So funktioniert der Damm im Pöbeltal

Dass der Pöbelbach ein Hochwasser verursachen könnte, danach sieht es momentan überhaupt nicht aus. Er tröpfelt dieses Frühjahr trocken vor sich hin. Zeitweise verschwindet das Wasser zwischen den Steinen. Doch er kann auch ganz anders. Dann wird er zum reißenden Strom. Um diesen in den Griff zu bekommen, hat die Landestalsperrenverwaltung (LTV) oberhalb von Schmiedeberg einen neuen Damm gebaut, um Hochwasser zurückzuhalten.
Dessen Bau ist jetzt abgeschlossen. Er hat rund 50 Millionen Euro gekostet. Birgit Lange, die bei der Talsperrenverwaltung den Betrieb Oberes Elbtal leitet, und LTV-Geschäftsführer, Heinz Gräfe, sind aus diesem Anlass am Donnerstag, 30. April, vor Ort nach Niederpöbel gekommen. Sie gaben auch das Signal, um die Schranke an der Staatsstraße 183 zu heben. Die Straße durch das Pöbeltal ist jetzt nach dreieinhalb Jahren Sperrzeit wieder für den Verkehr offen.

Das neue Rückhaltebecken schützt besonders Schmiedeberg und das Tal der Roten Weißeritz bis Dippoldiswalde. Hier fällt in Zukunft durch den neuen Rückhaltedamm ein Hochwasser um 30 Prozent geringer aus, rechnete Heinz Gräfe, der Geschäftsführer der Landestalsperrenverwaltung, vor. Die Wirkung nimmt dann zwar ab, hält aber entlang der ganzen Weißeritz an bis nach Freital und Dresden. Hier gibt es sonst nur noch die Talsperre Malter für die Eindämmung von Hochwasser, und die ist im Verhältnis zu ihrem Einzugsgebiet ein kleines Becken.
Tonnenschwere Stahltafeln schließen Straße und Bach
Der Damm in Schmiedeberg ist eine besondere Konstruktion. Hier gibt es einen Durchlass für den Pöbelbach, aber auch einen für die Staatsstraße 183. Das ist eine absolute Ausnahme. Wenn hier eine Flut droht, läuft ein sauber durchgeplantes Programm ab. Die komplette Anlage in Niederpöbel wird automatisch überwacht. Sobald der Pegel unterhalb vom Damm meldet, dass 3,5 Kubikmeter Wasser in der Sekunde durchfließen, läuft der Alarmplan an. Das ist mehr das als Dreihundertfache an Wasser, wie derzeit fließt.
Der Staumeister in Malter setzt sich ins Auto und fährt nach Niederpöbel. Dort klappen schon ferngesteuert Sperr- und Umleitungsschilder auf. Eigentlich darf niemand mehr auf der Straße durch den Damm fahren, sondern muss die Umleitungsstrecken nehmen. Die führen über die Kreisstraßen von Schmiedeberg in Richtung Ammelsdorf und Schönfeld oder über die Bundesstraße B 170 nach Bärenfels und weiter ins Pöbeltal.
Zweimal im Jahr wird gesperrt und geprobt
Der Staumeister kontrolliert, dass auch niemand sich im Damm oder der Umgebung aufhält und lässt die große, 45 Tonnen schwere Tafel herab, welche den Straßendurchlass abdichtet. Wenn der Wasserspiegel im Bach weiter steigt und die Marke von elf Kubikmetern in der Sekunde erreicht, wird die zweite Stahltafel abgesenkt, die den Durchlass für den Bach sperrt. Der Aufstau beginnt. Über zwei dicke Rohre könnten die Staumeister dann kontrolliert Wasser abgeben. Selbst wenn das Hochwasser vorbei ist, erfordert der Abstau große Vorsicht.
Oberhalb des Damms ist eine wertvolle Bergwiese. Wenn das Wasser zu schnell abgelassen würde, besteht die Gefahr, dass sie beschädigt wird. Ebenso darf nicht zuviel Wasser in das Bachbett unterhalb des Damms geleitet werden, sonst richtet das hier Schäden an. Dieser Ablauf wird von jetzt an zweimal im Jahr geprobt. Dann wird die Straße durch den Damm gesperrt und alles durchgespielt wie im Ernstfall, der hoffentlich lange nicht eintreten soll.
Normalerweise gehört zu einem Dammbau noch ein Probestau, der mindestens 75 Prozent der Dammhöhe erreicht. Dafür reichte dieses Frühjahr das Wasser im Pöbelbach bei Weitem nicht. Erst dann wenn dieser Test gelaufen ist, gilt der Dammbau endgültig als abgeschlossen. Aber dieses Problem hat nicht nur der Pöbeldamm. Auch die Bauwerke in Glashütte und Lauenstein haben diesen Härtetest noch nicht gehabt. "Wir gehen dennoch davon aus, dass sie zuverlässig funktionieren", sagt Birgit Lange.