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Wie die Klinik brustoperierten Frauen hilft

Miese Implantate aus Frankreich lösten einen Skandal aus. Viele Frauen tragen tickende Zeitbomben in sich. Die Sebnitzer Klinik berät jetzt Verunsicherte und tauscht bei Bedarf die Silikonkissen aus.

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Von Thomas Möckel

Die Frau am Telefon war äußerst besorgt. Vor geraumer Zeit war sie in der Sächsische- Schweiz-Klinik Sebnitz operiert worden und trägt seitdem Silikonimplantate in der Brust. Ob es auch die fehlerhaften Kissen aus Frankreich seien, wollte sie wissen. Dr. Aiman Bachouri, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe und Leiter des Brustzentrums, konnte sie beruhigen. Bei seinen Brustoperationen verwendet er nur Qualitätsimplantate. Generell häufen sich die Anfragen in der Klinik von verunsicherten Frauen, die dort oder anderswo operiert wurden. Das Krankenhaus hat nun extra eine Beratungsstelle eingerichtet und tauscht bei Bedarf die Implantate auch aus.

Was macht die französischen Implantate so gefährlich?

Wohl aus Kostengründen sind die Implantate der inzwischen insolventen französischen Firma Poly Implant Prothése (PIP) dünnwandiger als andere. Sie halten daher nur etwa vier bis fünf Jahre und können schneller reißen. Zudem sind die Kissen mit billigem Industriesilikon befüllt. Gelangt das in den Körper, kann das laut Bachouri möglicherweise zu massiven Allergien, schweren Entzündungen und gar zu Krebs führen. Ein erhöhtes Krebsrisiko ist zwar noch nicht sicher nachgewiesen, allerdings sind PIP-Produkte in Deutschland bereits seit April 2010 verboten.

Welche Implantate verwendet die Sebnitzer Klinik?

Seit Jahren verwendet das Team um Dr. Bachouri Qualitätsimplantate der Firmen Allergan, Polytech, Silimed und Mentor. Sie sind mit unbedenklichem medizinischem Silikon gefüllt, damit allergie- und entzündungsfrei und nicht krebserregend. Die Kissen bestehen aus mehreren Kammern, eine spezielle Beschichtung macht sie besonders reißfest. Der Hersteller garantiert zehn Jahre, dass sie nicht auslaufen oder schrumpfen.

Können Laien die Qualität der Produkte erkennen?

Laut Bachouri kann der Laie nicht erkennen, ob die Kissen qualitativ hochwertig sind oder nicht. Der Patient müsse sich vielmehr darauf verlassen können, dass der Arzt richtig berät und das für den Patienten beste Material wählt.

Woher wissen Frauen, ob sie gefährliche Implantate tragen?

Frauen, die Brustimplantate tragen, bekommen nach der OP ein Zertifikat mit dem Namen des Herstellers, einen sogenannten Implantatpass. Anhand dessen kann geprüft werden, welche Implantate die jeweilige Frau trägt.

Bezahlen Krankenkassen den Tausch der Silikonkissen?

Teilweise ja, das ist in Deutschland inzwischen geregelt. Laut Bachouri sehen die Kassen in den Fällen der billigen PIP-Implantate eine medizinische Notlage bestätigt. Daher zahlen sie die notwendige Operation, um alte Kissen zu entfernen. Dabei ist egal, ob die Frau zuvor aus medizinischen oder aus rein ästhetischen Gründen operiert wurde. Möchten die Frauen aber im Gegenzug neue Qualtitätsimplantate, so müssen sie diese selbst bezahlen. Kosten: rund 2500 bis 3500 Euro.

Wie läuft eine solche Operation an der Brust ab?

Seit 1996 macht Bachouri in Sebnitz Brustoperationen, rund 300 sind es im Jahr, darunter etwa 50, bei denen er Silikonkissen einsetzt. Das sind sowohl medizinische als auch ästhetische Eingriffe. Eine solche Operation unter Vollnarkose dauert rund 50 bis 80 Minuten. Bei einer Austausch-OP öffnet Bachouri genau die alten Narben, es kommen also keine neuen hinzu. Die Silikonkissen werden je nach Brustgröße unter beziehungsweise über den Brustmuskel geschoben, um eine natürliche Form der Brust zu erhalten. Bei rein ästhetischen Operationen – also gewünschten Brustvergrößerungen – beginnt Bachouri mit Implantaten, die zwischen 220 und 360 Gramm wiegen. Vor jeder OP werden die Frauen zudem mit Mamma-Sonografie bzw. bei Patienten mit brustkrebsbelasteter Familienanamnese und einem Alter über 40 Jahren mit Mammografie untersucht, um auszuschließen, dass sie Brustkrebs haben.

Wie lange dauert die Heilung nach so einer Brust-OP?

Bachouri lässt die Patienten 24 Stunden nach der OP in der Klinik beobachten, dann dürfen sie nach Hause. In der Regel sind sie dann eine Woche krankgeschrieben. Frauen müssen vier Wochen einen Sonder-BH tragen und dürfen die Brust nicht voll belasten. Ab der fünften Woche ist die Brust dann in der Regel wieder voll belastbar.

Können Frauen mit Implantaten Kinder stillen?

Nach Angaben von Bachouri ist das grundsätzlich möglich, es gibt aber keine Garantie dafür, dass es tatsächlich klappt. Darüber klärt er die Patientinnen vorher auf.

Welche Risiken können nach der Operation auftreten?

Mit sehr großen Risiken sind Operationen, bei denen Frauen Silikonimplantate eingesetzt werden, nicht behaftet. Aber die Frauen, sagt Bachouri, müssten damit leben, dass sie einen Fremdkörper in sich tragen. Bei sensiblen Körpern könnten manchmal Druckbeschwerden auftreten. Und die operierten Frauen müssen stets einen BH tragen – zur Entlastung.

Wohin können sich verunsicherte Frauen wenden?

Das Brustzentrum Ostsachsen, eine Kooperation zwischen der Sächsische- Schweiz-Klinik Sebnitz und dem Klinikum Oberlausitzer Bergland, bietet Frauen mit Silikonimplantaten individuelle Beratungen an. Termine können in der Klinik Sebnitz vereinbart werden, unter Telefon 035971 61134 .