam zu machen. Eine gute Gelegenheit bietet der „Lausitz-schmeckt-Markt“, der am Sonntag stattfindet, wenn sich die Eröffnung des Ladens zum zweiten Mal jährt. Die erste Auflage vor einem Jahr war ein Erfolg. 1 200 Besucher kamen. Deshalb gab es diesmal so viele Anfragen von Händlern, dass Pursches einigen absagen mussten. „Der große Platz vor unserem Laden ist ausgebucht“, berichten Pursches. Für sie ist das mal wieder ein Grund zur Freude.