Von Constanze Knappe
Rote Dachziegel, Fassade in lichtocker, Ziergaube, Plastiken. Dr. Friedmann Karl Görbing beschreibt, wie das Schmöllner Schloss einmal aussehen wird. Die älteste bekannte Ansicht stammt von 1830. Ein Bild von der farbigen Architekturbemalung gibt es jedoch nicht. So bedarf es einiger Fantasie, den Vorstellungen des stellvertretenden Vorsitzenden des Schloss-Fördervereins zu folgen. Statt der rot leuchtenden Dachziegel bedeckt Dachpappe die großen Löcher, durch die das Regenwasser über lange Zeit ungehindert Schaden bis ins Erdgeschoss anrichten konnte. Die Fenster der unteren Etage sind mit gelochten Platten gesichert. „Die schützen vor Vandalismus, ermöglichen aber die Belüftung“, sagt der 67-Jährige. Der äußeren Ansicht nach hat sich seit der Rettung der Dachgaube, die abzustürzen drohte und deshalb vorerst eingelagert wurde, nicht allzu viel getan. Doch der Schein trügt.


Im Inneren des von 1748 bis 1750 erbauten Schlosses ist eine Menge passiert. Von den rund 200 Deckenbalken ist etwa die Hälfte erneuert, aber nicht einfach alt durch neu ersetzt. Hausschwamm wurde sorgfältig am Mauerwerk abgeflammt, beschädigtes Holz entfernt und neues angesetzt. So bleibt von jedem alten Balken ein unterschiedlich langes Stück erhalten. Es beeindruckt, mit wie viel Mühe da zu Werke gegangen wird. „Die Bausubstanz ist besser geworden, weil neben den beiden Hauptschäden noch anderes beseitigt werden konnte“, sagt der 35-jährige Vereinsvorsitzende Veit Steinbach.
Bis 2018 geht die Notsicherung weiter, in Abstimmung mit der Denkmalpflege. Nachdem ein privater Investor absprang, erwarb der Förderverein das Schloss. Ohne dessen engagierten 15 Mitglieder wäre es womöglich teilweise eingestürzt. Seit 2010 wurde das Dach abgedichtet, wird Stück für Stück instand gesetzt, was zu retten ist. Bis Jahresende werden 150 000 Euro verbaut sein. Davon flossen beachtliche 130 000 Euro aus Fördertöpfen des Freistaats. Dort sieht man das Potenzial des Schmöllner Schlosses – in enger baulicher Verwandtschaft zum Barockschloss Rammenau. Im vorigen und diesem Jahr schießt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn/Potsdam jeweils 8 000 Euro zu. Gutes Geld, mit dem der Verein Eigenanteile für Fördergelder aufbringen kann.
Trotz des Baufortschritts bleibt noch viel zu tun. Das fällt unterm Dach besonders ins Auge. Die Südseite des Gebäudes zum Kutscherhaus hin ist kaputt. Als eine der nächsten Aufgaben werden Dachstuhl und Mansardengeschoss in Angriff genommen. Noch in diesem Jahr wird auf der Hofseite die Kellermauer repariert, eine Barriere gegen Grundwasser errichtet sowie im Inneren ein weiterer Teil der Holzarbeiten abgeschlossen. Parallel dazu beginnt die Erarbeitung eines Konzepts für die Gestaltung des Parks mit der seltenen, über 300 Jahre alten Federbuche. Der schwerwiegendste Eingriff im Park sei die Vernachlässigung, sagt Veit Steinbach.
Konzert im Park
Nach der Notsicherung wird es mindestens weitere zehn Jahre dauern, um das Schloss innen und außen instand zu setzen. „Wir haben die feste Absicht, in kleinen Schritten bis zur Nutzungsfähigkeit tätig zu werden“, so Friedmann Karl Görbing, der sich als Bauingenieur ehrenamtlich in der Denkmalpflege engagiert. Drei bis vier Millionen Euro wird das insgesamt kosten. Da der Verein ohne den berühmten reichen Onkel aus Amerika auskommen muss, ist je nach finanziellen Möglichkeiten mit Pausen zu rechnen. Genutzt werden soll das Schloss irgendwann zu Wohnzwecken, der große Fest- und der kleine Gartensaal für kulturelle Aktivitäten wie Konzerte und Ausstellungen. Das trägt die Gemeinde Schmölln-Putzkau so mit und half deshalb dem Verein mit einem Eigenanteil für Fördermittel.
Aus Gründen der Baustellensicherheit ist das Schloss nur zweimal im Jahr öffentlich zugänglich. Wie an diesem Sonntag. Nach dem Konzert des Chores 2000 kann man sich im Schloss umgucken und über den Baufortschritt informieren lassen. Zu DDR-Zeiten diente das Schloss als Kindergarten, befand sich darin die LPG-Küche. Ältere Schmöllner erinnern sich noch daran. „Bei Kindern regt ein Schloss die Fantasie an“, sagt Veit Steinbach. Ob ein Schlossgespenst darin lebt, wer weiß das schon so genau. Die drei Vorstandsmitglieder hoffen am Sonntag wieder auf viele Gäste. Jeweils bis zu 800 Euro Spenden brachten die jährlichen Konzerte bisher ein. Firmen aus Schmölln-Putzkau und Umgebung unterstützen mit Material und Arbeitsstunden. „Das erleichtert uns manches“, sagt Schatzmeister Markus Berthold (32). Wie die Arbeiten vorangehen, ist auch das Interesse für das Schmöllner Schloss gewachsen.
Parkkonzert mit dem Chor 2000 aus Schmölln und einer Akkordeongruppe unter Leitung der Beredis aus Bischofswerda am Sonntag, 15 Uhr. Eintritt frei, Spenden erbeten. Nach dem Konzert Schlossbesichtigung möglich.
www.schloss-schmoelln.de