Von Frank Korn
Wie Kommunalpolitik aussieht, haben sich die Schüler der 9. Klassen der Oberschule Waldheim am Donnerstag bei der Sitzung des Stadtrates angeschaut. Einen Tag später sind sie selbst Stadträte und bereiten sich auf eine Sitzung vor. Im „Planspiel Kommunalpolitik“ – einer gemeinsamen Aktion der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Stadt Waldheim – arbeiten sie Anträge aus, die sie in der Sitzung des Jugendstadtrates am 15. April einbringen wollen.
Die Fraktion Jugend für Waldheim (JFW) hat sich für ein Thema entschieden, welches man nicht unbedingt zu den Interessen von Jugendlichen zählen würde. Sie wollen sich für die Errichtung eines Hundeparks auf der Lessinginsel einsetzen. Betreut werden sie bei der Ausarbeitung ihres Antrags von Stadtrat Sandro Dierbeck (FDP). „2011 haben wir uns in der Fraktion schon einmal für einen Hundepark eingesetzt. Deshalb war ich erfreut, dass sich diese Jugendfraktion für dieses Thema entschieden hat“, sagt Dierbeck. Von dem FDP-Stadtrat erfahren Fraktionsvorsitzende Francesca und ihre Mitstreiter Cansu, Chris, Nam und Ronny, wie solch ein Antrag aufgebaut ist. Zunächst muss der Antrag formuliert werden. „Der Stadtrat möge beschließen, dass auf der Lessinginsel ein Hundepark errichtet wird“, schreibt Francesca in das Antragsformular.
Danach tragen die Jugendlichen Fakten zusammen, mit denen sie ihren Antrag begründen. „Es wird die Möglichkeit geschaffen, dass die Hunde frei herumlaufen können“, sagt Chris. Die Innenstadt wäre sauberer, ist ein weiteres Argument. Und sicherer. Viele Hundebesitzer gehen mit ihren Hunden auf dem Oberwerder spazieren. Dort befindet sich auch ein Spielplatz und viele Eltern sorgen sich sowohl um die Sicherheit ihrer Kinder als auch um die Sauberkeit.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Kostenfrage. Da kann Sandro Dierbeck weiterhelfen. „Mit eintausend Euro ließe sich da schon viel bewerkstelligen“, sagt der Stadtrat. Die Lessinginsel ist von drei Seiten eingezäunt, man müsste also nur noch auf einer Seite einen Zaun errichten. Zudem könnten die Hundevereine der Zschopaustadt mit ins Boot geholt werden. „Und natürlich kann man auch Eigeninitiative ergreifen und bei der Errichtung eines Hundeparks selbst mit zupacken oder Spenden dafür sammeln“, so Dierbeck.
Nachdem Fraktionsvorsitzende Francesca den Antrag ausgefüllt hat, wird er abgegeben. Die fünf Jugendlichen der Fraktion JFW sind mit ihrer Arbeit sichtlich zufrieden. Das Planspiel Kommunalpolitik halten sie für eine gute Sache. „Es bringt gute Noten in der Schule“, sieht es Francesca zunächst einmal ganz praktisch, fügt aber gleich hinzu, dass es sich für sie und ihre Mitschüler lohnt, einen Einblick in die Arbeit der Stadträte zu bekommen.
Stadtrat Sandro Dierbeck ist begeistert von der Mitarbeit der Jugendlichen. „Ich bin schon zum fünften Mal bei diesem Projekt dabei. Die Aufmerksamkeit und das Engagement sind deutlich gestiegen.“ Lehrerin Silvia Eckardt sieht in dem Planspiel eine gute Möglichkeit, die Gleichgültigkeit abzulegen. „Die Jugendlichen erfahren, wie sie sich auf kommunaler Ebene einmischen können.“